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Wir haben schon so viele Zusatzgeschichten und Informationen zusammen gesammelt und noch immer keinen Namen für die eigentliche Hauptgeschichte. . . so geht das doch nicht. . . müssen wir mal ändern. . .
 
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 Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren

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Lenz

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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySo 22 Sep 2013, 11:21

Er kann doch unmöglich einfach gegangen sein. Morwe verließ das kleine Zimmer mit dem Balkon und blieb irritiert und ratlos im Flur stehen. Auch in den anderen Räumen fehlte jede Spur von Rínon. Und wenn er in der Zwischenzeit verschwunden wäre, hätten entweder Vanye oder Morwe ihn bemerken müssen, denn sie hätten das Öffnen der Haustüre bemerkt.
Aber die Suche nach seinem Freund hatte trotzdem schon ein positives Ergebnis gehabt. Immerhin glaubte Morwe jetzt eine leise Ahnung davon zu haben, was Nîn ihm so umständlich versucht hatte zu sagen. Dem Zimmer, aus dem er soeben getreten war, haftete nicht der blumige Duft Vanyes an, wie etwa dem anderen Schlafgemach, sondern die Spur eines Geruchs, die er mit Rínon assoziierte. Nach den verstreuten und staubigen Utensilien im Zimmer zu schließen, war dies Nîns Kinderzimmer gewesen. Offenbar begeisterte sie der Gedanke an einen schlafenden Elben in ihrem eigenen Bett nicht allzu besonders.
Trotzdem war es kein Grund sich mit einem Kochwerkzeug zu bewaffnen, fand Morwe.
Gedämpftes Rumpeln hallte auf einmal durch die Wände.  Staub rieselte auf ihn herab, irgendwo im Dach knarzte es. Stirnrunzelnd starrte er zur Decke hinauf. War das der Wind? Nein, dafür war die Erschütterung zu stark und kurz gewesen. Sollte etwa jemand auf dem Dach sein? Das Haus grenzte außerdem nicht unmittelbar an ein anderes, weshalb es unmöglich war, das die Geräusche von dort rührten. Morwe lauschte. Etwas wie Husten drang an seine Ohren. Sein erster Gedanke war, dass es Nîn sein, musste, die versuchte über das Dach zu entkommen. So leichtsinnig und stur wie die Zwergin war, hielt Morwe es für absolut wahrscheinlich. Sie würde es fertig bringen mit ihren frisch operierten Wunden eine Fassade hinaufzuklettern. Doch die Geräusche, die auf das erste Rumsen folgten, zerschlugen seine Theorie. Ein überraschter Schrei ertönte plötzlich von oben, gleich darauf Poltern und etwas schlittere eindeutig über die Dachziegeln. Morwes Augen weiteten sich, als er die Stimme als die seines Freundes erkannte. Er hechtete zum Fenster, aber kein Körper fiel oder rutschte vom Dach hinunter. Anscheinend hatte sich Rínon gerade noch gefangen.
Was in Manwes Namen treibt dieser Dummkopf da oben?! Und die viel wichtigere Frage: Wie war er dort hinauf gekommen? Es gab hier keine andere Treppe, keine Leiter nach oben. Auch außen nicht. Soweit Morwe wusste, war sein Freund auch kein versierter Fassadenkletterer oder kam auf solche haarsträubenden Ideen eine vielleicht morsche und vor allem glatte Hauswand zu erklimmen. Wie ist er dort hoch gekommen? Der Balkon wäre naheliegend, aber er liegt genau vor dem Platz, wo ihn jeder hätte sehen können. Und das Fenster im anderen Zimmer sieht viel zu verzogen aus, als dass man es ohne weiteres öffnen könnte... Blieb nur noch das Fenster hier oben im Flur. Aber es war zu. Wie sollte Rínon es verlassen und danach wieder geschlossen haben? Oder war er von ganz unten nach oben geklettert? Es blieb Morwe ein Rätsel.
Kurzerhand riss er das Fenster auf und beugte sich hinaus. Morwe schätzte die Entfernung zum Ansatz des Daches als zu weit ein, um einen Sprung zu wagen. Außerdem schienen die Ziegeln zumindest von hier unten aus nicht unbedingt einen festen Halt zu bieten. Manche standen schief, an anderen, die über die Hauswand ragten, fehlten Ecken und Kanten. Vorsichtig hielt Morwe sich am Fensterrahmen fest und richtete sich auf auf dem kleinen Vorsprung vor dem Fenster auf. Ein Blick hinab verriet ihm, dass Vanye nicht länger im Garten war. Von oben drang eine gedämpfte Stimme zu ihm vor. Rínons Stimme. Dass er mit jemandem sprach, konnte nur eines bedeuten. Morwe grinste. Er musterte die Fassade über sich, suchte sich ein paar besonders tiefe Kerben und Risse im Holz aus und begann seinen Aufstieg.

Sein Herz hämmerte schmerzhaft in seiner Brust. Überrascht bemerkte er wie seine Hand eisern den Rand der Holzkuhle umklammert hielt, aber er konnte den schmerzhaften Griff nicht lösen. Es war eine Sache auf Bäume zu klettern, aber auf einem Dach herumtanzen - nein, Rínon konnte nicht behaupten, dass dies zu den Dingen gehörte, die ihm lagen. Vor allem nicht, wenn die Dachziegeln wackelig und lose waren! Jammervoll dachte er an seine Bücher zuhause und den sicheren Schreibtisch, wo seine Studien auf ihn warteten. Warum ließ er sich immer auf diese Abenteuer mit Morwe ein? Die Verfolgungsjagd gestern hatte ihm wirklich mehr als gereicht. Erst der Sprung vom Baum, dann das Handgemenge mit Menelo...
Rínon schloss die Augen und versuchte seinen Atem zu beruhigen.
„Alles in Ordnung?“
Er seufzte. Mehr als ein Nicken brachte er erst nicht zustande. Mit zittriger Stimme murmelte er schließlich: „Mein Leben pflegt für gewöhnlich eigentlich ein wenig beschaulicher zu sein, weißt du? Ich betrachte Ereignisse lieber aus sicherer Entfernung als an ihnen zu partizipieren. Meine Welt sind Bücher, die Historik meines Volks, nicht das, was in ihnen geschildert wird...“, er legte eine Hand auf die Stelle über seinem Herzen, welches aber noch immer in hektischen Stößen pumpte. „...Ich weiß nicht, wie Morwe es schafft mich immer wieder in solche Situationen zu bringen, wenn ich ihn treffe...“, sagte er mehr zu sich selbst als zu Nîn.
Eine Brise kitzelte seine Haut. Der Wind schien durch die Kuhle, in der sie saßen, ein wenig abgebremst zu werden, denn weiter unten knarzte es im Holz.
Zerknirscht wurde Rínon jäh bewusst, dass dies schon das zweite Mal an diesem doch noch jungfräulichen Tag war, wo er sich vor Nîns Augen zum Narren gemacht hatte.
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 15:34

Wind erfasste Nîns Haare. Es war viel angenehmer, wenn er sanft durch die Haare strich, als wenn er unangenehm an der Kaputze zerrte. Vielleicht würde sie etwas in Bruchtal bleiben, nur um unverhüllt durch die Straßen laufen zu können.
Stille breitete sich zwischen ihr und Rínon aus, die nach Füllung verlangte.
„Meine Mutter hat auch einen großen Teil ihres Lebens nur in Büchern verbracht. Sie hatte Bücher regelrecht gesammelt. Immer, wenn sie mit meinem Vater von einer ihrer Reisen zurück kam, hat sie neue mitgebracht ...mit Geschichten oder Erklärungen über Orte und Sprachen. Du kannst gerne ein paar davon haben, wenn du willst. Mittlerweile kenn ich eh' fast alle auswendig“
Nîn winkelte die Kniee an und schlung den Saum ihres Kleides wieder enger um sich.
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 16:35

Trotz seiner Anspannung, weckten Nîns Worte seine Neugierde. Er versuchte sich an die Zwerge zu erinnern, die vor Jahren als Ehrengäste hier gelebt hatten, konnte sich aber nicht entsinnen ihnen je über den Weg gelaufen zu sein. Warum eigentlich nicht? Im Nachhinein erschien es ihm seltsam, dass er sich damals nicht für sie interessiert hatte. Oder hatte er aus Pflichtgefühl gegenüber Morwe, der aufgrund seiner Familie sich den Fremden nicht nähern durfte, ebenfalls darauf verzichtet?
"Dann musst du für deine jungen Jahre schon sehr belesen sein.", Rínon warf Nîn einen staunenden Blick zu. Die Zeitform, in der sie von ihren Eltern sprach, war ihm nicht entgangen, aber er fühlte es wäre unschicklich sie darauf direkt anzusprechen. "Das ist ein sehr großzügiges Angebot von dir, dem ich nur zu gerne nachkommen möchte. ...Wenn ich es je von diesem Dach schaffen sollte...", er lachte. "Ich hatte dich eigentlich für eine junge Kriegerin gehalten, um ehrlich zu sprechen. Entgegen deiner Größe scheint ausgesprochen viel in dir zu stecken, bei weitem mehr als der erste Blick zu ahnen vermag."
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 17:01

Nîn blickte empört über die Schulter zu dem Elben hinüber. "Ich bin eine Kriegerin! Ich bin alt genug, damit das eine das andere nicht ausschließt! Nur, weil ich mich als Kind in die Bücher hier geflüchtet hatte, wenn ich alleine hier die Zeit totschlagen musste, heißt das nicht, dass ich seit dem außerhalb von diesem Ort nicht alles daran gesetzt hab, in die Fußstapfen meines Vaters treten zu können... Außerdem gibt es genug Orte auf dieser Welt, wo man gar keine andere Wahl hat. Die werden aber nicht von irgendwelchen reichen Leuten in bequemen Sesseln in Bücher geschrieben..." Die Zwergin legte das Kinn auf die Kniee und versuchte nicht an die finsteren Ecken von Bree zu denken. Sie fragte sich, ob diese quietschbunte und überfreundliche Stadt insgeheim einen noch schlimmeren Schrecken verbarg als dunkle Gassen neben Stadttoren...
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 17:31

Peinlich berührt biss Rínon sich auf die Lippe. Es war nicht seine Absicht gewesen Nîn zu beleidigen, aber sie war anscheinend etwas empfindlich, was dieses Thema betraf. Er fragte sich, was das für Orte waren, von denen sie sprach, die nicht in Büchern verewigt wurden. Und ob dieser Seitenhieb ihm gegolten hatte. Rínon spürte einen Anflug von Scham. Leider gehörte er genau zu dieser Sorte von Leuten, von denen sie gesprochen hatte... Zumindest mehr oder weniger. Ein gemütlicher Sessel an einem Schreibpult, ein sicheres Leben hier in Bruchtal. Die Welt da draußen kannte er nicht allzu gut.
Was mochte Nîn wohl alles schon in ihrem jungen Leben erlebt haben? Ihre Stimme klang bitter und ihre Bemerkung darüber, ihr hätte die Welt keine Wahl gelassen, legte nahe, dass ihr das Schicksal nicht besonders gut mitgespielt hatte.
Wieder breitete sich ein betretenes Schweigen zwischen ihnen aus.
Rínon kam sich mit einem Male so furchtbar schwach und naiv vor. Unwillkürlich fragte er sich, ob es möglich war, dass er umgerechnet vielleicht gar nicht viel älter als Nîn war. Ein magerer Trost....
"Ich wollte dir damit nicht zu nahe treten, verzeih.", murmelte er. "...Willst du mir verraten, wie es dazu kam, dass du hier deine Kindheit verbracht hast? Nur, wenn die Frage dir nicht zu direkt ist, versteht sich. Ich tue mich heute morgen ein wenig schwer taktvoll zu sein, wie dir nicht entgangen sein dürfte...", kicherte er halb schuldbewusst halb verlegen.
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 18:07

Nîn schwieg. Wie sollte sie diese Frage bloß beantworten? Es war die Entscheidung ihrer Eltern gewesen, nicht die ihre, dafür war sie schließlich damals viel zu jung gewesen. War es etwa bei Elben üblich, dass Kinder die Entscheidungen ihrer Eltern derart in Frage stellten? "Ich wollte nie wieder hier hin zurück kommen..." Sie biss sich auf die Zunge, als sie selber bemerkte, wie ungewollt traurig ihre Stimme klang, und hoffte, dass Rínon nichts davon bemerkt hatte. Der Wind bließ stärker durch die Baumwipfel und das Haus knarzte unheilvoll. "So weit ich weiß, hatten meine Eltern irgendwann beschlossen, dass die Wildniss, modrige Gasthöfe oder frmde Schmieden keine Orte wären, an denen man ein Kind groß ziehen könnte. Deshalb hatten sie irgendwelche Abmachungen mit Elrond, wodurch sie mich hier abladen konnten, während sie auf Reisen waren." Die Zwergin erschrag über ihre eigenen Worte. Nie zuvor hatte sie über diese Entscheidung gesprochen und dabei gemerkt, wie sehr sie ihr missfallen hatte.
Der Brief und die Erzählung von Elrond ging ihr wieder durch den Kopf und sie beschloss das Thema zu wechseln. Über das warum und weshalb wollte sie sich erst einmal selber im Klaren sein, bevor sie Anschuldigungen verteilte. "Wieso bist du Gelehrter geworden? Als ich dich das erste Mal gesehen hab, hast du nicht wie jemand gewirkt, der den ganzen Tag nur in einer kleinen dunklen Kammer hockt und etwas gegen Abwechslung hat. ... Jedenfalls haben so die Gelehrten gewirkt, mit denen ich bisher zu tun gehabt hatte. ... Irgendwie grauer, ernster und ...staubiger..." Sie musste unwillkürlich grinsen, als sie bei dieser Bemerkung Rínon wieder einen Blick zu warf und dabei einen dicken Staubballen entdecke, den sie in seinen Haaren vergessen hatte und der ihm nun langsam immer weiter auf die Schulter geweht wurde.
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 18:59

Ihm wurde schwer ums Herz, als er die Trauer in Nîns Stimme vernahm und ihre unterdrückte Wut. Und das abrupte Wechseln des Themas war ein eindeutiges Zeichen. Hier war eine Grenze, die sie nicht übertreten würde. Offenbar war Nîn mit ihrer Vergangenheit nicht besonders im Reinen. Rínon fühlte sich schuldig sie an etwas unangenehmes erinnert zu haben, er wollte diese Schatten in ihren Zügen viel lieber vertreiben. Diese betrübte Gemüt stand in einem erstaunlichen Kontrast zu dem, was er noch am Tag zuvor von ihr erlebt hatte. Aber in ihrer Frage an ihn schwang schon wieder eine freche Note mit, die Rínons Lippen sich kräuseln ließ.
"Nun einen 'Gelehrten' kann ich mich wahrlich noch nicht nennen, ich bin noch in meiner Ausbildung. Wenn es nach Morwe geht, bin ich höchstens ein Tunichtgut.", kicherte er und strich sich ein paar lose Haarsträhnen aus den Augen, die die Brise von seinem Kopf geblasen hatte. "Aber einen besonders guten Gelehrten werde ich wohl auch nicht abgeben.... Mir liegt es fern mich auf eine Sache oder ein Gebiet zu versteifen. Mein Geist streckt sich mal hierhin mal dorthin und ist unstet wie der Wind, der die Wolken kreuz und quer über den Himmel treibt, wie es ihm gefällt....", er schaute zum aderblauen Horizont auf und grinste. "Was heißen soll, ich sitze nicht in einer 'kleinen dunklen Kammer'. Und ich lasse mir weder einen Buckel stehen, noch werde ich ihn Staub ansetzten lassen. ...Ich turne nur für gewöhnlich nicht blindlings über Dächer... jedenfalls habe ich meistens keinen Grund dazu..."
Denn es gibt bedeutend bessere Verstecke..., lächelte er still in sich hinein.


Mist, er ist Nîns Frage nach dem Warum ausgewichen xD
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 19:15

Nîn musste lächeln und ihr wurde warm um's Herz. Die Tatsache, dass Rínon ein Elb war, lies sich kaum bestreiten, aber noch nie hatte die Zwergin jemanden so über innere Freiheit reden hören wie ihn. Es waren nicht nur die Worte, sondern mehr der Glanz der dabei in seine Augen trat. Keine versteckten Lügen, kein gehäucheltes Vertrauen. Rínon schien wirklich einfach nur echt zu sein, ohne falsches Spiel und hinterlistige Pläne. "Da hast du etwas verpasst! Einen Sonnenaufgang oben auf einem Turmdach zu verbringen ist wirklich fantastisch...
Du verwunderst mich echt. Ich hätte nie gedacht, dass Elben so-" Die Fragmente eines fröhlichen Trällern drangen wie ein Donnergrollen zu ihnen hinauf, die einen so grausamen Beiklang hatten, dass Nîn für den Bruchteil eines Augenblickes das Verlangen verspürte, blindlings vom Dach hinab zu springen. Der Zwergin stellten sich die Nackenhaare auf. Sie war nah! Zu nah! Selbst das Holz und die Steine des Hauses schienen in plötzlicher Verzweiflung anzufangen zu schreien. Eine Schweißperle rann Nîn über die Schläfe, während sie sich mit letzter Selbstbeherrschung daran erinnerte weiter zu atmen. Ihre Stimme war nicht mehr als nur ein Flüstern. "- ...so grausam sein können...!"
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 23 Sep 2013, 20:46

Der letzte Teil von Rínons humorvoller Bemerkung über Vanye ging im Wind unter, der an Morwes Kleidern zerrte. Seine Finger waren inzwischen taub. In seinen Unterarmmuskeln brannte es und die winzige Kante, auf die er sich mit dem linken Fuß balancierte, war nicht viel breiter als der Spalt, an den er sich mit den Händen klammerte. Morwe wagte nicht zu atmen. Er war nicht weitergeklettert, um nicht einfach in die Unterhaltung der beiden auf dem Dach hineinzuplatzen. Vor allem nicht, da die Zwergin gerade anscheinend einen - er wagte es kaum zu denken - einfühlsamen Moment zu haben schien. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund sprach sie sogar ganz normal. Keine wirren an den Haaren herbeigezogenen Gedanken, keine seltsamen verrätselten Sätze. Es war wirklich verblüffend. Nur leider hatte er diese Erkenntnis dadurch gewonnen, dass er seinen Freund und die Zwergin belauscht hatte... Sein schlechtes Gewissen hockte ihm wie ein Alb auf den Schultern und drückte ihn in die Tiefe. Vielleicht zahlten es ihm die Valar nun damit heim, Vanye ausgerechnet jetzt nach oben kommen zu lassen.
Morwe konnte weder vor noch zurück klettern. In jedwedem Falle erfuhr mindestens einer, er hatte gehorcht. Erklomm er das letzte Stück zum Dach, konnte er Rínon und Nîn Rede und Antwort stehen, wandte er sich hingegen hinab, erfuhr es Vanye. Ersteres war ihm besonders unangenehm und noch dazu war sein Verhältnis zu der Zwergin ohnehin schon angespannt. Aber sollte Vanye ihn hier plötzlich entdecken und ihn fragen, was er da tat, würden es die anderen ebenfalls hören!
Zähneknirschend dachte Morwe daran, dass das Fenster unten offen stand. Vanye würde es merken, zumal sie vorher oben gewesen war. Wenn sie dort niemanden vorfand, würde sie vermutlich einfach den Kopf aus dem Fenster stecken, um sich umzusehen.
Na los, denk nach! Selbst das Knirschen seiner Halswirbel kam ihm entsetzlich laut vor, als er sich vorsichtig umguckte. Doch außer den Bäumen und Gestrüpp war da nichts. Und abspringen konnte er nicht, denn unter ihm war das Fenster. Abgesehen davon würde ihn dann jeder hören. Blieb als letzter Ausweg die Hauskante links von ihm. Beklommen musterte Morwe die Fassade. So wie die Kerben der abgesplitterten Steinstücke aussahen, waren die Steine bröselig. Außerdem konnte er so nah an der Wand nicht erkennen, wie tief die Spalten und Unebenheiten waren. Ich muss es nur zu dem hervorstehenden Stein schaffen, dann kann ich mich um die Ecke manövrieren. Sollte er es wirklich wagen? Unheilvoll raschelte der Wind durch die Dornenranken tief unter ihm. Von oben wehten dumpfe Schleifgeräusche zu ihm herab. Unten erstarb auf einmal der Singsang. "Morwe?", Vanye musste im Flur stehen, ganz nahe dem Fenster.
Von plötzlicher Panik übermannt, fixierte er den vorragenden Backstein an der Hauskante. Morwe zog die Beine an. Mit den Füßen stemmte er sich gegen die Wand, er spannte die Muskeln, lehnte sich nach rechts, um Schwung zu holen, und sprang. Kaum mehr als zwei Schritte schaffte er in der Luft noch an der Wand entlang, damit er die Distanz überbrücken konnte. Seine Rechte bekam den Stein zu fassen. Scharf schnitt dessen Kante in Morwes Handfläche, Schmerz zuckte durch sein Gelenk, da er durch den Schwung um die Ecke des Hauses sauste und mit der angrenzenden Fassade kollidierte. Hektisch tasteten seine Füße und seine Linke nach einem Halt, fanden aber keinen. Gleichzeitig lösten seine anderen Finger ihren Griff. Morwes Herz setzte für einen Sekundenbruchteil aus. Für einen Augenblick war er schwerelos, dann fiel er, doch jäh bekam er mit der Linken eine Ritze zu fassen und krallte sich fest. Mit einem Ruck kam er zum stehen.
Durch das Rauschen in seinen Ohren hörte Morwe Steinstückchen in die Büsche unter sich rieseln. Von Blättern geworfene Schatten tanzten auf seinem Handrücken. Er sah auf. Wie ein Arm ragte ein dicker Ast bis über das Dach.
Und plötzlich fuhr einem Blitz gleich ein Gedanke durch ihn. ...Was ist, wenn Nîn versucht über den Baum vom Dach zu entkommen?
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySa 28 Sep 2013, 19:28

Nîn versuchte ihr Lachen im Keim zu ersticken. Aber wenn selbst jemand wie Rínon es sich traute einen Scherz auf die Kosten der Elbin zu machen, konnte sie immer hin nicht ganz so schlimm sein, wie die Zwergin glaubte zu wissen. Nur bedeutete in dem Fall ‚nicht ganz so schlimm‘ noch immer ein gewaltiges Maß an unheimlicher Grausamkeit. Nîn konnte nicht einmal genau bestimmen, was die Elbin namens Vanye so grausam wirken lies, schließlich half sie nur und hatte dafür gesorgt, dass die Zwergin kaum noch etwas von ihren Verletzungen bemerkte, nur die Art und die Mittel und Wege, die zu diesem Zustand geführt hatten, hatten doch ihre Spuren hinterlassen.
Sie stand auf und tänzelte über das Dach. Ein Krachen und Rieseln von Steinen war nicht allzuweit von ihnen entfernt zu hören gewesen, doch durch den brausenden Wind konnte Nîn dem Geräusch keine Richtung zuordnen. Sie spähte über den Rand und zog den Kopf hastig wieder zurück, als sie einen roten Haarschopf entdeckt, der aus dem Fenster unter ihr ragte.
„Morwe?“
Nîns Herzschlag raste, doch offenbar waren Vanyes suchende Sinne gerade auf ein anderes Opfer gerichtet. Auf allen Vieren kletterte sie so lautlos wie möglich zurück. Hastig wog sie mehrere Möglichkeiten ab. Die Zwergin hatte nicht damit gerechnet bereits so lange erfolgreich ihrem Schicksal zu entkommen und allmählich erwachte wieder Kampfgeist in ihr, der sich nicht erwischen lassen wollte. Das Dach war relativ sicher, aber auch kalt... und wenn Rínon hier hoch gefunden hatte, stieg die Wahrscheinlichkeit, dass Vanye das auch tat.
Womöglich hat er sogar die Leiter unten gelassen...
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag Rínon!
Der Elb hockte mittlerweile unruhig in ihrer kleinen Sitzkuhle und hatte offensichtlich mit der Vorstellung zu kämpfen, was bei seiner nächsten Bewegung alles passieren könnte. Trotz der Tatsache, dass ihre ganze Situation durch den Elben noch um einiges komplizierter wurde, musste Nîn grinsen. Dieser Anblick war einfach zu amüsant.
Bei ihm angekommen, zog sie ihn ohne Vorwarnung auf die Beine und gab ihm keine Zeit um zu protestieren. Nîn hatte sich oberhalb der Sitzgelegenheit auf dem Dach positioniert, wodurch sie sich in etwa auf Augenhöhe mit dem Elb befand und was wiederum einen bemerkenswertes Maß an Gehorsam bei dem unsicheren Elb weckte. „Dieses Dach ist nichts anderes als ein Baum! Es ist gewachsen aus Dingen, die aus der Natur stammen und die trittfesten Stellen zwischen den Ziegeln bilden ein verästeltes Netz wie eine Rankpflanze. Wenn du dich mit den Händen voran tastest, merkst du am schnellsten, wohin zu treten kannst. Guck niemals Seite oder nach vorne. Wichtig sind nur die beiden Ziegelreihen vor und unter dir.“ sie zeigte in Richtung ihres Lieblingsbaumes und ignorierte Rínons Stottern, dass sich nach Protest anhörte. „Siehst du den Ast? Er wirkt zwar nicht unbedingt sehr stabil, aber das täuscht, weil sich einige Äste am Haus verhackt haben. Ich bin darüber ziemlich häufig aus dem Haus geklettert und du willst doch schließlich nicht als Elb hinter einer Zwergin im Klettern zurückstehen oder? Wahrscheinlich erkennst du sogar noch nach all den Jahren meine Spuren, wenn du es schaffst deine unbegründete Angst abzustellen. Du schaffst das schon.“ Sie zwinkerte ihm schelmisch zu und klopfte ihm auf die Schulter, bevor sie sich in einer Geschwindigkeit in Richtung Kamin bewegte, für die sie selbst einige Fassadenkletterer in Bree beneidet hatten. Nach dem ganzen Gefühlschaos fühlte sie sich hier oben zwischen morschen Ziegeln und im Kampf mit dem Wind endlich wieder zu Hause.
Sie warf noch einen letzten heimlichen Blick zurück zu Rínon, damit die Sorge um ihn ihr aus dem Kopf ging, doch wie sie sich schon bei seiner ersten Minuten auf dem Dach gedacht hatte, kam er mit dem klettern besser zurecht, als er von sich selber gedacht hätte. Ein jäher Schock unterbrach ihre Hochstimmung, als sie am Kamin angekommen war.
So gut es das Wetter in Bruchtal mit ihrem Garten gemeint hatte, so schlecht hatte es den Pflanzen an der Hauswand mitgespielt. Um genau zu sein, liesen sich die einst so bedeckten Backsteine nun Durchaus mit Rínons Körper am morgen vergleichen. Sie waren vollkommen nackt und kahl mit nur vereinzelt noch ein paar Überresten, die an glanzvollere Zeiten erinnerten. Nîn schluckte.
Der Gedanke, dass sie sich dadurch in einer Sackgasse befand, kam etwa zur gleichen Zeit wie ein flötender Gesang, dessen Worte danach klangen, als würde Vanye sich gerade wie ein kleines Kind darüber freuen, dass sie den Dachboden entdeckt hatte.
Neue Einstellungen liesen alte Erinnerungen in einem vollkommen neuen Licht erscheinen.
Es ist nur ein Zimmer...
Nîn trat bis an den Rand des Daches.
Eins von vielen in meinem Haus...
Sie fixierte die Äste und Ranken, die sich ihren Weg bis durch die Scheiben in das Zimmer ihrer Eltern erkämpft hatten.
Es gibt keinen mehr, der etwas dagegen haben könnte...
Die Zwergin holte tief Luft und merkte dadurch wieder das Ziehen unter den Verbänden, doch um es sich anders zu überlegen, war es zu spät. Sie sprang.
So viele Jahre war der dunkle Fleck ihrer Vergangenheit in Bree nicht her, doch offenbar lang genug, damit Nîn die Sekunde in der Luft wie eine Ewigkeit vor kamen. Empfundener Herzstillstand, Zweifel und sogar Angst bäumten sich von jetzt auf gleich in ihrem kleinen Körper auf, nur um dann nach wenigen Herzschlägen wieder zu verklingen, nachdem sie sicher auf einem der Äste eine Etage unter ihr gelandet war. Das Holz des Baumes und der Fensterrahmen knarzte laut und unheilvoll, doch womöglich würde Vanye nur auf den Lärm achten, der aus Richtung Rínon und der alten Eiche kam. Die Zwergin versuchte keinen Gedanken daraun zu verschwenden, warum der Elb plötzlich Lärm für eine halbe Ullifantenherde machte, sondern nutzte ihn stattdessen, um die letzten Glassplitter aus dem Fenster zu hauen.
Nîn hielt instinktiv die Luft an. Es war, als würde ihr jemand mit den Handflächen die Ohren zu halten. Bis auf das sanfte Knarzen und heulen des Windes zwischen den zerbrochenen Fenstern, war alles still. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag, warf sie einen Blick in diesen Raum, doch nun, wo sie mitten in ihm drin stand, war es, als wär sie durch ein Tor in eine andere Zeit geklettert. Die Blume, die sie ihrer Mutter geschenkt hatte, stand noch immer in der Vase, wenn auch grau und vertrocknet. Nîn griff nach ihr und zerbröselte die Blätter zwischen ihren Fingern. Wie Staub wurden sie vom Wind quer durch den Raum getragen: Über das große Bett, an den gerahmten Landkarten vorbei, einige verblieben auf einem alten zerbeulten Helm, der auf einem Dreifuß über dem flecklosen Teppich lag und der Rest von ihnen sank schließlich vor dem Spiegel zu Boden, den ihre Eltern direkt neben der Tür aufgehangen hatten. Das Herz der Zwergin bewegte sich nicht schneller oder langsamer, während sie auf das staubige Gebilde zuging, jedoch pochte es unheilvoll intensiv gegen ihren Brustkorb. Vieles in ihrem Kopf versuchte ihre Hand davon abzuhalten, den Staub beiseite zu wischen, doch nichts davon wollte gleichzeitig von ihr gehört werden. Naiv und verwundert strich Nîn endlich mit dem Ärmel über das Glas, nicht daran denkend, warum ihr ganzer Körper vor Protest tobte.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in Bruchtal betrachtete sie ihr Spiegelbild und fühlte etwas in ihr zerbrechen...
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySo 29 Sep 2013, 12:59

Ich war sowas von verpeilt beim Schreiben sieht Sternchen Hab das Gefühl es stimmt hinten und vorne nicht und dass es alles komisch klingt... Hoffe das Ende ist ok so und du kannst damit was machen ^^"

Seine Fingerkuppen pulsierten schmerzhaft. Die scharfen Kanten der Steine schnitten ihm in die Haut, bohrten sich in seine Hände. Aber die Dachkante war nicht mehr fern. Morwes Stiefelspitzen kratzten über die Fassade nach einem Halt, doch er trat nur ins Leere und so ließ er sich widerwillig wieder zum letzten Punkt zurücksinken, wo er mit den Füßen eine sichere Position gehabt hatte. Missmutig beäugte Morwe die Wand über sich. Die nächsten tieferen Ritzen waren zu weit weg, um sie ohne Halt unter den Füßen erreichen zu können. Und nach ihnen zu springen wagte er nicht. Sie waren dafür zu fein, zu schwierig zu greifen. Seine Augen huschten von Links nach Rechts, doch zu beiden Seiten sah er keine Möglichkeit weiter zu kommen. Wenn ich wieder ein kleines Stück hinabklettere, könnte ich die Steinkanten dort links passieren... Er folgte ihnen mit den Augen und musterte ihre Umgebung. Auch von ihnen aus schien der Weg nach oben verwehrt zu sein, sie führten ihn vielmehr näher an die linke Kante, an welche die Frontseite grenzte. Jedoch war die Vorderseite des Hauses überhaupt keine Option, es sei denn er wollte sich vor den Augen anderer zum Narren machen. Außerdem wucherten Dornen über das letzte Stück der Fassade und versperrten ein Weiterkommen in Richtung Platz. Morwe tat einen prüfenden Blick über die Schulter. Unheilvoll raschelnd antworteten die Ranken, Hecken und Dornenbüsche.
Als allerletzte Möglichkeit blieb ihm also nur noch der Baum.
In bizarren Verrenkungen streckten sich die Äste der Eiche über das Dach und wanden sich in der Luft. Viele machten auf Morwe einen morschen Eindruck, aber nicht weit über ihm war ein etwas dickerer Zweig, der stabil erschien. Ich kann mich mit den Armen weit genug nach oben ziehen. Mit den Füßen muss ich mich ja nur abstoßen, da brauche ich keinen festen Halt... Der Ast ist so dick, dass ich ihn wohl kaum verfehlen kann.
Für einen Augenblick lauschte Morwe dem Rauschen des Windes. Auf dem Dach waren die Stimmen verstummt. Keine Spur mehr von Rínon oder Nîn, ebenso wenig von Vanye. Wohin waren die anderen verschwunden? Ob er sich nicht vielleicht doch wieder nach Rechts wenden konnte? Besser nicht... Falls mich doch einer von ihnen sieht, habe ich diese Hampelei hier völlig umsonst gemacht. Morwe reckte sich und griff wieder in die oberen scharfkantigen Ritzen. Er zog sich soweit hoch bis seine Oberarmmuskeln gegen seine Unterarme pressten. Sein ganzer Oberkörper vibrierte vor Anspannung. Seine Beine anziehend, machte er sich zum Sprung bereit, fixierte den Ast schräg in der Luft über sich und sammelte seine Kraft. Morwe sprang. Aber schon im allerersten Moment überkam ihn die eigenartige Erkenntnis, dass etwas nicht stimmte. Denn noch als er sich abstieß, rieselten feine Staubkörner vom Dach her auf sein Gesicht, obwohl der Wind aus einer völlig anderen Richtung kam. Kaum hatte er sich in der Luft weit genug von der Fassade entfernt, tauchte urplötzlich ein scharlachroter in der Sonne leuchtender Schopf über an der Dachkante auf. Vor Schreck stürzte sich Morwes ganze Aufmerksamkeit auf die wie aus dem Nichts gekommene Gestalt. Aber im Gegenlicht konnte er außer vager Konturen nichts erkennen. Ein zweiter Schock folgte dem ersten in Sekundenbruchteilen, als ihm seine Instinkte mitteilten, dass seine Konzentration an einem anderen Punkt gebraucht wurde. Morwe blieb gerade noch genug Zeit den Ast über sich wahrzunehmen, der auf einmal sehr nahe war, sich dann aber auch schon wieder entfernte, und hastig nach ihm zu schnappen. Noch im Schlag setzte sein Herz aus, als Rinde seine Fingerspitzen streifte und seine Hand ins Leere ging. Für einen Moment fühlte Morwe sich schwerelos. Seine Eingeweide vollführten einen unangenehmen Hüpfer, sie fühlten sich plötzlich an wie wenn sie aus seinem Körper gesogen werden würden, er fiel. Schwarzes Haar verdunkelte seine Sicht. Ohne jede Vorwarnung traf ein Hieb seine Nieren. Ein Ruck ging durch seinen Leib, er wurde in der Luft herumgewirbelt. Morwe sah Sterne. Holz splitterte, Blätter peitschten gegen ihn und er stürzte geradewegs in einen Schlund aus Stacheln und Dornen.
Und dann war alles wieder still.
Durch das Geäst hoch über ihm blitzen Sonnenstrahlen und Funken blauen Himmels. Vögel zwitscherten munter. Von irgendwoher erklang gedämpfter Gesang. Pustend versuchte Morwe sich von den kitzelnden Haarsträhnen in seinem Gesicht zu befreien. Waren das seine Beine, die da zwischen den Ranken hingen? Während er sich langsam über die schmerzhafte Krümmung seines Körpers bewusst wurde, bemerkte er aus den Augenwinkeln einen Schatten oben an der Dachkante. Geschickt erklomm er den Baum und kletterte an diesem hinab. Den Bewegungen nach zu urteilen konnte das unmöglich die Zwergin sein. Morwe wollte seinen Kopf drehen, um die Person besser beobachten zu können, stellte aber fest, dass von allen Seiten spitze Äste in seinen Hals stachen und sein Nacken in einem seltsamen Winkel verdreht war.
„Morwe?“, Rínons Stimme war heiser vor Sorge. Erst als sein Freund unten angekommen war und sich durch den stachligen Urwald zu ihm vorgekämpft hatte, fiel Morwe endgültig auf wie unbequem er eigentlich hing.
„Hast du dir etwas getan? So sag doch was!“, es war nicht leicht die Mimik seines Freundes durch einen Vorhang aus Haaren und noch dazu auf dem Kopf zu lesen, aber er schien den Schreck schlechter vertragen zu haben als Morwe selbst.
„Mir geht es gut. ...Glaube ich.“, nuschelte er, wobei ihm beim Sprechen ein Zweig in die Kehle piekste. „Schau nicht so. Hilf mir lieber auf.“
Rínons Hände zuckten planlos hin und her. Schließlich begann er damit Morwes Kopf aus dem Dickicht zu bergen. Als er endlich seinen Oberkörper und die Arme wieder frei hatte, beschloss Morwe seine Befreiung selbst in die Hand zu nehmen. Wenn er seinen Freund machen ließ, würde er wahrscheinlich noch die nächste halbe Stunde hier herum baumeln. „Entschuldige bitte.“, grinste er Rínon unschuldig an, um sich daraufhin an dessen Schultern festzukrallen. Mit einem kräftigen Zug riss Morwe seine Beine aus den Ranken frei , drehte sich mit dem Schwund und landete neben seinem Freund im hüfthohen Adlerfarn.
Staub und Insekten stoben auf. Rínon schüttelte sich und unterdrückte ein Husten. Erst jetzt fiel Morwe auf, dass sein Freund ausgesprochen zerzaust und blass aussah.
„Bei Manwe, was ist denn mit dir passiert?“, kicherte er, woraufhin ihm Rínon einen empörten Blick zuwarf.
„Wäre es nicht vielmehr an mir dich das zu fragen?“, meckerte er und zupfte sich Kleintiere vom Gewand. „Die Nacht unter Sternen scheint dir zugesetzt zu haben, wenn du anschließend auf Ideen kommst, wie etwa die Hauswand emporzuklettern! Und dann auch noch herumzuspringen wie-!“, er gestikulierte wild, fand aber scheinbar nicht die richtigen Worte.
In Unschuldsmanier zog Morwe seine Kleider zurecht. „Die Nacht im Haus der Zwergin scheint dir zu Kopf gestiegen zu sein, wenn du anschließend auf die Idee kommst auf dem Dach herumzuturnen. Aber ich muss dir meine aufrichtige Bewunderung aussprechen, dass du es überhaupt geschafft hast dort hinaufzukommen, mein lieber Herr Bücherwurm.“, grinste er frech. „Im übrigen war ich auf der Suche nach unserer werten Zwergin, nach der Vanye Ausschau hält. ...Du hast sie nicht zufällig gesehen, oder?“
So beiläufig sein Tonfall auch gewesen war, Rínon hob nur ungläubig die Brauen und meinte schnippisch: „Ist das wie du mir für deine Rettung dankst? Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass ich - im Gegensatz zu dir - nicht von Kratzer und Schürfwunden übersät bin und galant vom Dach wieder hinabgeglitten bin, ohne mir die Hände schmutzig zu machen. Und nein, ich habe niemanden gesehen.“
Kaum eine Sekunde später sprossen aberdutzende winzige rote Pünktchen auf seinen Wangen, die die Farbe von reifen Kirschen annahmen. Rínon schien es nicht zu entgehen und er verschränkte mit gezierter Herablassung die Arme vor der Brust. Seine Mundwinkel sprachen jedoch eine ganz andere Sprache. Auch waren Morwe die völlig unversehrten Fingerkuppen seines Freundes nicht entgangen. Aber er beschloss lieber nichts dazu zu sagen.
„Ich werde meinen edlen Retter bei Zeiten um Nachhilfestunden im Fassadenklettern beknien, wenn es ihm denn nichts ausmacht.“, spöttelte Morwe mit einer Verbeugung. „Und da du ja nichts gesehen hast, mache ich mich jedenfalls wieder auf die Suche nach unserer Zwergin, bevor der kleine Dickkopf uns entwischt. ...Du kannst ja den bequemeren Weg zurück die Wand empor nehmen.“
Rínon gab einen entrüsteten Laut von sich. Gerade als Morwe die Hecke, die das Haus zur Frontseite hin überwucherte, näher in Augenschein nahm, drang ein Klappern von fern an seine Ohren. Er legte den Finger auf die Lippen, damit sein Freund verstummte, und nickte in Richtung des Geräusches.
Es kam vom Platz her. Und es kam näher. Morwe kannte dieses Klappern. Es war nicht laut, für einen Menschen wahrscheinlich nicht einmal hörbar, wenn er sich nicht in unmittelbarer Nähe befand, aber Morwe würde es noch auf hundert Fuß Entfernung bemerken. Das war die Rüstung seines Bruders. Rínons Augen schauten fragend und Morwe formte mit den Lippen die Worte „Elûdin“. Sein Freund schluckte. Reglos verharrten sie beide und lauschten angestrengt dem stetig näher kommenden Lauten. Die Hecke musste die Geräusche erstaunlich dämpfen, denn als das Geräusch erstarb, erscholl kaum einen Moment später ein forderndes Klopfen an der Haustür.


Moment mal.... hinten Hecken und Gestrüpp, vorne Hecken und Gestrüpp.... Wand ist auch keine Option.... wie kommen die beiden da jetzt wieder weg? xD die werden wohl doch den Baum nehmen müssen und wieder übers Dach... aber da ist ja Vanye.... vielleicht..... oder die zwei müssen sich einen Tunnel graben scratch 
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySo 29 Sep 2013, 15:19

Nîn hob ihr zitternden Finger an ihre Wange. Die Gestalt im Spiegel war eine vollkommen Fremde, die auf entstellte Art und Weise dennoch unbehaglich vertraut war. Sie war abgemagert. Wohl eher nur ein Schatten ihrer selbst. Der dünne Stoff, der die Rüstung ersetzte vermochte einiges zu dieser Erscheinung bei zu steuern, doch selbst ihr Gesicht wirkte ungesund und blass. Jedenfalls der Teil, der ihr noch von ihrem Gesicht bekannt war. Quer über ihr linkes Auge hinweg, prangte gut sichtbar eine noch nicht vollständig verheilte Narbe. Unterschiedlichste Rottöne formten einen kontrastreichen Rand um die Verletzung und ließen selbst ihre Haare blass erscheinen. Die Zwergin hatte nie viel Wert auf ihr Äußeres gelegt und hatte es sogar nur beachtet, wenn sie aus ihrer Weiblichkeit einen kurzweiligen Nutzen hatte ziehen können, doch es war immer noch ihre Entscheidung gewesen, sich so zu verhalten. Der unsaubere Schnitt des Orkes ging von der Mitte ihrer Stirn bis über den Wangenknochen und selbst, wenn die Blutungen um die Verletzung sich nach einigen Monaten weniger schlimm und intensiv mit ihrem Teint biss, war es trotzdem noch eine lange Zeit bis dahin und ihr Gesicht würde nie wieder das selbe werden. Tief durchzuatmen hilf nur langsam gegen die aufkommenden Tränen, doch letztendlich gewann ihre Selbstbeherrschung. Weinen würde ihr auch nicht weiter helfen, womöglich würde es sogar nur dem Heilungsprozess gefährden. Doch kaum war ihre Verzweiflung an einer Stelle niedergerungen, begann sie an anderer Stelle zu keimen.
Wie soll ich in diesem Zustand jemals meine Eltern rächen können?
Mit so einem schmächtigen Körper könnte ich doch nicht einmal gegen jemanden wie Morwe ankommen...
Was hat dieser Heiler mit mir angestellt, damit ich so viel Kraft nur durch ein bisschen Schlaf verliere?!
Was ist mit mir passiert?!

Eine Gestalt hüpfte an dem Türspalt vorbei, blieb den Geräuschen nach zu urteilen stehen und erschien daraufhin wieder mit neugierigem Blick zwischen Tür und Rahmen. Vanyes unheilverheißendes Lächeln strahlte der Zwergin entgegen, doch Nîns Verzweiflung war schon an ihrem Hochpunkt und konnte selbst durch den Anblick der Heilerin nicht weiter ansteigen. Für einen Moment sank sie sogar wieder etwas durch die Elbin, da sie immerhin jemand war, der womöglich Antworten auf die Fragen der Zwergin hatte.
„Ach hier bist du. Ich könnte schwören, dass ich hier bereits nachgesehen hätte.“ Vanye schlüpfte durch den Spalt und schloss vielsagend gleich die Tür hinter sich. „Sogar mehrmals. Wie unachtsam von mir, dass ich dich trotzdem übersehen habe.“
Nîns Kehle schnürte sich zu. Zu viele Fragen wollten auf einmal durch sie hinaus und das bestimmende Klacken, der ins Schloss fallenden Tür, lies eine neue Form von Panik gedeihen, die Nîn beinahe verdrängt hatte. Die Zwergin fühlte sich vollkommen überfordert.
Ein langes und breites Messer erschien hinter dem Rücken der leicht gekünstelt lächelnden Elbin. Nîns Blut entwich vollkommen aus ihrem Gesicht und ihren Unterarmen, die in Abwehrhaltung hochschnellten. Wie dumm war sie doch, wegen einer Lappalie wie ihrem Gesicht und Körper unachtsam zu werden, wenn es hier doch offensichtlich um ihr Leben ging.
Vanye verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust, wobei das scharfe Messer unkontrolliert vor ihr durch die Luft schnitt und auch in der Pose eine Position einnahm, die Nîn absolute Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Also wirklich, wenn man dich so anschaut, könnte man meinen, dass ich dir etwas böses wollen würde.“ Sie trat einen Schritt auf Nîn zu. Die Zwergin zog ihren Fuß nach hinten um den Abstand zu wahren und stieß dabei an ein Regal, das ein weiterkommen verhinderte. „Du weißt doch hoffentlich, dass ich nur will, dass es dir wieder besser geht. Das alles hier ist nur zu deinem Besten. Und jetzt beweg' dich besser nicht. Nachher schneide ich dir noch vollkommen unabsichtlich irgendetwas ab oder mach noch schlimmeres mit diesem Messer, weil du zu viel rumhampelst, und das wollen wir natürlich beide nicht, oder?“ Vanyes Gesicht war jetzt so nah an dem der Zwergin, dass sie ihren Atem spüren konnte. Sie lächelte und schaute absolut unschuldig zu der Zwergin hinab, die trotz Vanyes geringer Größe noch immer einige Finger breit kleiner war, doch ihre Augen ließen auf Abgründe schließen, die Nîn lieber nicht erforschen wollte. Die Zwergin schluckte, als die Elbin die Jacke öffnete und ihr den kalten Stahl des Messers unter die Verbände schob. „Ich bin mal gespannt wie gut das mit dem Messer hier klappt. Naja und selbst wenn es sich doch als zu groß heraus stellen sollte...“ Sie zwinkerte schelmisch der aschfahlen Nîn zu. „Entspann dich, ich bin Ärztin.“ Vanye kicherte und spannte die Verbände mit der Hand um das Messer an Nîns Haut mit der Schneide in Richtung des Stoff drehen zu können. Ein kleines Beben ruckte durch die Wände des Hauses, als jemand unten an die Tür klopfte und das in einer Art, die nur jemand an den Tag legt, der durchaus gehört werden will. „Vanye legte den Kopf schief und drehte ihr Ohr in Richtung Tür. „Hast du ein Familienfest für heute organisiert?“ Die stumpfe Seite des Messers presste sich unter den Verbänden in einer Weise gegen ihre Haut, die im Kopf der Zwergin nur unverhohlene Ehrlichkeit zu lies. „Ich hab keine Familie.“
Vanye wandte sich Nîn wieder mit einem Lächeln zu. „Oh, na dann ist ja gut. Erwartest du sonst irgendwen?“ Nîn schüttelte den Kopf. „Perfekt“ Sie setzte wieder zum Schnitt an, als es erneut gegen die Tür hämmerte und ein paar Phiolen in den oberen Regalfächern dabei gefährlich klirrten. Die Elbin seufzte und entfernte das Messer wieder von Nîns Körper. Die Zwergin atmete ein, wodurch ihr auffiel, dass sie die ganze Zeit über die Luft angehalten haben musste. Eine ganz neue Empfindung gegenüber dem Leben strömte durch ihre Gliedmaßen. Vanyes Aufmerksamkeit war wieder auf die Tür gerichtet. „Da hat man noch nicht einmal angefangen mit dem Unterrichten und hat schon keine Minute mehr Ruhe. Ich hoffe dieser jemand hat eine wichtige Nachricht, wenn er mich so vehement bei meiner Arbeit stört.“ Ihre Augen und ihre Worte sprachen Bände, doch Vanyes Tonfall lies eher auf ein kleines Kind hindeuten, das ganz gespannt auf eine freudige Überraschung war. Sie öffnete tänzelnd die Tür und warf Nîn mit dem Messer noch immer in der Hand ein letztes Lächeln zu. „Ich verordne dir strengste Bettruhe in diesem Zimmer, bis ich wieder da bin und etwas anderes behaupte. Deinem Körper würde es nur gut tun, wenn du dich daran hältst.“ Etwas an diesem Lächeln lies Nîn vermuten, dass der letzte Satz nicht auf ihre bisherigen Verletzungen bezogen war, sondern eher auf möglicherweise noch folgende und zwar ganz speziell welche, die von einem breiten, langen Messer stammen konnten. Vanye schwebte freudig summend aus dem Zimmer und Nîn sackte kraftlos mit dem Rücken ans Regal gelehnt zu Boden.


Was du kannst, kann ich auch. Kampf der Giganten! Wo ist mein Popcorn?!
Vanye wurde in der letzten Stunde sorgfältig geladen und jetzt wird mit dieser Waffe auf Eludin gezeigt. Ich bin echt gespannt, wie er zu ihr so im allgemeinen steht.  
.... irgendwie kommt er mir immer mehr wie Lucius Malfoy vor, der nur zwischen Reinblütern und Schlammblut unterscheidet O.o
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySo 29 Sep 2013, 21:06

Selbst die Veranda erbebte unter donnernden zweiten Klopfen. Man konnte es eigentlich schon nicht mehr als ‚Klopfen‘ bezeichnen, vielmehr klang es, als würde sein Bruder versuchen seine Hand durch die Tür zu schlagen, fand Morwe, Er zerrte seine Kleider achtlos aus der Umklammerung der Dornen. Hinter ihm fluchte Rínon. Das Geräusch zerreißenden Stoffes ertönte, gefolgt von weiteren Fluchwörtern. Vorsichtig schlich Morwe unter der Fensterbank entlang und hockte sich vor die Verandatür. Er war sich eigentlich ziemlich sicher, Vanye würde hinab gehen und öffnen. Zumal sein Bruder keinen Zweifel daran ließ, dass er sich Einlass und Gehör verschaffen würde. Auf die eine oder auf die andere Weise.
Neben Morwe tauchte Rínon mit ein paar unschönen Kratzern im Gesicht auf. „Was ist? Was will er?“
„Keine Ahnung, er steht noch draußen.“, wisperte Morwe schulterzuckend zurück.
„Glaubst du es ist wegen dir?“, flüsterte sein Freund mit offenkundiger Sorge.
„Ich weiß es nicht.“
Auf einmal glaubte Morwe Vanyes Seufzen im Flur zu hören, dann ging quietschend die Haustür auf.
Mit offenkundiger Verärgerung in der Stimme setzte sein Bruder an: „Das wurde aber auch Zeit! Ich habe eine Nachri-“, doch er brach ab. Stille füllte das Haus aus.
Morwe hatte keine Ahnung, was da vor sich ging. Ihm fiel auf wie schwer er sich tat, sich vorzustellen, wie sein Bruder und Vanye aufeinander reagieren mochten.
„Was ist denn da los? Siehst du etwas?“, hauchte Rínon ihm ins Ohr, aber Morwe schüttelte nur den Kopf. Schließlich gewann seine Neugierde. Vorsichtig beugte er sich weiter vor bis er durch das Wohnzimmer um die Ecke herum spähen konnte, wo die anderen beiden in der Tür verweilten.
Elûdin stand nur da mit leicht geöffnetem Mund und völlig verdatterter Miene. Vanyes Körpersprache hingegen war schwer zu deuten. In ihrer Rechten hielt sie immer noch das scheußliche Beil, über dessen Griff ihre Finger tanzten. Doch was dann geschah ließ Morwes Unterkiefer ein Stück tiefer sinken: Aus heiterem Himmel breitete sich ein Lächeln auf den Lippen seines Bruders aus und er lachte. Kein gehässiges, schadenfrohes, hämisches Lachen, sondern ein herzliches Lachen, das gleichsam von Vanye erwidert wurde. Das Messer glitt ihr aus der Hand und sie fiel Elûdin um den Hals, der sich tatsächlich hingekniet hatte, damit er die kleine Elbin umarmen konnte!
Neben Morwe stammelte Rínon entsetzt: „T-träume ich?!“
Sein Mund öffnete sich noch ein Stückchen weiter, da die Umarmung zu lange andauerte, um eine schlichte sehr freundliche Begrüßung zu sein. Trotzdem blieb das Tier Eifersucht in Morwes Innern still und schlief friedlich. Verwirrt beobachtete er die verblüffende Szenerie.
„Ich freue mich dich zu sehen und endlich von Angesicht zu Angesicht mit dir sprechen zu können.“, strahlte Vanye.
„Ich freue mich ebenso.“, Elûdins Stimme hatte einen Beiklang, den Morwe seit schier einer Ewigkeit nicht mehr vernommen hatte. Zumindest kam es ihm so vor. Erinnerungen an unbeschwertere Zeiten stiegen in seinem Gedächtnis auf, da ihr Vater noch am Leben gewesen war. Aber selbst früher war es alles andere als häufig vorgekommen, dass sein Bruder so ... schüchtern... geklungen hatte... „Verzeih mein forsches Auftreten... Ich wusste nicht, dass du- ....Ich dachte die Zwergin-“
„Das ist kein Grund unhöflich zu sein!“, belehrte ihn Vanye mit erhobenem Zeigefinger und Elûdin nuschelte etwas, das Morwe nicht verstehen konnte, doch Vanye lachte daraufhin.
„Was wünschst du von Nîn? Willst du nicht kurz hereinkommen?“, aber anstatt eine Antwort abzuwarten, fasste sie seinen Bruder bei der Hand und zog ihn ins Haus. Es half ihm nichts, dass er protestierte, Vanye bugsierte ihn ins Wohnzimmer und drückte ihn in einen der Sessel nieder. Zum Glück war Rínon so geistesgegenwärtig gewesen Morwe rechtzeitig am Kragen zu packen und zurück hinter  den Türrahmen zu zerren, bevor die beiden sie entdecken konnten.
„Ich kann dir einen Tee machen, wenn du magst.“, zirpte Vanye. „Der ganze Garten ist voller Kräuter und das Wasser über dem Herd dürfte noch warm sein.“ Bitte sag nein! Nicht in den Garten...!, dachte Morwe nervös.
Er hörte wie unwohl sich Elûdin dabei zu fühlen schien im Haus einer Zwergin zu sitzen. „...Nein, danke. Ich hatte eigentlich nur eine Nachricht, die zu überbringen mir aufgetragen wurde...“
„Oh, eine geheime Botschaft für unseren Gast?“, Vanye klang wie ein aufgeregtes Kind.
„Nein... nur eine Einladung zum Bankett später diesen Tages...“
Rínon und Morwe tauschten Blicke aus.
„Die gute Nîn auf einem unserer Feste? Das würde ich zu gerne sehen. ...Würde das nicht in deine Dienstzeit fallen?“, tuschelte sein Freund feixend und Morwe gab ihm einen Stoß in die Rippen. „Bohre nur in meinen Wunden!“, zischte er mit leidiger Miene zurück.

Dass Nîn eingeladen ist, ist übrigens kein fakultatives Angebot ;] sie muss dahin ob sie will oder nicht. Immerhin von Elrond angeordnet. Höhö, sie wird sich wohl noch schick machen (lassen) müssen Schadenfreude .....sry ich konnte nicht anders Engel  
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMo 30 Sep 2013, 18:47

Nîn starrte an die Decke. Sie hatte eine männliche Stimme gehört, als Vanye die Tür geöffnet hatte, die entfernt an Eludin erinnerte. Andererseit hörten sich Elben sowieso alle gleich an. ...und wieso sollte auch ausgerechnet er sie hier besuchen kommen? Gelächter dran durch den Boden zu ihr nach oben und ein Gespräch setzte sich in Gang. Die Zwergin wusste, dass ‚beleidigt sein‘ etwas war, was durch und durch nur nervtötenden, kleinen Kindern zugesprochen wurde, doch in diesem Fall empfand sie diese Einstellung als durchaus berechtigt.
Es war ihr Haus!
Nur leider schien das niemanden so recht zu interessieren. Elben schliefen nackt und ohne Voranmeldung in ihren Betten, drangen tief in ihre Privatsphäre ein und fremde Gäste wurden offensichtlich unverholen - von Fremden - in ihren Wohnraum eingelassen. Sie verspürte jedoch nur einen minimalen Drang nach unten zu gehen, um ihrer Empörung Luft zu machen, und dieser Dämpfer hatte nur  zu einem geringen Teil etwas mit Vanyes Anordnung zu tun.
Nîn drehte den Kopf in Richtung Bett.
Ob sie mit ‚Bettruhe‘ wohl auch gemeint hat, dass ich mich in dem Bett befinden muss?
Gläser klirrten unten. Offenbar hatte die energiegeladene Elbin den Schränk mit dem noch einzig heilem Teeservice gefunden.
Wo Rínon bloß abgeblieben ist? Seine Stimme hatte sie nicht mehr vernommen seit dem Lärm hinterm Haus.
Und Morwe treibt sich sicher auch noch irgendwo herum... Hatte Elrond nicht etwas von einer Überaschung gesagt, wegen der es sich lohnen würde, hier her zu kommen? ...Wundervolle Überaschung das alles hier, ein wirklich super Sinn für Humor Herr Elrond...!
Ächzend erhob sich die Zwergin und schloss die Tür. Zum einen wollte sie dieses amüsierte, fremde Gelächter aus ihren eingenen Wohnräumen nicht mit anhören müssen, und zum anderen galt eine geschlossene Tür in allen ihr bekannten Gegenen als deutliches Signal für: „Nur Zutritt für befugte Personen oder nach geduldigem Klopfen!“
Ihre schmerzenden Füße dankten es ihr sogleich, als sie sich auf die weiche Bettkante setzte und die Fußsohlen so einige Finger breit über dem Boden baumeln lassen konnte. Hätte ich vorher gewusst, wie verändert mein Körper ist, nachdem ein paar Elben daran herumgepfuscht haben, hätte ich viel besser darauf aufgepasst, mich nicht zu verausgaben! Selbst in Nîns Gedanken nahm dieser Satz einen nicht ganz so überzeugten Beiklang an.
Ihre Sohlen wiesen ein paar unangenehme Schnitte auf, die höchstwahrscheinlich eine Erinnerung daran sein sollte, dass Klettern an Häuserwänden und auf Dächern in Zukunft nur mit Schuhen als gültige Option dienen sollte.
Vanye würde wohl noch einige Zeit brauchen, bis sie wieder kam und ihre Heilfähigkeit in allen Ehren, aber Nîn mochte ihre Füße und wollte sie nicht noch größeren Qualen aussetzen. Mit zusammen gebissenen Zähnen zwängte die Zwergin sich aus der Jacke und zog das Kleid etwa auf Hüfthöhe hinunter, um ihre Verbände abzuwickeln. Da die Heilerin vorhatte, sie zu zerschneiden, erschien es Nîn als sehr viel sinnvoller, sie vorher an ihre Füße zu verlagern. Zu ihrer Verwunderung bereitete der Vorgang ihr weniger Schmerzen am Körper, als an ihrer gebrochenen Hand. Die Zwergin musste unweigerlich ihren aktuellen Zustand mit dem des Vortages vergleichen bzw. ihrer Genesung nach Behandlung bei dem alten Heiler und nach Behandlung bei der kleinen Elbin und kam zu dem untrüglichen Schluss: „Rabiat, aber wirkungsvoll!“
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMi 02 Okt 2013, 11:39

Klirren von Gläsern ertönte aus dem Wohnzimmer. Anscheinend hatte Vanye es geschafft ein Teeservice aufzutreiben, das noch nicht kurz davor war in seine Einzelteile zu zerfallen. Morwe rutschte unruhig auf der Veranda umher. Einerseits spürte er kribbelnde Neugierde in seinem Bauch was Vanye und sein Bruder miteinander beredeten. Vor allem wie war es dazu gekommen, dass sie sich auf einmal so nahe standen? Offenbar hatten sie über die Jahrzehnte einen engen Briefkontakt aufgebaut, doch die Frage blieb: Warum? Ihm fiel kein triftiger Grund ein, weshalb Elûdin Verbindung mit ihr hätte aufnehmen sollen und ebenso umgekehrt. Besonders, da sein Bruder ihr früher eher skeptisch gegenüber gewesen war. Nicht etwas hinsichtlich ihrer Person, aber er hatte Morwe nicht selten darauf hingewiesen, sie sei hinsichtlich ihrer Abstammung keine ‚würdige‘ Partnerin für ihn.
Wieso hatten sich die beiden geschrieben? Und worüber? Es musste schließlich etwas sein, was sie beide verband... Stille breitete sich in seinem Kopf aus, als es ihm dämmerte. Zerknirscht kaute Morwe auf seiner Unterlippe.
Ein Zupfen an seinem Hemd ließ ihn jedoch aufblicken. Rínon machte ein verlegenes Gesicht und gab gestikulierend Kund, dass er die Unterhaltung lieber nicht weiter belauschen wollte.
Er hat ja Recht..., Morwe rieb sich die Augen. Er bemühte sich die Stimmen aus dem Wohnzimmer zu überhören. Sein Bruder machte es ihm jedoch alles andere als leicht, indem er plötzlich lachte und in Morwe eine Welle der Irritation auslöste. Mit wachsendem Unbehagen fühlte er tief in sich Erinnerungen aufsteigen und Gedanken und Zweifel sich auftürmen. Diese Situation traf ihn, vielmehr sein Weltbild mehr als nur unvorbereitet, brachte es langsam, aber bestimmt ins Wanken. Wie eine Front in Pech getränkter Wolken sah Morwe den Zusammenbruch seines emotionalen Gefüges aus sich zuziehen. Eine Welle zermürbender Ungewissheit, Beklemmung, Verwirrung.
„Morwe?“, wisperte sein Freund neben ihm plötzlich alarmiert. „Was ist mit dir?“
„Nichts. ...Es ist nichts.“, murrte er zurück und schüttelte den Kopf. In Rínons Augen funkelte Skepsis, er sagte aber nichts weiter.
Entweder könnten sie versuchen sich um das Haus herum durch das Gestrüpp bis zur Frontseite durchzukämpfen und dann tun, als wären sie just wieder zum Haus zurückgekehrt, oder aber sie versuchten auf anderen Weg in die Wohnung zurückzukommen. Aber nein, Vanye hatte ja den ersten Stock nach ihnen durchsucht... Verflucht.
„Wo ist Nîn überhaupt?“, schoss es Morwe auf einmal durch den Kopf.
Sein Freund deutete nach oben. „Sie wollte über die Fassade hinunter.“
„Wohin?“
„Wenn ich es recht mitbekommen habe, dann ist sie über die Ranken in das untere Zimmer geklettert. Aber ich glaubte leise Stimmen von oben vernommen zu haben, als wir in den Büschen standen. Also hat Vanye sie scheinbar erwischt.“, meinte er achselzuckend.
Morwe beäugte Rínon abschätzig von oben bis unten. „Du könntest mir übrigens bei Gelegenheit verraten, was ihr da auf dem Dach zu suchen hattet...“ Er hatte kurzerhand beschlossen die Lüge seines Freundes von eben, dass er die Zwergin nicht gesehen hatte, einfach zu übergehen.
„Können wir das vielleicht woanders erörtern?“
„Wo denn? Ich sehe nicht einmal einen Weg wie wir hier fortkommen können! Um das Haus herum geht es kaum, da ist alles verwachsen und das Küchenfenster ist zu nahe am Wohnzimmer. ...Das Fenster!“, Morwes Züge hellten sich auf. Er deutete zum Fenster im ersten Stock. „Es müsste noch offen sein! Komm!“, er packte seinen Freund, der offenkundig nicht angetan von dieser Idee war, am Arm und zog ihn an die Stelle unter dem Fenster in den Flur.
„Da komme ich nicht hinauf ohne Lärm zu machen.“, jammerte Rínon.
Gelächter erklang aus dem Wohnzimmer. „Als wenn sie uns hören würden.“
„Dich vielleicht nicht, aber ich bin eher versiert darauf auf Bäume zu klettern, wenn überhaupt.“, protestierte sein Freund. „Die Wand ist zu glatt für mich!“
„Wie bist du denn dann bitte auf das Dach gelangt?“, schnaubte Morwe. Rínon war auf dem besten Wege ihn seine Geduld verlieren zu lassen.
„...Ich... Nun.. Der Dachboden hatte eine Luke, weißt du?“
Morwe hob eine Braue. Er seufzte. „Trotzdem hast du es in erstaunlicher Geschwindigkeit wieder hinab geschafft. Aber sei es drum... Stell dich auf meine Schultern. Dann kannst du nach der Fensterbank greifen und dich hochziehen.“
„...Was?“, doch Morwe ließ seinem Freund keine Zeit sich zu widersetzen. Er fasste ihn bei der Hüfte und hob ihn hoch, dass Rínon auf seinen Schultern zu stehen kam. Lamentierend und etwas unbeholfen schaffte sein Freund es schließlich durch das offene Fenster zu steigen und Morwe folgte ihm, indem er rasch die Fassade erklomm und sich hineinschwang.
Er schloss das Fenster hinter sich. Von unten waren die Stimmen nur noch gedämpft zu vernehmen.
„So, und nun bin ich gespannt auf deine Erörterung.“, grinste Morwe und verschränkte in Erwartung die Arme vor der Brust.


Das ist doch die Gelegenheit für ein hübsches Wiedersehen unter sechs Augen =P
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDo 03 Okt 2013, 16:18

Nîn zog die Luft scharf zwischen ihren Zähnen ein als sie den letzten Teil des Verbandes löste. Eine Mischung aus Blut und Wundflüssigkeit hatte für einen gut haftenden Klebstoff zwischen Leinen und Haut gesorgt. Die Verbände lösten sich und die Zwergin drehte sich der Magen um. Wenn trotz der Entstellung ihres Gesichtes noch ein letzter Rest von weiblichem Empfinden in ihr verblieben war, sprang er gerade mit dem Kopf voran aus dem Fenster. Ihr Oberkörper glich der Gesellenarbeit eines sehr aggressiven Metzgers. Viele lange rote Narben spannten sich kreuz und quer über ihre Bauchdecke und wurden gekrönt von einem wulstigen Gebilde, dass in schimmernden Farben von einem blutigen Stück Garn zusammen gehalten wurde. Die Zwergin ließ die Leinen fallen und schleppte sich zu  einer Kommode am Fenster, auf der sie sich abstützen konnte und frische Luft als Hilfsmittel gegen die Übelkeit benutzte. Bilder des Orks zuckten durch ihr Bewusstsein, doch sie kämpfte erfolgreich dagegen an. Sie hatte überlebt, sie würde nicht zulassen, dass er sie wieder und wieder in ihren Gedanken töten würde, wenn er es doch bereits beim ersten Mal nicht geschafft hatte. Zum aller erstern Mal, seit Nîn in Bruchtal erwacht war, waberte ein anderes Bild durch ihren Hinterkopf, verschwand aber wieder zu schnell, als dass sie es hätte packen können: Die Klinge des Messeres ihres Vaters und Blut, das in dunklen Bahnen die Kehle des Orks verließ. Zumindest wirkte er wie der selbe Ork, der auf sie eingestochen hatte. Nîn stutzte. Hatte sie ihn getötet? Und wieso wollte sie sich nicht daran erinnern?
Die Übelkeit ebbte ab und die Zwergin traute sich vorsichtig mit den Fingern ihre Verletzungen zu betasten.
Ich werde wohl noch einen langen Weg vor mir haben...
Sie verschob den Plan, Bruchtal auf eigene Faust zu verlassen, auf einen unbestimmten Zeitpunkt noch etwas weiter in der Ferne und öffnete die oberste Schublade der Kommode. Ihre Eltern hatten dort drinnen immer die hilfreichesten Sachen gelagert, die sie hervor geholt hatten, wenn sich ihre Tochter mal wieder mit den Falschen angelegt hatte oder die Fähigkeiten ihres Körpers doch etwas überschätzt hatte. Doch jetzt waren dort nur ein paar vermoderte Bündel und eine breite Schatulle zu sehen. Sie trug die Schatulle vorsichtig wie einen zerbrechlichen Schatz zurück zum Bett und wischte über den Deckel. Unter der Schicht aus Staub, Schmand und Dreck konnte sie eine mit Mosaiksteinen geformte Landschaft erkennen. Ein einzelner Berg thronte auf ebenem Land bis hoch zwischen die Wolken empor. Nîn empfand das Bild als recht hübsch, jedoch konnte sie sich nicht daran erinnern, es jemals vorher gesehen zu haben.
Der Deckel war mit drei rostigen Scharnieren an der Schatulle befestigt, die ein leises Quietschen von sich gaben, als die Zwergin ihn neugierig anhob. Der Inhalt wirkte recht ernüchternd. Nîn wusste nicht, was sie erwartet hatte, doch es war auf jeden Fall aufregender und geheimnisvoller gewesen, als die Realität. Breite und weniger breite Verbände waren hier dicht an dicht in die Schatuell hinein gepresst worden. Nîn verzog mit einem Seuftzen den Mund. Immerhin genau das, was sie gerade brauchte. Sie nahm eine etwa spannbreite Rolle aus dem weißen Leinengewirr heraus und wickelte damit wieder ihren Oberkörper von der Hüfte bis unter die Arme ein. Ihre Haare versperrten ihr dabei andauernd wieder die Sicht und die Zwergin verspürte zum ersten Mal in ihrem Leben den Drang, sie abzuschneiden. Die Wut darüber, dass sie es dem Ork nicht mehr heimzahlen konnte, weil sie ihn womöglich bereits getötet hatte, wucherte wie ein kleines Geschwür in ihren Eingeweiden umher und suchte verzweifelt nach einem Ventil. Sie versuchte den Drang nach einem scharfen Gegenstand zu greifen zu unterbinden, indem sie ihre Hände damit beschäftigte, mit einer weiteren Ladung frischer Verbände, ihre Füße zu umwickeln. Der Stoff kratzte auf der Haut, aber er hielt warm, schützte die Verletzungen und Nîn musste überaschend feststellen, dass er auch die eh schon leisen Geräusche noch einmal erheblich dämpfte, die ihre Füße auf dem Boden hinterließen. Möglicherweise wurden sie aber auch nur von dem Gepolter übertönt, dass vor ihrer Zimmertüre her rührte.
Ein leiser Fluch war zu hören und gleich darauf noch einmal ein leises Poltern.
Was bei Aules Barte, stellen diese Baumschmuser wieder mit meinem Haus an? Das Wutgeschwür in ihrem Bauch fauchte und kratzte immer mehr, doch die Zwergin beschloss die Elben mit einfacher Missachtung zu strafen. Unabhängig davon, dass sie ansonsten entgegen Vanyes Anordnung das Zimmer verlassen musste...
„So, und nun bin ich gespannt auf deine Erörterung.“, Morwes Stimme drang leise und gedämpft aus dem Flur durch ihre geschlossene Tür.
Nîn verdrehte die Augen. Konnte man hier nicht wenigstens einmal etwas Ruhe haben? Ihr Spiegelbild starrte sie aus dem Spiegel neben der Tür aus an. Ein hässlich entstelltes Gesicht war hoch oben auf einem zerschundenen Körper Platziert und wurde dazu noch gut sichtbar Umrahmt von Haaren, die so rot leuchteten, das sie vermutlich jeder Person direkt ins Auge stachen. Nîn fuhr sich angewiedert mit den Fingern durch die Strähnen, die ihr über die freien Schultern fielen. Rínon fing draußen an, zusammenhangloses Zeug zu stottern und der Zwergin fiel es schwer, ihre Missachtung aufrecht zu erhalten, denn ihr Name fiel ein ums andere Mal. Das Geschwür in ihrem Bauch verwandelte sich in ein krazen- und beißendes Tier, das anfing wild um sich zu schlagen, als zwar Morwes gezischte Worte nicht bis zu ihr vordrangen, aber durchaus mit Rínons Genuschel zusammen den Anschein einer hitzigen Diskussion erweckten. Sie griff nach der kleinen Vase, in der noch die einsamen Überreste der zerbröselten Blume zu finden waren und schleuderte sie mit einem khuzdûlischen Wunsch nach Ruhe gegen die Tür. Das Glas zersplitterte und dem Wunsch wurde schlagartig folge geleistet.
Stille flutete das gesammte Haus.
Das triumphierende Gefühl des Sieges verflüchtigte sich innerhalb von Sekunden und machte, ausgelöst durch Nîns Aufgabe der Selbstbeherrschung, einem Wechselbad unterdrückter Emotionen Platz. Sie zog die Nase hoch und ignorierte die Tränen, die mit einem Mal unkontrolliert über ihre Wangen liefen. Der Schmerz, den sie an ihrer Verletzung verursachten, sorgte ohnehin bald wieder dafür, dass sie versiegten. Das Gerede aus dem Wohnbereich setzte wieder ein und die noch langhaarige Zwergin fällte eine Entscheidung. Die Scherben an der Tür würden sicher als Schneide reichen. Sie packte nach der Schatulle und kippte sie über dem Bett aus. Zumindest würde sie eine Strähne aufheben wollen, als Erinnerung an diesen Tag...
Nîn hielt inne.
Ihre Wut wurde zusammen mit sämtlichen aberwitzigen Plänen der Selbstzerstörung von etwas Warmem und Sehnsuchtsvollem beiseite gedrängt, als außer den Verbänden auch ein längliches, hölzernes Gebilde auf das Bett fiel.
Die Welt nahm weiter ihren Lauf, undeffinierbare Geräusche und Wörter wurden direkt vor ihrer Tür ausgetauscht, Möbel krazten drang vom Erdgeschoss aus durch das ganze Haus, doch nichts davon erschien der Zwergin mit einem Mal bedeutsam.
Alle Ungerechtigkeiten dieses Lebens waren nur Stolpersteine auf einem langen und hügeligem Weg. Sie hatte eine Aufgabe und sie war am Leben. Es gab im Moment nichts, was ihr das wieder weg nehmen konnte.
Nîn lächelte.
So viel war in den letzten Tagen auf sie eingedrungen. Sie hatte so viel neues erfahren, was alles so bedeutsam und kräfteraubend war, wie noch nie etwas zuvor in ihrem Leben, doch am Ende waren es dann offenbar doch nur die scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten, die eine wahre Veränderung bewirken konnten.
Jeder Gegenstand in einem Haus besitzt eine Aufgabe. Die meisten von ihnen sind von gerinerer Bedeutung oder nur praktischer Natur. Doch in jedem Haus gibt es einen lange verschollenen Schatz, dessen Zweckmäßigkeit schon bald durch einen besseren Ersatz abgelöst wurde. Zurück bleiben ihm dann nur noch die mit ihm verknüpften Emotionen und Erinnerungen, die in einem letzten Verzweiflungsakt an ihm anhaften, damit er, alleine verschollen in dunklen Ecken, einen letzten Rest an Sinn behält. Doch in seltenen Fällen geschieht es, dass ein Gegenstand so lange verschollen bleibt, dass jeder Ersatz und jede Erinnerung an ihn außerhalb seines Versteckes bereits zerstört ist, was ihn für die richtigen Hände so mächtig macht, wie kaum ein Gegenstand jemals werden kann.
Nîn hielt die antike Querflöte erfürchtig in den Händen. Viele kleine Verzierungen waren filigran in das dunkle Holz gearbeitet. Ein kleiner Kratzer und gleichzeitig der Grund dafür, dass die Flöte wohl in einer versteckten Schatulle gelandet war, zog sich längs über ihre Seite, doch musste man bereits sehr genau wissen wonach man suchte, um ihn zu erkennen. Nachdem Nîn auf anderem Wege gelernt hatte, so ein Intrument zu spielen, hatte ihr Vater ihr eine selbst geschnitzte Flöte ihrem Namensschriftzug zum Geburtstag geschenkt, doch nicht einmal dieses Geschenk, hatte jemals eine auch nur ähnliche Faszination auf die Zwergin ausüben können, wie dieses wunderschöne Exemplar, und auch die schönsten Melodien ihrer Mutter hätten Nîns Meinung nach dem verzaubernden Klang dieses Schatzes auch nur das Wasser reichen können.
Mit flatterndem Herzen hob die junge Zwergin im Schneidersitz die Querflöte an den Mund und schloss die Augen. Der Sonnenschein kitzelte auf ihrer Nase und der Wind bließ ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sie holte Luft und begann zu spielen.
Nîns Fingerspitzen wussten genau, welche Aufgaben sie zu erfüllen hatten. Das Schlaflied ihrer Mutter hätte sie auch nach tausend Jahren nicht vergessen können. Sperlinge zwitscherten draußen vor dem Fenster und der Wind ließ die Blätter um das Haus herum in einer kühlen Herbstbrise rascheln. Die verträumten Töne aus dem duftendem Holz hüpften und tanzten frei durch die Luft und füllten Nîn Körper bis in die kleinste Pore. Sie durchzogen und säuberten ihn, bis kein Überbleibsel von Schmerz oder Verzweiflung in ihr zurück blieb und hinterliesen stattdessen unendliche Bilder von Freiheit, Zauberrei und Kraft, wie man sie nur in Träumen finden kann.


Link -> ach man, ich krieg nicht mehr genug von dem Lied xD
Dabei wollte ich unter Smaltalk nur gucken welches Instrument noch einmal für unsere Zwergin hier gedacht war.
...Wenn man nicht plant, was man schreibt werden emotionale Phasen immer voll übertrieben extrem, kann das sein? O.o
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDi 15 Okt 2013, 14:39

Ein plötzliches Fluchen gefolgt von einem hellen Knall ließ Morwe zusammenzucken. Geräusche zu Boden fallender Glasstücke waren zu hören, dann legte sich Schweigen über das Haus. In der Stille pochte ihm sein Herzschlag schmerzhaft in den Ohren.  In Erwartung dass irgendetwas dem Wurfangriff folgen würde, verharrte er regungslos. Aber alles blieb ruhig. Nichts rührte sich in dem Zimmer auf der anderen Seite der Tür.
Vor ihm beäugte Rínon die Tür mit geschockter Miene. Seine Lippen formten ein stummes „oh...“. Er tauschte einen besorgten Blick mit Morwe aus, der aber nur den Kopf schüttelte.
Was sollte das nun schon wieder? Morwe musterte das alte Holz argwöhnisch. Hatte Nîn sich nun etwa hier verschanzt, um vielleicht so Vanye so lange wie möglich zu entkommen? Es erschien ihm doch reichlich merkwürdig. Nun, zumindest seit er die Unterhaltung der Zwergin mit seinem Freund auf dem Dach mitangehört hatte. Zum ersten Mal seit sie erwacht war, hatte Nîn in diesem Moment keinen völlig verdrehten und irrationalen Eindruck auf ihn gemacht. Wenn auch nur kurz, hatte sie doch den Anschein erweckt, dass es möglich war mit ihr normal zu kommunizieren und dass sie zu klaren Gedankensträngen und normaler Impulskontrolle fähig Und jetzt das hier.
Vielleicht kommt es ja immer in Schüben..., mutmaßte er stirnrunzelnd und schlich vorsichtig näher an das Holz heran. Womöglich  war es aber auch einfach nur eine zwergische Eigenheit, über die Morwe bisher niemand aufgeklärt hatte. Angestrengt lauschte er. Alles, was er vernahm, war der Wind in den Bäumen, kratzende Äste an der Fassade und nur schwer auszumachende Knarzlaute, die sich wie ein Stöhnen durch das Haus schleppten. Aber gerade als er das Ohr wieder von der Tür nehmen wollte, drang ersticktes Schluchzen zu ihm hinüber. Morwe presste die Lippen zusammen. Wärme flutete seine Brust, aber sie war nicht angenehm. Zäh und stickig verklebte sie seine Eingeweide und kochte sie im Sud aus Mitleid und Bedauern. Sogleich stiegen all die garstigen Gedanken, die er bezüglich der Zwergin gehegt hatte, wieder in seinem Bewusstsein auf, wie er sich gegenüber ihr verhalten hatte, wie er mit ihr gesprochen hatte. Hatten diese Gedanken möglicherweise seine Worte und Taten durchzogen, ohne dass er es gemerkt hatte? Hatte Nîn es aber vielleicht gespürt? Morwe verfluchte sich für seine Grobheit.
Auf einmal murmelte Rínons Stimme dicht neben ihm: „Was machen wir jetzt?“
„Ich weiß es nicht.“, knurrte Morwe harscher zurück als er beabsichtigt hatte.
Sein Freund ignorierte seinen Tonfall und horchte ebenfalls. „Sie weint... Wir können sie doch nicht einfach ihrer Trauer überlassen...!“
In Morwes Fingerspitzen begann es zu kribbeln. Hitze breitete sich plötzlich in seinem Kiefer aus, ein unangenehmes Ziehen in seinen Muskeln folgte, gleich wenn sie schrumpfen und sich über sein Gesicht spannen würden. Von unten erscholl gedämpftes Rücken von Stühlen.
„Wir sollten wenigstens Anklopfen und versuchen durch die Tür mit ihr zu sprechen.“, hauchte Rínon besorgt. „Sie wird uns ohnehin nicht hinein lassen. ...Morwe?“
Aber Morwes Lippen waren wie versiegelt. Unfähig der jäh aufkeimenden Panik Worte zu verleihen, brachte er nur ein undeutliches Wimmern hervor. Nicht jetzt! Bloß nicht jetzt! Das kann nicht sein...! Sein Herz und seine Gedanken rasten, als wollten sie sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen. Kälte zerstach ihm mit heißen Nadeln den Rücken. Unaufhaltsam kletterte Taubheit seine Arme empor. Morwe sah an sich hinab. Er versuchte seine Finger zu bewegen, doch er spürte sie nur noch wie aus weiter Ferne. Mehr als zu zucken brachten sie schon nicht mehr zu Stande. Oh ihr Valar, kennt ihr denn kein Erbarmen? Sicherlich war dies nun seine Strafe für die Kaltherzigkeit, die er der Zwergin entgegengebracht hatte. Verdient hatte er sie...
Auch seine Füße und Unterschenkel begannen plötzlich zu kitzeln. Gleichwenn sie aus Seifenschaum bestünden und abertausende winzige Bläschen in ihnen zerplatzten. Immer höher stiegen sie. Auch seine Ellenbogen hatten sie schon verschlungen. Ich muss hier fort, und zwar schnell!
Gerade wollte Morwe den Mund öffnen, damit er seinem Freund eine Ausrede kundtun und verschwinden konnte, da krochen aus heiterem Himmel helle Töne in seine Ohren.
Warme liebliche Melodien fluteten das Haus. Die fröhlichen Klänge tanzten durch Zimmer und Flure, ja selbst die Sonne schienen sie zu erheitern, deren Strahlen mit einem Mal kraftvoller durch die matten Fenster drangen. Alle Schatten im Gemäuer erzitterten unter der Sanftheit jener Töne, wanden sich, um dann doch aufzugeben und zu schwinden. In der Luft tanzten Staubkörner einen fröhlichen Reigen. Nur vage nahm Morwe wahr, dass sein Blick ins Leere ging. Seine Panik war wie fortgeblasen. In seinem Kopf wiegten sich seine Gedanken im zarten Rhythmus der Flötenklänge, die bis in jede Pore seines Körpers schallten. Wie in Trance wandte Morwe sich um. Rínons Augen hatten einen träumerischen Ausdruck angenommen. Er stand nur da wie verzaubert, ein Lächeln auf den Lippen.
Die Zeit stand still. Nichts existierte mehr außer der unendlichen Melodie. Dann kippte die Welt auf einmal. Irritiert folgte Morwe den Bewegungen seines Freundes, der plötzlich rückwärts zu fallen schien. Aber Wände und Fenster taten es ihm gleich! Morwe wollte einen Schritt nach vorne tun, um seinen Freund aufzufangen, wobei er eine eigenartige Entdeckung machte: Sein Unterkörper war weg! Die einsetzende Erkenntnis verlangsamte seinen Fall. Entgegen seiner Hoffnung war das Netz aus Tönen jedoch nicht fest genug, dass es seinen Sturz abfangen konnte. Er fiel. Auch seine Arme waren verschwunden, er konnte sich nicht gegen den Aufprall schützen und so kniff er einfach nur die Augen zusammen. Doch statt der erwarteten Schmerzen im Gesicht ging einen Sekundenbruchteil später ein Ruck durch seinen Körper. Unangenehm drückte der Kragen seiner Tunika Morwes Kehle zusammen. Sein Atem wurde von einem Hindernis auf seine Wangen zurückgeworfen und als er die Augen wieder öffnete fand er sich kaum eine Nasenspitze über dem Boden hängend wieder.
Rínon versuchte ihn auf die Beine zu ziehen, aber da waren keine Beine mehr, die ihn stützen konnten. „Morwe, was ist mit dir?“
„Nichts.“, nuschelte Morwe zurück. Er wollte sich abstützen, doch es war aussichtslos. Seinem Körpergefühl nach zu urteilen war er auf einen Torso mit Kopf zusammengeschrumpft. Mit wachsender Furcht beobachtete er wie seine Arme leblos über den Boden schliffen. Sein Freund hatte inzwischen seinen Brustkorb umklammert, damit er ihn halten konnte.
„Oh ja, gewiss!“, fluchte Rínon. „Es sieht mir sehr nach ‚nichts‘ aus!“
Morwe kam nicht dazu etwas zurückzufauchen, denn von unten waren Quietschgeräusche einer sich öffnenden Tür zu hören. Sie erstarrten beide. Wind strich an ihnen vorbei und wirbelte Staubkügelchen in Richtung Treppe. Durchzug? Demnach musste es die Haustür sein. Vanyes und Elûdins Stimmen wehten gedämpft durch die Flötenmusik zu ihnen hinauf.
„Sie darf mich auf keinen Fall so sehen!“, wisperte Morwe angespannt, die Augen starr auf die Stufen gerichtet.
„Wer?“
„Vanye!“
„Aber sie ist Heilerin! Sie kann dir sicher...“, dann schien sein Freund zu begreifen. „Oh, ich verstehe... ...Das heißt, nein, ich verstehe es eigentlich nicht. Ich begreife weder, was mit noch was in dir vorgeht!“
Morwe schnaubte. „Ein andermal! Ich mag es dir bei Zeiten sagen, aber nicht jetzt und hier!“, Panik presste ihm die Eingeweide zusammen, als unten die Haustür zugeschlagen wurde. „Ich bitte dich, Rínon, hilf mir! Versteck mich!“
Von unten klang es, als wäre Vanye in die Küche gegangen und würde nach etwas suchen. Klirren wie von Geschirr ertönte und dann ein Geräusch wie wenn jemand zwei Messer übereinander rieb. Wollte Vanye nicht Nîns Verbände wechseln?
Der Körper seines Freundes zuckte undefiniert. „Aber wo- wo soll ich dich denn-? Du stellst dir das so einfach vor!“, stammelte er hektisch. Er hielt inne. „...Verzeih mir, Morwe...“
Alarmiert wollte sich Morwe so gut er es konnte nach ihm umwenden, doch zu spät. Rínon hatte schon an Nîns Zimmertür geklopft und zischte: „Nîn? Nîn! Ich bitte dich, wir brauchen deine Hilfe!“
Oh, Rínon, das wirst du mir büßen!

das ist echt verflucht schwer auf die 1667 Wörter zu kommen... das hier sind grade mal knapp 1300 =( was haben wir uns da nur angetan mit dem Nanowrimo...?
Btw wäre es ganz ... 'nett' wenn Nîn Morwe noch einen Hauch von Würde übrig lässt ^^"
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Moriko

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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDi 15 Okt 2013, 21:13

Die Sätze von Vanye musst du nachher noch ein bisschen angleichen. Zumindest den letzten Abschnitt.
Egal, was ich sie hab sagen lassen, es passte einfach nicht so richtig...
Hätte gerne noch weiter geschrieben, aber mein Tag ist fast um und ich wollte noch backen ^^

Ein Klopfen unterbrach Nîns Flötenspiel. „Nîn?“
Rínons Stimme drang nur undeutlich durch das massive Holz der Türe, doch er schien besorgt und nahezu beunruhigt. Die Zwergin legte hastig ihre lang vermisste Flöte zurück in die Schatulle und hüpfte vom Bett. „Nîn! Ich bitte dich, wir brauchen deine Hilfe!“
Die Zwergin stutzte. Alles hätte in diesem Moment über Rínons Lippen kommen können, nur die bitte um Hilfe und das in Anwesenheit von Morwe. Nîn war aufrichtig überrascht, aber eilte trotz allem zur Tür hinüber. Bei einer Bitte in so einem Tonfall gab es ein stummes übereinkommen mit allen nicht-orkischen Rassen: Der Bittsteller würde sich niemals auf so eine Art an einem schlechten Scherz probieren und im Gegenzug versuchte der Höhrer keinen Argwohn zu hegen, egal wie das Verhältnis zueinander war.
Wieder Musik zu spielen hatte bei Nîn wahre Wunder gewirkt. Der Schmerz in ihren Fußen schien wie weggeblasen und ihre Muskeln fühlten sich angenehm entspannt an.
Sie öffnete die Tür erst nur einen Spalt, doch angesichts des Anblickes, den Morwe bot, lies die junge Zwergin mit einem Schlag alle Vorsicht fahren und riss sie auf, sodass sein Freund ihn hinein bringen konnte. „Er ist plötzlich umgekippt und Vanye darf nicht-“ Rínon schwieg.
Nîn wurde von Morwe mit glasigen Augen fixiert. Seine Pupillen waren enorm geweitet, selbst für einen Elben, und sein halb geöffneter Mund wirkte stark ausgetrocknet. Nach den Rauschgifthöhlen, die in Tharbad nachts wie Unkraut in einem Zierbeet aus dem Boden wucherten, brauchte die junge Zwergin für diesen Anblick keine Erklärung mehr. Sie tastete vorsichtig mit ihren lädierten Fingern nach Morwes Handgelenk und Stirn. Er glühte, als hätte jemand Morias Feuer in ihm entzündet und sein Herz hüpfte aufgeregt wie ein Kaninchen beim Frühlingserwachen. Mit einem besorgten Seuftzer zog sie das ungleiche Elbenduo in ihr Zimmer und schloss hinter ihnen wieder die Tür. Rínon schien sich dabei wieder aus einer Art Trance zu fangen. „Ich hab keine Ahnung, was mit ihm los ist. Er benimmt sich schon seit einiger Zeit hin und wieder seltsam, aber so schlimm war es noch nie.“ Nîn half den kraftlosen Körper von Morwe am Bettrand abzusetzen und warf dem unschuldigen Gelehrten dabei einen abschätzenden Blick zu. „Du hast keine- ... ist das dein Ernst?“
Ein kurzer Stich fuhr durch Nîns Brust und sie hätte sich am liebsten auf die Unterlippe gebissen. Natürlich hat er keine, Dummkopf! Und ein Freund hat auch seine Gründe es seinem Gefährten zu verschweigen!“
Rínon fixierte sie mit aufgerissenen Augen. „Was ist denn mit ihm?!“
Nîn kam es erneut an diesem Tag vor, als würde die Welt langsamer an ihr vorüber ziehen. Rínons Gesichtsausdruck verriet pure Besorgnis um seinen langjähigen Freund, vermischt mit peinlicher Naivität. Morwe hatte noch genug Kontrolle über seinen Kopf, um die Zwergin seit dem Öffnen der Tür nicht aus den Augen gelassen zu haben. Ein weiteres Mal wurde sich Nîn hierbei mit einem leichten Schaudern der Tatsache bewusst, dass Elben nicht blinzeln mussten. Sie wusste nicht, ob es an den zum Teil erschlafften Gesichtsmuskeln lag, oder ob Morwe in Gedanken gerade vollkommen in seiner Rolle als Krieger aufging, aber sein Blick besaß etwas drohend mordlüsterndes. Ihrer Erfahrung nach, entstand dieser spezielle Ausdruck immer recht ungewollt durch mangelnde Kontrolle über einzelne Körperfunktionen, doch trotz allem trug er einen nicht ganz unwichtigen Teil zu Nîns Entscheidung bei.
Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und Räusperte sich, bevor sie sprach, um sich ein wenig mehr Zeit für diese Beobachtungen und Überlegungen zu verschaffen, bevor sie den Mund öffnete. „Es gibt Pflanzen, mit besonderen Wirkungen... Und davon wachsen auch einige in diesem Monstrum von Garten, das unten versucht das Haus zu verschlingen.“ Morwes Mund öffnete sich noch ein Stück, als ob er etwas sagen wollte, doch sein Körper erlaubte ihn keinen Ton. Rínon sog jedes Wort in sich auf, das ihm eventuell helfen konnte, für seinen Freund zu sorgen. Nîn rang nach Worten, die möglichst ehrlich und überzeugend klingen konnten, trotz ihrer leicht manipulierten Wahrheit. „Höchstwahrscheinlich hat dein Freund bei seinem Vormittagsschläfchen auf irgendetwas allergisch reagiert oder sich an etwas gestochen... sowas kommt vor. Eine leichte Abwehrreaktion seines Körpers. Das hat sich gleich wieder. Ein bisschen Schlaf, fern von Fremdeinflüssen, und morgen ist er wieder wie neu. Wenn du unbedingt etwas tun möchtest: Ein paar Freunde von mir haben felsenfest auf einen Tee aus diesen großen Pflanzen geschworen, die sich ständig an deiner Kleidung festkletten.“ Sie warf dem ahnungslosen Elb einen aufmunternden Blick zu, doch er dachte gar nicht daran zu verschwinden. Gekonnt ignorierte er jede Form der Bitte zu verschwinden, als wäre sie nicht an ihn gerichtet.
„Er wollte, dass ich ihn verstecke, weil Vanye ihn so nicht sehen sollte, aber sie müsste jeden Moment nach hier oben kommen.“
Nîn verstand Morwes Bitte nur zu gut. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, was ein Dämon wie die kleine Heilerin mit einem Krieger wie Morwe anstellen würde, wenn sie ihn so vorfinden würde.
Leider konnte sie auch nachvollziehen, warum sich das grausame Schicksal ausgerechnet bei diesem Satz wieder zu Wort melden musste. Ein heiteres Summen hüpfte in mordlüsternen Bahnen die Treppe hinauf und nährte sich in übelerregender Geschwindigkeit dem Raum.
Rínon und Nîn hatten keine Zeit zu überlegen. Ein Blick und ein Nicken reichte vollkommen aus.
Der Elb wuchtete seinen Freund mit einem lauten Gerumpel zu Boden, während Nîn mit ihrem gesunden Arm die Bettdecken und -Lacken zu Seite zog. Mit wenigen Handgriffen, wurde Morwe - unfähig zu protestieren - unter das Bett geschoben und die Beiden verschleierten ihre Tat gerade noch rechtzeitig mit einer halb aus dem Bett hängenden Bettdecke, bevor Vanye sich mit einem zauberhaften Klopfen Einlass gewährte.
Die Zwergin bemühte sich die auf dem Boden hängende Decke demonstrativ als Wärmequelle für ihre nackten Füße zu verwenden, damit die Elbin nicht auf die Idee kam, einen plötzlichen Ordnungswahn zu entwickeln und sie wieder aufs Bett zu hieven.
Doch diese blieb nur auf halben Weg zum Bett stehen und musterte Rínon mit einem freundlichen Lächeln, das selbst Granit durchdrungen hätte. „Was war das für ein lautes Geräusch?“
Die Wangen des Elben färbten sich so schnell rot, dass man meinen könnte, Vanye hätte ihn mit Farbe besprüht. Nîn musste Kichern.
Ein Kerl, der allein bei dem Gedanken an eine Lüge so offensichtlich rot wird?! Wie niedlich... „Frag ihn lieber nicht, sonst platzt noch sein Kopf. Es war ihm gerade schon ziemlich peinlich.“
Vanyes Gesichtsausdruck spiegelte aufgeregte Neugierde, als Nîn zu dem neuen Opfer ihres Blickes wurde. „Jetzt will ich es erst recht wissen.“
Rínon war so überrascht von dieser Unterhaltung, dass sogar ein Hauch der Röte aus seinen Wangen wich und statt dessen leichter Empörung Platz machte. Ich wollte die Schatulle in den Schrank zurück stellen und bin dabei fast hingefallen. Weil ich mich mit der anderen Hand schlecht abfangen kann, kam Rínon heldenhaft angesprungen... nur um dann ziemlich lustig über seine eigenen Füße zu stolpern.“ Rínons Empörung versuchte sich durch Worte Gehör zu verschaffen, doch Nîn schmückte ihre Erzählung nur munter weiter aus. „Für einen Moment dachte ich es ja, dass er es schafft sich zu fangen, doch dann hat er den etwas unbedachten Fehler gemacht und sich an der Bettdecke fest zu halten. Das Rumpeln, was danach wohl das ganze Haus gehört haben muss, muss ich ja wohl nicht näher ausführen. Das sprach ja ziemlich deutlich für sich.“ Das Grinsen dser Zwergin war dank Rínons stummer Mimik immer weiter in die breite gewachsen und Vanye erwiderte es mit offenkundiger Belustigung. „Ja, das klingt doch ganz nach ihm“ Dem Elb klappte der Unterkiefer nach unten, doch er brachte keinen Ton heraus. Möglicherweise, weil er sich nicht hatte vorstellen können, dass andere Leute kein Problem mit dem Lügen haben, oder - was Nîn für wahrscheinlicher hielt - wegen der zustimmenden Bemerkung der kleinen Elbin.
Vanye drehte sich auf den Zehenspitzen wippend wieder zu ihm um, wobei Nîn mit einem Schrecken wieder das große Messer hinter ihrem Rücken entdeckte. Nur hatte es diesmal wohl Gesellschaft bekommen. „Ich hoffe du hast dir bei deinem heldenhaften Auftritt nichts getan. Besser wäre es natürlich gewesen, wenn du für Nîn das Kästchen weg gelegt hättest, damit sie dafür nicht ihre Bettruhe hätte unterbrechen müssen. Aber da du dich ja schon als so hilfreich erwiesen hast, willst du womöglich auch gleich hier helfen, oder?“
Rínons Protest schwand augenblicklich und machte der Furcht und dem Grauen Platz, die mit Vanyes freundliche Stimmung Hand in Hand einher ging. Er stammelte einige unvollständige Sätze und deutete dann eine Art Nicken an.
Vanyes Antwort darauf war ein amüsiertes Schmunzeln und sie hob eine Braue. "Dein Heldenmut in allen Ehren, liebster Vetter, aber du wirst mir sicher nachsehen, dass ich leise Zweifel hege, ob das so gut wäre. Für alle Beteiligten, wenn du verstehst...", sie schenkte ihm einen aufmunternden Blick. "Magst du nicht lieber unten etwas Tee kochen? Du wärst mir damit eine große Hilfe!"
Nîn und Rínon tauschten bei dem Wort ‚Tee‘ noch ein paar vielsagende Blicke, bevor der Elb sich anschickte, Morgoth Reich wieder zu verlassen. Vanye wartete lächelnd, bis das Klicken der Türe hinter ihrem Rücken zu hören war und Nîn versuchte trotz ihres Herzschlages ruhig und tief zu atmen um sich zu beherrschen.
Wehe, Morwe würde dieses Opfer nicht zu schätzen wissen...

Aber ich glaube, ich liege richtig, wenn ich sage:
sie versteht es außerordentlich gut in kursiv zu sprechen!

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hab den letzen Satz von Vanye editiert ;] - Lenz
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyFr 18 Okt 2013, 12:58

Morwe biss die Zähne fest aufeinander, um nicht husten zu müssen. Staub verklebte seine tränenden Augen, wirbelte um seinen Kopf und kitzelte in seiner Nase. Seine Lungen brannten von der Wucht, mit der Rínon ihn vom Bett geworfen hatte. Über ihm knarzte das alte Holz. Ein Schauer durchfuhr ihn.
Bleib ganz ruhig... Undeutliche Stimmen erklangen, dann wurde die Zimmertür geschlossen und es wurde still. Fast. Summen, gedämpft durch die Matratze und Decke, die Nîn und Rínon neben ihn gedrückt hatten, um den Spalt zu verschließen, wehte durch den Raum. Morwe versuchte zu schlucken, aber ein Kloß steckte ihm in der ausgetrockneten Kehle. Langsam legte sich das Staubgestöber. Er konnte die feinen Wölkchen auf seinem Gesicht spüren. Durch die Decke fiel schwach etwas Licht und er sah sie als dünne Schatten zu Boden rieseln. Er schmecke sie auf seinen Lippen. Stumpf und fahl schmeckten sie. Morwe versuchte nicht weiter durch den Mund zu atmen und Modergeruch stieg ihm in die Nase. Ein feuchter, fauliger Dunst wie aus dem Innern eines-
Nein! Morwe versuchte den Gedanken abzuschütteln, aber es war zu spät. Grausig, wie eine kalte glitschige Hand kroch er aus den Tiefen seines Bewusstseins hervor, griff nach seiner Kehle, drückte ihm die Luft ab. In heller Panik versuchte sein Herz der geifernden Angst, die nach ihm schnappte, zu entkommen und aus dem Käfig seiner Brust herauszuspringen. Weiße Punkte vernebelten seine Sicht. Seine Augen begannen zu brennen, jede Pore seines Körpers schien sich schreiend zu öffnen. Er musste hier raus! Doch seine Glieder rührten sich nicht. Erstorben. Tot. Wie seine Stimme, die sich zu einem Schrei bündeln wollte, aber weder Luft noch  Kraft dazu fand.
Beruhig dich! Morwe presste seine Lippen so fest zusammen, dass es weh tat. Sie würden ihn hören, wenn er jetzt völlig in Panik verfiel! Er durfte nicht laut atmen! Er musste sich beruhigen!
Alles ist gut. Du liegst nur unter einem Bett. Nur ein Bett. Alles wird gut. Wie ein Mantra schwebten die Worte durch seinen Geist. Immer im Kreis. Beruhig dich. Alles wird gut. Es nur ein Bett. Und doch ließ die Furcht nicht von ihm ab. Das Gift der Angst pumpte ätzend durch seine Adern, brannte sich mit sengenden Schmerzen in sein Fleisch.
Atme langsam und tief. Alles ist gut. Jeder Atemzug kratzte in seinem ausgedörrten Mund. In seinen Lungen loderte ein Feuer.
Sie wird sicher gleich fertig sein. Nîn wird nicht gehen und dich hier liegen lassen. Rínon wird dich nicht hier liegen lassen. Alles wird gut.
Mit aller Konzentration, die  er aufbringen konnte, bemühte Morwe sich den Stimmen über dem Bett zu lauschen. War die Matratze so dick oder waren es seine Ohren, in denen das Blut rauschte, die ihn so schlecht hören ließen? Kaum ein Wort konnte er verstehen, nur dumpfes Gemurmel. Er schnappte nur Fetzen auf. Irgendetwas vom Fest an diesem Abend. Von Nîns Begleitung. Von Herrn Elrond, der hoffte, sie würde sich über ihr Geschenk freuen. Davon, dass Nîn noch ordentlich dafür angekleidet werden musste. Morwe schmunzelte unwillkürlich bei diesen Worten. Er stellte sich die aufmüpfige Zwergin in einem elbischen Gewand vor und musste sich entgegen seiner Beklemmung, davon abhalten zu lachen. Auch seinen Namen schnappte er hin und wieder auf.
Erst als sein Kopf schlaff zur Seite rutschte und er zum Lichtspalt am Boden gewandt lag, wurde Morwe bewusst wie müde er plötzlich war. Bleierne Erschöpfung durchströmte seine Gliedmaßen.
Ich kann meine Beine wieder fühlen..., dachte er grinsend, doch er konnte sich nicht bewegen. Jede Regung war zu viel, war zu schwer.
Warum hat Nîn mich eigentlich nicht an Rínon verraten? Vielleicht war die Zwergin doch nicht so verkehrt...
Schatten huschten vor der Decke vorbei. Klimpern erklang. Über ihm knarzte es.
Hoffentlich sind sie bald fertig....
Wieder erschollen undeutliche Stimmen.
Ist das Rínon...?
Morwe beobachtete wie die fusseligen Staubfetzen erzitterten, wann immer er ausatmete. Doch seine Lippen waren zu träge, um sich zu einem Lächeln zu bewegen.

Ende ist was doof, aber ich wär gleich selbst eingeschlafen hätte ich weitergeschrieben....
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Lenz

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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMi 06 Nov 2013, 13:52


Ich hoffe das ist ein Anstoß für deine Phantasie ^^


Rínon füllte die kleine vergitterte Kapsel mit Kräutern und gab sie in die dampfende Kanne. Die ganze Anrichte verströmte einen intensiven würzigen Geruch, der am stärksten von Mörser und Stößel ausging. Winzige Krümel, die Überreste zerstoßener Samen, Wurzeln und Blätter, bedeckten die Arbeitsfläche und blieben an Rínons Fingern kleben. Vanye war so gut gewesen mehr Pflanzen als sie für ihre Heilpasten benötigte zuzubereiten und auch heißes Wasser war noch über dem Feuer gewesen. Eigentlich war ihm die ganze Arbeit des Teezubereitens erspart geblieben.
Während das Getränk vor sich hin zog, nutzte Rínon die Gelegenheit, um rasch in den Garten zu huschen. Was hatte Nîn doch gleich gesagt? Stirnrunzelnd schlich er an den Büschen vorbei und versuchte irgendeine Pflanze zu erspähen, die der Beschreibung der Zwergin nahe kam. Aber alles, was er vorfand, waren dornige Hecken, Wacholdersträucher, Büsche, an denen im Sommer alle erdenklichen giftigen Beeren wuchsen, und unzählige Brennesseln. Gerade da Rínon schon resignierend umkehren wollte, ließ ihn ein Ziehen an seiner Robe innehalten. Verdutzt stellte er fest, dass sich eine Ranke an seinem Saum festgeklettet hatte, die noch dazu über und über mit kleinen stachligen Kügelchen besetzt war. Mit spitzen Fingern friemelte der Elb das Geflecht von seiner Kleidung los und begutachtete eine der Kugeln auf seiner Handfläche. Hatte Nîn sie gemeint? Rasch sammelte er eine Handvoll von ihnen ein. Die hauchdünnen Stacheln kitzelten seine Haut und er hoffte, er würde bloß nicht aus irgendeinem Grund vor Schreck reflexartig die Hand verschließen. Wieder in der Küche begutachtete Rínon ein wenig ratlos die leeren Teekannen auf der Anrichte. Nîn hatte ihm nicht gesagt wie er den Tee aufsetzen sollte, ganz abgesehen davon, dass er nicht einmal sicher war die richtige Pflanze erwischt zu haben... Und wie sollte er die zusätzliche Kanne an Vanye vorbeischmuggeln ohne von ihr neugierige Fragen zu ernten?
Seufzend verstaute Rínon die Kügelchen vorsichtig in einem Beutel an seinem Gürtel und trug die gefüllte Teekanne nach oben. Es brauchte nur wenige Schritte bis das Tuch, mit dem er den Kannenboden festhielt, intensive Wärme in seine Hand abstrahlte. Am oberen Ende der Treppe, biss Rínon bereits die Zähne aufeinander. Das elende Gefäß war aus einem Material gefertigt, was definitiv nicht dafür geeignet war mit kochendheißer Flüssigkeit befüllt zu werden! Vielleicht waren Zwerge hitzeunempfindlich, ging es Rínon durch den Kopf als er eilig auf das Zimmer zuhielt. Oder es war eine zwergische Art sich so für die Arbeit in der Schmiede abzuhärten. Die Hände des Elben zitterten und es kam nicht von dem Gewicht des Behälters. Inzwischen versengte ihm sogar der Griff die Finger! Mit dem Ellenbogen versuchte Rínon an der Tür herumzuhebeln, um sie zu öffnen. Vanyes und Nîns Stimmen drangen an seine Ohren. Auf einmal kam ihm der Gedanke, ob er überhaupt schon eintreten durfte. Aber da die Kanne einfach schlagartig loszulassen und ihren Inhalt im ganzen Flur zu verteilen keine wirkliche Option darstellte, kam Rínon zu dem Entschluss, dass es ihm gerade vollkommen egal war, ob Vanye seine Anwesenheit schon recht war oder nicht.
„Vergiss es! Ich werde mich nicht vorführen lassen wie eine lächerliche Attraktion auf einem Jahrmarkt, die man fein rausputzt und als Kuriosität überall herumzeigt!“, zischte Nîn plötzlich nahe der Tür und es klang als würde sie im Zimmer hastig auf und ab gehen. Rínon entwich ein Wimmern.
Vanye versuchte einen versöhnlichen Ton anzuschlagen: „Es ist doch nur ein Bankett. Du musst doch gar nichts weiter tun als hinzugehen, zu essen und dich vielleicht ein bisschen zu unterhalten. Und wenn du das nicht willst, musst du es auch nicht. Du kannst dich auch zu den Sängern und Dichtern setzen und ihnen lauschen. Das wird bestimmt amüsant!“. Die Zwergin erwiderte etwas unwirsch woraufhin Vanye seufzte: „Du hast aber keine Wahl. Herr Elrond hat dich in sein Haus aufgenommen und wenn du dich und deine Sippe nicht vollkommen entehren willst, gebietet dir dein Anstand es, seine Gastfreundschaft damit zu würdigen, dass du auf dem Fest erscheinst. Und du gehst doch mit Morwe zusammen. Er wird dir die ganzen neugierigen Nasen schon vom Leib halten.“
Rínon lief eine Schweißperle die Schläfe hinab. Ob er nun hereinplatzte oder nicht, es war ihm egal! Mit dem Knie drückte er polternd die widerspenstige Klinke herunter und stolperte in den Raum hinein. Ohne auf die beiden erschreckten Damen zu achten, hastete er zum Tisch und ließ die Kanne seinem Griff entgleiten. Scheppernd wackelte sie hin und her. Ein paar Teespritzer verteilten sich über das Holz. Hektisch atmend wedelte Rínon mit seinen schmerzenden Händen und versuchte sie durch den Luftstrom abzukühlen. Oh wie süß fühlte es sich doch an, wenn Schmerz nachließ...!
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptySo 17 Nov 2013, 21:05

Der winzige Moment der Stille legte sich wie ein schweres Tuch über alle anwesenden. Nîn's Blut pulsierte dumpf in ihren Ohren. Kaum hatte sie begonnen, Elrond nicht mehr eine Meute Orks an den Hals zu wünschen, sollte sie wie eine Puppe zurecht gemacht als neuste Sensation in Bruchtals Kuriositätenkabinett herhalten. „Amüsant“?! Für Elben wie Morwes Bruder auf jeden Fall! Die neuen Verbände, die Vanye ihr um den Brustkorb gewickelt hatte, saßen eine ganze Spur fester, als es angenehm gewesen wäre, doch sie hatte nichts gesagt, damit die Elbin keinen Grund hatte, noch länger in diesem Zimmer zu verweilen. Stattdessen hatte sie aber angefangen ihr von diesem 'äußerst großzügigen Angebot' zu erzählen. Nîn wollte einfach nur ihre Ruhe haben und vielleicht mal einige Stunden alleine mit sich und ihren Gedanken, aber stattdessen mussten ihre Nerven offensichtlich in Bruchtal noch mehr durchmachen, als draußen alleine in der Wildnis.
Die wundervolle Entspanntheit, die sich nach dem Fund ihrer Flöte in ihr ausgebreitet hatte, wandelte sich im Sekundentakt in unerträgliche Verspannungen um. Das Poltern, das Rínon verursacht hatte, als er wie ein Ullifant in ihr Zimmer hinein gestürmt war, war nur noch der Tropfen, der das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Die Tatsache, dass sie noch immer recht spärlich bekleidet war und der Elb nicht einmal grundlegende Formen der Höflichkeit eingehalten hatte, trugen möglicherweise auch einen nicht unerheblichen Teil dazu bei.
„RAUS!“ Rínon brauchte einen Augenblick um seine Konzentration von seinen geröteten Fingern auf Nîns Aufforderung zu lenken. Wie ein getretener Hund wanderte sein Blick verwirrt zwischen der Zwergin und Vanye hin und her.
Die Heilerin hob nur besänftigend die Hände und versuchte ihrem Cousin in ruhigen Worten zu erklären, dass seine Anwesenheit gerade etwas unpassend wäre. Nîn richtete sich Mühsam auf die Beine auf. Diese absolut ruhige und freundliche Art, die Vanye mit einem Lächeln versuchte im Raum auszubreiten, war reines Gift für ihre Beherrschung. „Du auch! Ihr Beide! Seit ich hier angekommen bin, werde ich mehr hin und her gereicht, als eine 30Jähige Witwe in Bree! Mir reicht's! Raus hier!“ Vanye wirkte überrascht und Nîn begriff plötzlich was sie da gerade getan hatte. Ein nagendes Gefühl schlängelte sich durch ihre Magengrube, während sie den Beiden gekränkten Elben bedeutete zu gehen, aber wenn sie sich jetzt entschuldigen würde, würde sie nie wieder einer der Beiden ernst nehmen. Die kleine Heilerin, die noch vor kurzem so große Angst in der Zwergin ausgelöst hatte, wirkte, als hätte ihr Nîn einen Schlag ins Gesicht verpasst, doch schon im nächsten Augenblick, zauberte sie wieder ihr unergründliches Lächeln hervor und schob Rínon sachte aus dem Zimmer hinaus. An der Tür drehte sie sich noch einmal um, was Rínon nutzte, um hinter ihrem Rücken eine Hand voll haariger Kügelchen in eine Schale auf die Anrichte fallen zu lassen. „Ich hole dich morgen früh etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang hier ab, dann haben wir bestimmt noch Zeit genug, um uns um deine Verletzungen zu kümmern. Schlaf gut, und erhol' dich bis morgen!“ Vanye schloss die Tür hinter sich und hinterließ nur erdrückende Einsamkeit.
Die Zwergin lauschte den dumpfen Geräuschen vor der Tür, die nach sehr unrhythmischen Schritten auf einer Treppe klangen und wankte zu der Teekanne hinüber. Müdigkeit lähmte jeden ihrer Schritte. Es war nicht einmal Abend, doch Nîn fühlte sich so ausgelaugt und matt, als wäre sie den ganzen Tag einer Meute Warge davon gelaufen.
Der Tee roch furchtbar. Das Aroma ähnelte stark dem Gestank ihrer Haare, nachdem sie als Kind einmal vergeblich versucht hatte, bis hinter die Büsche des Gartens zu kommen. Doch das heiße Metall der Teekanne versprach etwas heimisches und vertrautes in Nîns Händen.
Sie schluckte. Stille war schon immer unertragbar für sie gewesen. Der Klang von Hammerschlägen auf glühenden Stahl oder das Schnauben ihres Ponys waren Geräusche, denen sie nie lange fern geblieben war, doch jetzt war nichts mehr von allem um sie herum. Lustlos pellte und zerdrückte die Zwergin die Kapseln, die Rínon ihr da gelassen hatte, und warf sie in die Kanne. Innerhalb weniger Sekunden wurde der Geruch beißender und intensiver und flutete den ganzen Raum. Bei dem vertraut beißenden Gestank blieb immerhin nicht mehr allzu viel Platz für triste Gedanken. Dieses Gemisch schien nicht nur bei Einnahme den Körper von Giften zu reinigen, sondern allein durch die Dämpfe auch von allen anderen bösartigen Gefühlen und Gedanken.
Auf der Suche nach einem geeigneten Gefäß, blieb Nîns Blick auf einem Ledernen Bündel hängen, das so offensichtlich auf einem der Tische lag, dass es automatisch aus ihrer Wahrnehmung ausgeblendet worden war. Sie schnaubte. Vanye hatte von einem „Geschenk“ gesprochen. Vermutlich eine mit Rüschen verzierte, lachsfarbene Toga mit hellgrünem Schal, damit es auch kein Elb in ganz Bruchtal schaffen würde, sie zu übersehen.
Die Zwergin überging das Bündel großzügig und fand stattdessen eine für ihr Alter relativ saubere Schale aus Ton. Sie füllte etwas von dem nun sicherlich äußerst interessanten Kräutergemisch hinein und dekorierte es noch sarkastisch mit der pelzigen Schalenhälfte einer der Samen. Wer seinen Körper solche Gifte zumuten konnte, der sollte auch mit dem schlimmsten Rechnen, sobald von 'Medizin' gesprochen wird. Die Drogenleiche unter ihrem Bett hatte bisher noch keinen Laut von sich gegeben. Nîn wunderte sich, ob es wirklich so angenehm sein konnte, nicht mehr Herr über seinen Körper zu sein. In ihrer Vergangenheit war es oft wie das Gefühl von unendlicher Freiheit beschrieben worden, doch konnte sie sich nicht vorstellen, wie man von Freiheit reden konnte, wenn man doch auf eine Weise in seinem Körper eingesperrt war, an die Käfige nicht einmal am entferntesten heran reichten. Mit einem schmerzhaften Stöhnen, lies Nîn sich auf den Boden neben ihrem Bett sinken und schob die Schale hinter die Decke, die ab diesem Zeitpunkt nicht nur dafür sorgte, dass keine Blicke unter das Bett gelangen konnten, sondern auch dafür, dass der Dampf aus der Schale unterhalb des Bettes gestaut wurde. Sollte er den Tee nicht trinken können, würde er ihn wenigstens über sämtliche Poren seines Körpers in sich aufnehmen.
Ein sadistisches Grinsen huschte noch über Nîns Gesicht, bevor sie endgültig alle Kräfte verließen. Ihre Reserven waren maßgeblich aufgebraucht. Sie hatte vorgehabt, die zweite Decke vom Bett zu nehmen, um sich darin einzuwickeln, doch egal wie detailliert sie dieses Vorhaben in ihren Gedanken ausführte, ihr Körper bewegte sich kein Stückchen.
Sie fühlte sich alt und leer. Dieses Zimmer war so riesig und der Boden so kalt. Der Teppich auf dem sie saß, war angenehm weich, doch ihr war, als würde sie nicht einmal mehr die innere Kraft besitzen, um ihre eigenen Körperwärme in sich zu behalten. Alles verschwand irgendwo hin und hinterließ ein Gefühl, dass an Schlafen bei vollem Bewusstsein erinnerte.
Bis zum fest am nächsten Tag waren es sicherlich noch viele Stunden und sie hätte noch den ganzen Tag Zeit, um die Geheimnisse ihrer Eltern zu erkunden, dieses Haus neu zu dekorieren und noch vieles mehr. Doch in Wirklichkeit wollte sie einfach nur an Ort und Stelle sitzen bleiben und darauf warten, dass es spät genug war um schlafen gehen zu können.
Entspannung floss durch ihren Körper, machte sie ruhiger und schläfriger und zog sie tief hinab.
Ihre Augen fielen ihr zu und die Wogen des Schlafes waren bereits in greifbarer Nähe, als eine Hand, die ihren Unterarm wie ein Schraubstock umklammerte, die Ruhe zerstörte, die das Zimmer füllte.
Den Ton, den ihre Stimme daraufhin beim Hochschrecken traf, hätte sie von sich selber in tausend Jahren nicht erwartet.
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDi 19 Nov 2013, 12:35

Morwe würgte. Fassungslos starrte er auf die Stelle, wo soeben noch ein Strahl grellen Lichts in seine Finsternis gedrungen war. Doch statt dass die kleine Hand ihn aus dieser Grabkammer befreit hatte, hatte sie einen unförmigen Gegenstand, der intensive Wärme abstrahle, in sein Gefängnis geschoben und ihn wieder seiner Verzweiflung überlassen. Beißender Gestank kroch in Morwes Nase. Er wurde getragen von er Luft, die der Gegenstand emittierte, die dampfend gegen das Gesicht des Elben brandete. Obwohl Morwe den Kopf nicht recken konnte, wusste er ganz genau, was da in der Dunkelheit neben ihm schwelte. Selbst in ihrem ätherischen Zustand schienen die Hülsenfrüchte nichts von ihrem stachligen Charakter verloren zu haben, denn sie quälten schmerzhaft stechend seinen Geruchssinn. Morwe versuchte sich abzuwenden und durch den Mund zu atmen. Es half nichts. Dampf kondensierte bereits auf seiner Haut, er ließ den Wirkstoff schleichend, heimtückisch durch Morwes von der heißen Luft geöffneten Poren in seinen Körper eindringen. Ihm begann zu schwindeln. Ein Schrei stieß zornig voller Verzweiflung gegen seine Kehle, doch er konnte sich keine Weg nach oben kämpfen.
Morwe versuchte sich an den Gedanken zu klammern, dass Nîn es nur gut gemeint hatte und ihm zu helfen versuchte, jedoch ignorierte das rasende geifernde Untier in seinen Eingeweiden diese Einschätzung vollkommen. Es wünschte der Zwergin in diesem Moment einfach nur die Pest an den Hals.
Bunte Schleier huschten um die Ränder seines Blickfelds. Wie Blasen stiegen sie wabernd aus der Schwärze auf, verweilten für einen Sekundenbruchteil, um sich dann in einem Lichtfunken aufzulösen. Inzwischen hatte die wachsende Panik auch sein Herz erreicht, in dessen hektisches Pumpen sich Unregelmäßigkeiten schlichen. Beinahe glaubte Morwe zu spüren wie die Stoffe im Dampf den Wirkstoff des Fahltaus aus seinen Adern sogen und absorbierten. Der unheimliche abscheuliche Geist der Sporen umklammerte seinen Leib und labte sich an seiner Lebenskraft. Morwe schüttelte den Kopf, damit die Bilder aus seinem Kopf verschwanden, doch nur noch mehr Farbengewitter stoben durch sein Bewusstsein. Die umherirrenden Funken brannten sich in seine Haut. Schmerzhaft versengten sie seine Hände und Arme, sanken glühend in sein Fleisch und setzten ein heißes pochendes Kribbeln in seinen Nervenbahnen frei. Obwohl er lag, schwankte die Welt um ihn. Sie kippte plötzlich, aber das Bettgestell schien sich der Anziehungskraft der Erde zu widersetzen, denn es fiel nicht hinab und gab Morwe endlich frei. Im Gegenteil. Immer näher und näher rückte es an ihn heran. Die Balken wurden breiter, schwerer, feuchter Moderdunst quoll aus ihnen wie ein giftiges Gas und kroch in Morwes Lungen. Der Grabesgeruch, ein kreischendes kratzendes Biest, wühlte sich seinen Weg durch Morwes Nase und entfachte eine Flut aus Erinnerungen in seinem Geist. Sein Atem stockte. Seine Sicht wurde schwarz. Da war nichts mehr als grenzenloser Enge. Endlose zermalmende Beklemmung, die seinen Körper zu erdrücken drohte. Gestank verwesender Leiber in schmieriger Erde, verschimmelndes Holz, die Eiseskälte des Sarges um ihn.
Urplötzlich entzündete sich Schmerz in seiner rechten Gesichtshälfte und Morwe blinzelte verwirrt. Das Grab war verschwunden. Über ihm war wieder das Bett. Hitze umgab ihn und etwas klammes tastete über seine Wange. Er brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass es seine eigene Hand war. Hatte er sich selbst eine Ohrfeige gegeben?
Wie von selbst wandte sich sein Kopf in Richtung der Bettkante, wo die Decke den Blick auf das Zimmer versperrte. Ich brauche Luft... Träge, aber allmählich setzte sich sein Oberkörper in Bewegung. Morwe rollte sich erst auf die Seite, dann auf den Bauch so gut er es vermochte. Er konnte seinen Unterleib nicht spüren. Alles, was er merkte war, dass seine Beine sich scheinbar umeinander gewunden hatten, denn sie behinderten sein Vorankommen enorm. Endlich gelang es ihm die Decke beiseite zu schieben. Sonnenlicht brannte sich gleißend in seine Augen. Er stöhnte. Seine Sicht verschwamm. Blinzelnd und orientierungslos versuchte er durch seine Armbeuge etwas zu erkennen, sah aber nur einen unförmigen kleinen Schatten in der Mitte des Raumes kauern. Reflexartig schnappte er nach diesem einzigen Halt, der sich ihm gerade bot, und bekam den Arm der Zwergin zu fassen. In seinem Delirium hatte er keinen Gedanken an Nîns mögliche Reaktion verschwendet. Was aber geschah, hatte definitiv nicht auf der unbewussten Liste möglicher Folgen gestanden. Das Klingeln in seinen Ohren schien noch eher einzusetzen als der spitze schrille Schrei, der gellend von den Wänden widerhallte. Morwes Herz machte einen Satz. Seine Finger lösten sich von Nîns Unterarm, als wenn er sich verbrannt hätte. Schockiert schreckte er zurück, jedoch ohne an das Bett hinter sich zu denken. Eine massive und vor allem scharfe Kante donnerte dröhnend gegen Morwes Hinterkopf und ließ ihn Sterne sehen. Tränen verschleierten seine Sicht, als er sich zusammenkrümmte. Hätte er nicht beide Hände auf seine wider Erwarten noch intakte Schädeldecke gepresst, so hätte schwören können sie sich in zwei gespalten zu haben. Jeder Hieb mit einer Klinge wäre Morwe in diesem Augenblick willkommener gewesen. Ja selbst die Begegnung mit seinem Großvater hatte nun endgültig jedweden Schrecken verloren. Alles war ihm in diesem Moment recht, solange es dieses zermürbende sengende Pulsieren in seinem Gehirn zum ersterben brachte! Er wollte nur noch, dass der Schmerz, nachließ. Atmen können. Luft.
Benommen registrierte Morwe wie sein Körper sich mit aller verbliebenen Kraft in Richtung Fenster schob. Doch noch ehe er die Hälfte des Zimmers durchmessen hatte, sank er erschöpft zusammen. ...Was habe ich den Valar eigentlich getan?, dachte er wehleidig.
Aus den Augenwinkeln nahm er Nîn wahr, die sich ihm vorsichtig näherte. Morwe hatte eigentlich die Worte „öffne das Fenster“ oder wenigstens „Luft“ formen wollen, was seinem Mund aber jaulend entwich war: „...Erschlag mich bitte...“

...was übersetzt so viel heißt wie: "wäääh, ich mag nicht mehr ;___;" sry, konnte es einfach nicht lassen dass es Morwe noch ein bisschen elendiger geht... ^^v
ich hatte iwie die ganze zeit ein bild von samara vor augen als er unterm bett hervorgekrochen ist... >__>
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDo 21 Nov 2013, 16:14


hab gefunden, was ich am Telefon meinte ^^ : https://www.youtube.com/watch?v=W3aideNBBjE
Fremde Sprache, Text ist egal, aber angeneheme Wörter und beruhigende Wirkung
-----------


Nîn gelang es, etwas ihrer Würde zurück zu gewinnen und beäugte mitleidig den Elbenkrieger, der so unehrenhaft wie ein getretener Welpe in Richtung der Fenster kroch.
Ihn schien der Entzug wohl härter mitzunehmen, als die Zwergin erwartet hatte. Immerhin war er wieder bei Bewusstsein ... Nur war die Intensität der Wirkungsweise von Kräutern wohl nicht nur bei Menschen und Zwergen eine vollkommen andere.
Besorgt kroch sie in seine Richtung und betastete seine Stirn. Es gehörte mit zu den größten Dummheiten, die man im Leben machen konnte, sich alleine einer kräftigen Person zu nähern, die auf einem Drogentripp war und dazu noch in das kalte Wasser einer Entgiftung geworfen wurde, aber Morwe wirkte auf Nîn nicht so, als hätte er noch sonderlich viel Kraft in sich. Ein wimmern drang über seine Lippen, doch sie konnte die elbischen Wörter nicht verstehen, so undeutlich wie Morwe sie aussprach. Seine Stirn glühte unter dem eiskalten Schweiß, der sein Gesicht einhüllte.
Vielleicht war die Dosis zu hoch für einen Elben um ihn wirklich nur aufzuwecken...
Nîn zog den Elben hinüber zu dem von Ranken durchwachsenen Fenster. Bis sie den Verschluss des zweiten Fensters entriegelt bekommen würde, würde wertvolle Zeit vergehen und durch das halb zerborstene Glas drang wenigstens etwas Frischluft durch den Kräuterdampf.
Morwe zuckte nicht einmal, als die Zwergin ihn an den Schultern packte und quer über den Teppich zog. Nîn bezweifelte schon, ob er überhaupt etwas aus seiner Umgebung wahr nahm, aber ein Zucken huschte über sein Gesicht, als eine kleine Böe ihren Weg in das Zimmer fand.
Das Schloss des zweiten Fensters lies sich überraschend schnell öffnen. Offenbar hatte sich das in ihrer Kindheit bereits stark verzogene Holz weiter in eine Form entwickelt, die die Verschlussschwierigkeiten von damals auf zufällige Art und Weise wieder ausmerzten.
Sie riss die Fensterläden auf und lies sie sich von einer fauchenden Windböe gleich wieder aus den Händen reißen. Zitternd umklammerte Nîn ihren Oberkörper. Ihr war vollkommen entgangen, dass Verbände als einzige Oberkörperbekleidung nicht unbedingt die ideale Wärmeisolierung boten. Besonders nicht an einem frischen Herbsttag, an dem sich der Himmel zu einem kleinen Herbststurm verdüstert hatte.
Morwes Anblick lies in Nîn jedoch das noch nicht verklungene schlechte Gewissen gegenüber Vanye und Rínon wieder zur vollen Größe anschwellen und sie biss die Zähne zusammen.
Die Zwergin zog das Fenster so weit wie möglich auf und griff mit zitternden Händen nach dem Erstbesten, was sie als Keil verwenden konnte. Das in Stoff eingewickelte ‚Geschenk‘ von Herrn Elrond erfüllte nun doch noch einen praktischen Zweck. Nur am Rande bemerkte Nîn, dass es ungeheuer schwer für seine Größe war und sich auch etwas sehr Massives in dem Bündel befand, doch die Zwergin hatte größere Sorgen als die Beschaffenheit von Elronds Puppenkleidern für sie.
Morwes Gesicht wirkte durch sein verzerrtes Lächeln merkwürdig abstrakt, doch er schien den Wind sichtlich zu genießen. Leider verriet Nîn das Zittern, dass in Wogen über seine Gliedmaßen fuhr, dass sein in Schweiß getränkter Körper und der kalte Wind niemals Freunde werden würden. Die gemütliche Decke, die Nîn vor noch nicht allzu langer Zeit in ihren Tagträumen heimgesucht hatte, würde wohl niemals ihren Weg zu der Zwergin finden. Sie wickelte Morwes Beine fest in die weiche Decke ein, damit er sich nicht freistrampeln konnte und überließ es ihm selber, die lockere Decke über seinem Oberkörper hinunter oder hinauf zu ziehen, je nachdem, welche Gelüste die Drogen in seinem Körper gerade an seinen Kopf sendeten.
Nîn seufzte. Der Körper des Elben entspannte sich, doch seine Augen zuckten noch immer unruhig hinter seinen geschlossenen Augenlidern hin und her. Sie nahm die zwei Kissen vom Bett und sorgte dafür, dass sein Kopf etwas weicher lag. Das Zweite der beiden Kissen wurde kurzerhand als Miniatursitzsatz umfunktioniert. Zusammen mit dem großen, weißen Tuch, dass bis zu ihrer Ankunft die Anrichte vor Staub geschützt hatte, schaffte es Nîn sich weitestgehend vor der Kälte zu schützen. Sie war kalte Winter oder Herbsttage in der Wildnis gewohnt, doch bemerkte sie erst jetzt, da sie sie nicht mehr besaß, wie warm doch ein Harnisch und ein dicker Umhang hielten.
Morwe nuschelte unverständliche Wortfragmente. Er hatte die Decke zurück geschlagen, doch jetzt tasteten seine Hände ziellos über den Boden, womöglich auf der Suche nach der Wärme, die er kurz zuvor von sich gestoßen hatte.
Wie er es wohl geschafft hat, das vor Rínon und einer Ärztin wie Vanye geheim zu halten? Der Arme braucht ja dringend Hilfe...
Die Zwergin deckte Morwe wieder zu, der daraufhin wohlig seufzte und wie ein kleines Kind nach ihrem Arm griff. Blut schoss Nîn in die Wangen. Betrunkene und Drogenabhängige waren ein bemitleidenswert und gleichzeitig lustig anzuschauender Haufen, jedoch war die junge Zwergin noch nie in die Situation geraten, dass sie solche Leute auch in ihrem normalen Zustand kannte und demnach den starken Kontrast in ihrem Verhalten beurteilen konnte. Morwes Züge wurden verkrampfter. Flüchtige Anzeichen für Wut, Hass oder aber Angst lies Morwes Körper immer wieder für Sekunden verkrampfen und ihn seinen Kopf hin und her drehen lassen.
Nîn verzog besorgt den Mund. Es war überhaupt das erste Mal, dass sie einen Elben bewusst beim schlafen wahrnahm. Bisher war sie zeitweise sogar davon ausgegangen, dass Elben gar nicht schlafen und dass sie Morwe am Morgen mit aufgerissenen Augen auf ihrer Veranda hatte liegen sehen, hatte ihr Bild von Elben nicht gerade abgerundet. Sie hoffte jedenfalls, dass das Anzeichen für einen unruhigen Schlaf bei Morwe waren. Jedenfalls wirkte er stark wie ein Menschenkind, wenn es einen Albtraum hatte. Nîn lies ihren Arm dort, wo er war, damit Morwe weiterhin etwas zum festhalten oder zudrücken hatte und strich mit der freien Hand beruhigend über seinen Kopf. Es lies sich schwer einschätzen, was für sie schlimmer sein würde. Wenn Morwes Zustand nicht wieder besser werden würde und er womöglich so in ihrer Obhut gefunden werden würde, oder aber, wenn er durch eine glückliche Spontanheilung plötzlich erwachen würde und sich dieser Anblick für immer in das Gedächtnis dieses hochrangigen Kriegers brennen würde. Bei genauerer Überlegung fiel Nîn jedoch auf, dass es bisher für sie äußerst schwer war, jemanden wie Morwe einzuschätzen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie auch noch nicht die Zeit gehabt, sich einmal in Ruhe die Geschehnisse der letzten paar Tage an die sie sich erinnerte, durch den Kopf gehen zu lassen. Als hätte ihr Unterbewusstsein etwas gegen sie, kamen wie auf Kommando die Erinnerung an die Hetzjagd der Orks wieder zurück. Doch zum ersten Mal, zogen sie die Zwergin emotional nicht direkt wieder runter. Sie hatte viel mehr das Verlangen sie einfach beiseite zu schieben, damit sie ihre Gedanken lieber auf andere und weniger anstrengendere Dinge richten konnte. Die Stille lockte die Bilder in ihrem Kopf immer wieder zurück und so begann die Zwergin leise vor sich hin zu summen. Eine fast vergessene Melodie stieg in ihr auf. Es war ein Lied in Quenya, das ihre Mutter damals immer mit ihr zusammen gesunden hatte, wenn Donner und Blitze Nîn wach gehalten hatten. Die junge Zwergin hatte nie erfahren, was es bedeutet, denn das war eine der wenigen Sprachen, zu denen sie keinen Unterricht bekommen hatte, doch es hatte seit jeher eine wundervoll beruhigende Wirkung auf Nîn gehabt und einen melodischen Klang, wie nur alte Elbenlieder es haben konnten.
Ihre Zunge tastete sich erst zaghaft um die Wörter, deren Bedeutung immer ein Geheimnis für sie bleiben werden würden, doch wenn Nîn etwas außer ihrem Aussehen von ihrer Mutter geerbt hatte, dann war es das Talent für Sprachen gewesen und die Fähigkeit sich gesprochene Wörter ein Leben lang einzuprägen.
Ihr sanfter Gesang füllte den Raum und verscheuchte die Kälte und die bösen Geister, die sie jagten aus ihrer Nähe. Die Wörter krochen in jede Ritze und zerrten die verbliebene Dunkelheit des Hauses nach draußen, wo der energische Wind schon auf sie wartete.

Soviel zum Thema: Ich nehm mir mal eben 5 Minuten um 4-5 Sätze zu schreiben,
die Abschnitte können im Dialog zwischen Morwe und Nîn
ja eh nicht so lang sein, sondern nur wieder kurz ..... verdammt -.-
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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyMi 04 Dez 2013, 18:36

Wind kitzelte Morwes Gesicht. Er hörte das Flüstern der Blätter. In einer langsamen ächzenden Melodie klagten sie dem Himmel ihr elendes Sterben, ihren zermürbenden Verfall. Ihre Klänge krochen wie winzige Insekten in Morwes Ohren und sponnen ihre Netze durch seinen Geist. Mit rasselndem Atem sangen sie ihren schaurigen Choral, dass ihm sich die Nackenhaare aufstellten. Geisterhände umfassten sein Gesicht. Kälte pulsierte aus ihren Adern in die Seinen. Der Gesang schwoll an, aber die Stimmen waren zu fein, zu wispernd, als dass Morwe ihre Worte hätte verstehen können. Etwas Rotes versperrte ihm auf einmal den Blick nach draußen. Krächzend fluchte das alte Holz über die Zwergin und kaum einen Augenblick später hieb eine Böe fauchend nach ihr und ließ sie zurückschrecken. Noch einmal versuchte Nîn dem Wind die Stirn zu bieten, doch kaum hatte sie sich dem Fenster genähert, da stürzte aus den Wolken ein rasender Windteufel, lang und hager, mit waberndem weißlichen Fell wie aus Rauch auf sie hinab und jagte durch ihren Körper. Nîn schlang die Arme um ihren Leib. Stöhnend versuchte Morwe sich aufzubäumen, um ihr gegen dieses Untier beizustehen, aber ein zweiter Geist war durch das weit offene Fenster hereingekrochen und drückte ihn mit seinen Pranken nieder. Obwohl die Kreatur mit ihrer nebelhaften Gestalt nicht einmal eine feste Erscheinung hatte, lastete sie schwer auf Morwes Brust und erschwerte ihm das Atmen. Aus den Augenwinkeln folgte Morwe den Bewegungen der Zwergin, die scheinbar versuchte ihren Feind zu besänftigen, indem sie ihm ihr Geschenk als Opfergabe darbot. Und tatsächlich, mit dem Päckchen verkeilt im Fensterrahmen ließ der grelle Teufel endlich von ihr ab und erhob sich fauchend in die Lüfte.
Das Biest jedoch, das auf Morwes Oberkörper hockte, dachte nicht einmal daran das Weite zu suchen. Ehe er Anstalten machen konnte, sich intensiver gegen es zur Wehr zu setzen, hatte es schon seine Arme gepackt und drückte sie nieder. Fluchend setzte Morwe an nach ihren Hinterläufen zu treten, aber die Kreatur gackerte nur höhnisch und bleckte die langen gelben Zähne. Ihre fahl glimmenden Katzenaugen fixierten den Elben mit unverhohlenem Vergnügen. Je länger er diesen Dämon betrachtete, desto ausgemergelter schien dessen Fratze zu werden, bis sie beinahe einem Totenschädel glich. Eiter quoll dem Monster jäh aus den eingefallenen Höhlen hervor und Morwe hätte geschrien, hätte er nur genug Luft in seinen Lungen gehabt. Die widerliche gelbe Flüssigkeit rann über das Gesicht des Wesens, über seine Nüstern, seinen Mund und als das Geschöpf das Maul aufriss, um ein Heulen von sich zu geben, das Morwes Eingeweide sich zusammenziehen ließ, verklebten Eiterfäden seinen Schlund. Wo die stinkende Masse auf den Boden tropfte zischte es. Kleine Rauchwölkchen stiegen an jenen Stellen auf. Mit schreckstarren Augen beobachtete Morwe jedoch wie die Kreatur mit jedem verlorenen Tropfen hagerer zu werden schien. Ihre Konturen erblassten sichtlich. Als der Elb noch einmal nach ihren Beinen trat, schnellten seine Füße nur durch eisigen Dunst. Er japste. Seine Glieder fühlten sich an gleich wenn etwas alle Wärme und Lebenskraft aus ihnen gesogen hätte. Ihm brach der Schweiß aus. Zitternd nahm er wahr wie sich das Biest auf seiner Brust in Nebelschwaden auflöste und nur ein vager Geruch von Schwefel blieb von ihm zurück. Dann legte sich urplötzlich etwas Weiches über Morwes Füße. Der Krampf in seinen Beinen ließ etwas nach und einen Moment später wurde sein Kopf auf ein Kissen gebettet. Nur am Rande registrierte er die schemenhafte Gestalt mit dem roten Schopf über ihm. Sie verschwand wieder aus seinem Sichtfeld. Er versuchte sich nach ihr umzusehen, doch sein Hals war starr wie totes Holz und er konnte ihn kaum mehr fühlen. Morwe versuchte sich aufzurichten, wobei die wärmende Aura um seinen Körper auf einmal verschwand und ihn frierend zurückließ. Er wollte nach der Gestalt rufen, tastete nach ihr, fand jedoch nur die Kälte der Bodendielen. Über ihn beugte sich ein Schatten und die Wärme kehrte zurück. Reflexartig fasste Morwe nach dem Arm der Person ehe sie wieder verschwinden konnte. Ihr Handgelenk war so seltsam schmal wie das eines Kindes und doch war ihre Haut fast rau und ein kräftiger Puls jagte durch ihre Adern. Es machte keinen Sinn. Noch nie hatte er solch einen Arm gefühlt. Er kannte die Gestalt nicht. Aber warum war sie dann in seiner Nähe? Und wo war er überhaupt? Seine Gedanken wurden schwer. Wirr. Die Welt um Morwe zerfaserte wie ein altes Leinentuch. Schwingende Fäden war alles, das zurückblieb. Vibrierende bunte Fäden, die eine eigenwillige Melodie anstimmten. Auf einmal war der Raum verschwunden. Verwirrt stellte Morwe fest, dass er durch einen dunklen wabernden Korridor rannte. Doch er war nicht wirklich bei sich. Vielmehr beobachtete er sich durch seine Augen selbst, wie er über den blendend grellen Marmorboden hetzte. Seine Schritte waren vollkommen lautlos. Es war sein Herz, das hämmernd von den konturlosen weißen Wänden widerhallte. Das Dröhnen lastete schmerzhaft auf Morwes Trommelfell, beinahe als würde er sich tief unter Wasser befinden. Zu beiden Seiten kroch blutroter Dampf in sein Blickfeld, aber er konnte den Kopf nicht wenden. Ein schwerer metallischer Gestank kroch ihm in die Nase und ließ ihn würgen. Vor ihm tauchte sich der gesamte Tunnel in scharlachrote Farbe. Morwes Herzklopfen schwoll an bis es ein schriller langgezogener Ton war. In den Marmorplatten zeichneten sich Umrisse von Gesichtern ab. Der gesamte Korridor war plötzlich gepflastert von in Horror entstellten Fratzen mit rollenden panischen Augen. Etwas heißes legte sich auf Morwes Stirn. Er erstarrte. Alle Kraft wich aus seinen Gliedern. Er fiel. Der Marmorboden verschwand. Nur der kreischende Ton blieb zurück. Morwe fiel durch pulsierende Klangwellen in undurchdringliche Finsternis. Die Zeit geronn zu nutzlosen hässlichen Klumpen.
Aber wie aus dem Nichts erschienen plötzlich winzige Lichtfunken um ihn her. Wie Sterne, die auf dem Nachthimmel erschienen. Worte, klar wie Wasser aus einer Bergquelle, stiegen aus der Tiefe empor. Blasen, die die lieblichsten Klänge in sich trugen, hüllten Morwe ein, betteten ihn sanft zur Ruhe. Eine Frauenstimme wob ein Lied aus seidenen Tönen, so warm und streichelnd wie Sonnenstrahlen nach einem langen Winter. Sie schlichen sich durch seine Poren in seinen Körper, eine glühende Spur hinter sich herziehend. Seine erstarrten Gedanken lösten sich. Der Nebel der Nacht wich dem Morgen. Und auf einmal wurde Morwe sich gewahr, dass er ganz dich neben einem Körper lag, der bei ihm saß. Noch immer hielt er den Arm umfasst. Sein Griff rutschte tiefer bis er die kleine Hand der Person gefunden hatte und verhakte seine Finger mit den ihrigen. Ein ganz eigenartiges Gefühl überkam ihn dabei, denn obwohl die Hand von ihrer Größe her einem Kind gehören mochte, erinnerten die kräftigen Finger mit ihren Schwielen und Narben an die eines Kriegers. Es war verwirrend und faszinierend zugleich. Mit einem Lächeln zog Morwe ihre Hand zu seinem Gesicht hinab und schmiegte sich an sie.

Ich hoffe Nîn kuschelt gerne mit Elben Rolling Eyes Engel 
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Moriko

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BeitragThema: Re: Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren   Marmorhallen - Teil 1 - Zwergenmanieren - Seite 3 EmptyDi 17 Dez 2013, 20:29

Nîn unterbrach ihren Gesang. Sie konnte nicht genau erfassen, was am kräftigsten darum kämpfte, in die Höhe zu steigen: Das Blut in ihrem Kopf, ihre Augenbrauen, oder ihre fest umklammerte Hand.
Zumindest letzteres rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Das Lächeln, das auf Morwes Gesicht gewandert war, verblasste langsam, weshalb Nîn etwas holprig wieder anfing zu singen, während sie gleichzeitig freundlich aber bestimmend versuchte ihre Hand wieder zurück in ihren Besitz zu bringen.

Das Dach ächzte stöhnend, unter dem stärker werdenden Böen und lies die Zwergin beinahe nicht mehr ihre eigenen Wörter verstehen. Mit einem kurzen und kräftigen Ruck schaffte sie es, wieder Kontrolle über sämtliche Gliedmaßen zu besitzen. Der Elb brummte etwas unverständliches, aber da er nicht mehr in Lebensgefahr schwebte, sanken auch wieder seine Privilegien in Nîns Toleranz. Der Himmel verdunkelte sich, als wäre mit einem Schlag die Nacht über sie herein gebrochen, obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stehen müsste. Die Zwergin verkrampfte sich. Der Wind bließ kalt und unbarmherzig durch die offenen und kaputten Fenster, was ihr unter normalen Umständen wenig ausgemacht hätte. Doch Zittern bedeutete offenbar, dass ihr Körper auch die Muskeln anspannte, die sie lieber in Ruhe genesen lassen sollte. Ihr Blick fiel auf das Kleid, das Vanye dagelassen hatte und ein makaberes Glucksen entwich ihrem Hals. Die Spitzohren schienen in diesem Teil des Jahres ja äußerst optimistisch zu sein, was das Weter anging... Mit einem guten Zwergenharnisch und einem Krug Bier ließ sich ein Fest bei jeder Witterung problemlos überstehen, doch die junge Zwergin bezweifelte stark weder das eine noch das andere hier jemals zu Gesicht zu bekommen...
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