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Wir haben schon so viele Zusatzgeschichten und Informationen zusammen gesammelt und noch immer keinen Namen für die eigentliche Hauptgeschichte. . . so geht das doch nicht. . . müssen wir mal ändern. . .
 
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 008 - Schwere Entscheidungen

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Moriko

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008 - Schwere Entscheidungen Empty
BeitragThema: 008 - Schwere Entscheidungen   008 - Schwere Entscheidungen EmptyMo 27 Mai 2013, 23:49

008 - Schwere Entscheidungen Tempx_baeume_wald_g

Kapitel 8: Schwere Entscheidungen

Nîn war wach.
Seit wann hatte sie geschlafen?
Ihr waren nicht nur kurz die Augen zu gefallen, sie fühlte sich so, als hätte sie richtig geschlafen und das nicht unbedingt nur für ein paar Minuten.
Nîn blinzelte ein paar mal und streckte sich.
Die letzte Zeit in Bruchtal war ihr nicht bekommen. Da hatte sie sich zu sehr an das friedliche Umfeld gewöhnt, aber hier war sie draußen in der Wildnis. Die Höhle bot zwar Schutz, aber so lange schlafen war trotzdem leichtsinnig und unvorsichtig, besonders da sie ihr Lager mit ein paar absolut Fremden geteilt hatte.
Natürlich waren alle in einem Zustand in dem es sehr unvernünftig wäre, sich mit ihr anzulegen, aber wann konnte man bei Männern schon darauf vertrauen, dass sie nach Vernunft handelten.
Nîn bezweifelte zudem, dass die Tatsache, dass diese hier ebenfalls Zwerge waren, irgendetwas daran ändern würde, auch wenn sie noch nicht viel mit gleichartigen Reisenden zu tun gehabt hatte und sie bis jetzt sogar nahezu freundlich auf sie gewirkt hatten... teilweise...
Sie richtete ihren Oberkörper auf und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Es fiel ihr ungewöhnlich schwer, den Rest Müdigkeit aus ihrem Kopf zu vertreiben. Nîn hatte hier gesessen, bis die Sonne aufgegangen war, doch mittlerweile war sie schon weit am Himmel gewandert. Später Vormittag schätzte die Zwergin. Die Luft war angenehm warm, irgendjemand hatte das Feuer wieder entfacht.
Sie drehte den Kopf und sah zwei der Zwerge an die Höhlenwand gelehnt sitzen, nicht weit von der Feuerstelle entfernt.
Fili, der Blonde von den Beiden, hatte die Augen geschlossen und den Hinterkopf an den kühlen Stein gelehnt und Bofur, der neben ihm saß und immer noch den Arm steif am Körper hielt, wie sie es ihm geraten hatte, rührte in einem Kochtopf umher.
Er lächelte zu ihr hinüber. „Einen wunderschönen guten Morgen, holde Langschläferin! Es war zwar nicht viel da, aber wir haben extra noch etwas für dich übrig gelassen.“
Erst jetzt bemerkte sie den würzigen Duft, der vom Feuer zu ihr hinüber zog. Verwirrt strich Nîn sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht und schälte sich aus ihrem Umhang, den sie als Decke um sich geschlungen hatte. Sie kannte den Duft irgendwo her, aber die Erinnerung wollte einfach nicht wieder kommen. Heilkräuter werden es wohl kaum sein. Es roch nach Essen.
Immer noch freundlich lächelnd hielt Bofur ihr eine Schüssel mit dampfender Flüssigkeit entgegen, als sie zu den Beiden hinüber ging. Fili hatte mittlerweile die Augen wieder geöffnet und versuchte so zu tun, als würde ihm nichts fehlen.
Nîn überging das. Sie wusste genau, dass es ihm heute noch schlechter gehen müsste als gestern Abend. Kein Wunder nachdem er sämtliche Ratschläge sich zu schonen in den Wind geschlagen hatte.
„Wie geht’s deinem Kopf?“
„Passt schon. Bin nur noch ein bisschen schläfrig, sonst nichts. Pass übrigens auf, Bofurs Suppen sind immer ziemlich heiß.“
Nîn betrachtete interessiert die Schüssel, die sie entgegen genommen hatte. Suppe! Das war es gewesen! Peinlich berührt sog sie vorsichtig den herzhaften Duft ein. Wie lange war es her, dass sie welche gegessen hatte?
Bei den Elben hatte die Wegeszehrung ausschließlich aus Salat und Lembasbrot bestanden. Auf Kochkünste hatten sie außerhalb ihrer Bankette zu wichtigen Anlässen nie sonderlich viel Wert gelegt. Und für Elben wichtige Anlässe, waren Anlässe, von denen sich Nîn lieber fern gehalten hatte.
Ihr Hände wurden angenehm warm und genauso ihr Gesicht, während sie den warmen Dampf genoss, immer noch unschlüssig, ob sie essen solle oder nicht. Wenn es nach ihr ging, konnte sie noch Stunden lang so sitzen bleiben, aber ein ziehen in ihrem Magen verlangte nach etwas anderem. Sie tauchte den Löffel in die cremige Flüssigkeit und wandte sich dabei an Fili. „Also kein Schwindel, keine Übelkeit, in der Ferne kannst du alles absolut klar erkennen... du bist einfach nur Müde? Dann ist ja alles in Ordnung und du brauchst meine Hilfe nicht mehr. Was ist mit deinem Arm, haben die Kräuter geholfen?“
Bofur zuckte mit den Schultern. „Hab' mich heute Nacht irgendwie 'drauf gelegt. Denke mal, das fand der weniger gut. Wollte deshalb den Verband noch nicht ab machen.“
Nîn verschluckte sich vor Schreck als sie den ersten Schluck probierte. Die Suppe war wirklich verdammt heiß... Aber schmecken tat sie fantastisch! Wobei sie sich auch gestehen musste, das so ziemlich alles besser schmeckte als dieses ständige Lembasbrot.
Sie hustete und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht, die ihr ins Auge gestiegen war, als sie sich verschluckt hatte. Fili grinste amüsiert und lehnte seinen Kopf wieder entspannend gegen den Stein, bevor ihn ihr vernichtender Blick treffen konnte.
„Ich seh' ihn mir gleich nochmal an. Sobald die Verletzung weitestgehend verheilt ist, solltest du aber lieber etwas Luft an die Wunde lassen. Unter normalen Umständen zwar nicht, aber sagen wir mal so: Der Stoff aus dem dein Verband besteht wäre nicht unbedingt meine erste Wahl, wenn es um das desinfizieren von Schnittwunden geht. Zwar besser als nichts, aber ihr solltet euch lieber wieder auf den Weg zurück nach Bruchtal machen. Sie kochen zwar bei weitem nicht so gut wie du, aber haben dort wesentlich bessere Heilmethoden.“ Sie gab die leere Schüssel dankend an Bofur zurück, der sich zwar geschmeichelt fühlte aber einen betretenen Blick zu Fili hinüber warf.
Nîn ignorierte diese unterschwellige Botschaft. Sie hatte gesagt, was sie für das Beste halten würde. Ob die Beiden ihrem Rat folgen würden oder sich erst noch ein paar Tage mit ihrem Stolz und Verletzungen quälen wollten, ging sie schließlich nichts an.
„Wie geht’s dem Dritten von euch? Hat er überlebt?“ Die Zwergin verspürte ein ungewohntes Stechen im Bauch bei dieser Frage, verdrängte es aber schnell möglichst weit nach hinten in ihrem Inneren. Sie hatte sich schon viel zu viel auf diese Zwerge eingelassen. Es musste ihr egal sein was mit ihnen passierte, genauso wie es ihr immer egal war. Reisende kamen und gingen auch wieder. Es war schon kindisch genug, dass sie diesen hier nachgelaufen war wie ein ausgesetzter Hund. Erinnerungen an die Gefühle von letzter Nacht stiegen in ihr auf, genauso wie ein Hauch von Röte in ihr Gesicht.
„Ja hat er..“ Fili stöhnte und hielt sich die Hand an die offensichtlich schmerzende Stirn. „Es geht ihm wieder gut! Das er vergiftet war, hat wohl am meisten seinem Stolz geschadet, aber er ist im Moment unten und sucht an der Mulde nach Spuren. ...Und... wir können nicht wieder zurück nach Bruchtal. Ein Freund von uns wurde bei dem Kampf verschleppt und solange noch die geringste Möglichkeit besteht ihn zu retten, werden wir ihn auf keinen Fall hier zurück lassen. Egal, was das für uns bedeutet.“
Nîns Mund war aufgeklappt und sie starrte mit großen Augen zu dem blonden Zwerg hinüber, unschlüssig ob sie das gerade gesagte wirklich glauben sollte, oder ob es nur ein schlecht erzählter Scherz war.
Es gab durchaus Leute die unüberlegt waren...
Man könnte sogar durchaus behaupten, dass es Leute gab, die in ihrer inneren Reife an einem Punkt hängen geblieben waren, den sie trotz fortschreitendem Alter nicht zu überschreiten vermochten...
Aber nach solch einer Vergiftung wissentlich am nächsten Morgen aus einer hoch gelegenen Höhle zu hüpfen und alleine durch einen Wald zu schlendern, der wiederum das Hauptjagdgebiet einer sehr angriffslustigen Orkmeute war, lies auf einen sehr 'übersichtlichen' Horizont schließen.
Oder vielleicht besser ausgedrückt: Eine sehr ...eingeschränkte... Denkweise.
Nîn war unschlüssig, wie sie das Thema am besten anschneiden sollte. Ihrer Erfahrung nach reagierten andere immer recht empfindlich darauf, wenn man sie nach dem weitestgehend beeinträchtigten Geisteszustand ihrer näheren Verwandten fragte.
„Hat Kili,... dein Bruder,... schon immer solche ...speziellen Bedürfnisse gehabt?“
Fili zog nur die Brauen hoch und sah sie verständnislos an.
Nîn räusperte sich. „Ich wollte damit fragen, ob ihr beide hier euch, als ihr diese Reise angetreten hab, schon über sein 'geistiges Defizit' im Klaren wart und es trotzdem für ratsam hieltet ihn mit zu nehmen?“
Fili schien zu verstehen auf was sie hinaus wollte, denn sein Blick änderte sich von Verwirrung hin zu absoluter Entrüstung.
Bofur fing so heftig an zu lachen, dass er sich den Bauch halten musste und zur Seite weg kippte.
Nun war Nîn diejenige, die verwirrt war. Was gab es dabei zu lachen? Das war schließlich ein sehr ernstes und heikles Thema. Niemand sprach gerne darüber, aber sie hatte bereits Dörfer gesehen, in denen das durchaus ein allgegenwärtiges Problem war.
„Wenn ihr das nicht ratsam fandet, versteh ich das auch vollkommen. Vielleicht geht es ja um eine große Erbschaft oder etwas derartiges, was ihr nicht teilen wollt, aber dann versteh ich nicht, warum ihr so darauf bestanden habt, ihn von mir wieder zusammen flicken zu lassen.“
Bofurs Gelächter wurde noch lauter und Fili schüttelte ungläubig den Kopf, ganz so als ob er nicht glauben wollte, was sie ihn zuvor gefragt hatte. „Denkst du etwa- ..? Mein Bruder ist nicht verrückt!... Wieso sollte er- …? Mit seinem Kopf ist alles vollkommen in Ordnung!“
„Ist es das?“ Nîn atmete tief durch und begann in ihrer Tasche nach dem Beutel mit Blättern zu suchen, die sie für Bofurs Arm brauchte. „Wenn du das sagst... Dann ist das so. Aber immerhin noch einer weniger, der meiner Hilfe bedarf. Erfreulich wie schnell ihr doch alle gesund werdet. Bleibt also nur noch dein Arm zu verarzten, bevor ich mich wieder beruhigt auf den Weg machen kann. Ich lass dir ein paar der Kräuter hier, aber geh' bloß sparsam mit ihnen um! Nicht richtig dosiert sorgen sie zwar für einen Ordentlichen Kraftschub, aber sobald er nachlässt, hauen sie einem den Schädel weg.“
Bofur hörte schlagartig auf zu lachen und die Enttäuschung schien ihm ins Gesicht geschrieben, während er sich den angeschwollenen Arm neu verbinden lies. „Du gehst? Du kannst nicht einfach wieder gehen. Wir brauchen dich. Schau uns doch an! Wir müssen unseren Freund retten und du scheinst dich in dieser Gegend hier genauestens auszukennen. So ganz abgesehen davon, dass du eine wirklich klasse Kämpferin bist. ...Und die einzige, die wirklich noch gerade stehen kann, ganz gleich was die beiden Grünschnäbel hier von sich behaupten.“
Nîn wusste, dass sie den Verband eigentlich etwas zu fest schnürte, aber es fiel ihr schwer ihre Gefühle im Zaum zu halten. Die Beiden hier schienen wirklich auf irgendeine Art und weise anders zu sein als all die Rüpel und Bettpfostenschnitzer, die sie in ihrem Leben schon kennengelernt hatte. Aber Heldenmut und waghalsige Unternehmungen kamen einzig und allein in Liedern und Sagenmärchen gut an, doch selbst da waren die Helden am Ende meist tot und hatten dementsprechend nicht mehr viel davon. Warum fühlte sich die Vorstellung ganz normal weiter zu ziehen dieses Mal trotzdem so unangenehm an?
„Müssen müsst ihr gar nichts. Denn dem einzigen, dem ihr in eurem Handeln Rechenschaft schuldig seid, seid ihr selbst. Wenn ihr meinen Rat hören wollt: Geht nach Bruchtal und lasst euch versorgen, dann seid ihr im Handumdrehen wieder so gesund wie vorher. Egal was ihr vor hattet, das kann sicher noch warten und muss höchstwahrscheinlich eh neu überdacht werden. Immerhin wart ihr mal weitaus mehr, als ihr von den Elben aus losgezogen seit.“
Bofur schwieg für einen Augenblick in dem er sie nur traurig und bemitleidend musterte. „Was ist dir in deinem Leben bloß passiert, dass du so verbittert geworden bist? Wenn du das wirklich glaubst, warum hast du uns dann gestern Nacht geholfen, anstatt uns einfach den Orks zu überlassen?“
Die Zwergin schluckte und drehte sich weg, um ihre Sachen zusammenzusuchen.
Ja, warum hatte sie das getan?
Die Frage war ihr schon in der Nacht wieder und wieder durch den Kopf gegangen.
Sie hatte Regeln aufgestellt. Regeln, die wichtig waren, um in dieser Welt zu überleben.
Nur wenige konnten sie nachvollziehen und noch weniger waren glücklich über Nîns Prinzipien, aber sie wollte schließlich auch selber glücklich sein und nicht für das Glück von anderen verantwortlich sein müssen. Diese Welt war ein Ort, an dem man hart sein musste, ansonsten wurde man auf jede erdenkliche Art und Weise ausgenutzt und unterdrückt. Wenn man nach jemanden suchte, der sich um einen kümmerte und auf den man sich verlassen konnte, dann war man verlassen. Da gab es keine Ausnahme, die die Regel bestätigte. In ihren naiven Jahren, hatte sie selbst nicht auf diese Regeln gehört und es war immer auf das Gleiche hinaus gelaufen.
Warum spielte ihr Kopf ihr also einen Streich und lies sie nicht aufhören an die Lieder zu denken, die die Zwerge in Elronds Hallen gesungen hatten.
Von Familien und alter Heimat, von Schätzen und noch nicht entschiedenen Schlachten.... Alles Ammenmärchen!
Das war nicht ihr Leben und dafür hatte sie immerhin noch eines, was man von den meisten dieser selbsternannten 'Abenteurer' und 'Helden', wie zum Beispiel ihren leichtsinnigen Eltern, nicht behaupten konnte.
Noch immer betrübt schulterte sie ihre Tasche und drehte sich ein letztes Mal zu den beiden Zwergen um. Sie musste gehen. „Wenn ihr nach Bruchtal reisen wollt, kann ich euch meinetwegen noch ein Stück des Weges begleiten, bis ihr sicher aus diesen Wäldern hier hinaus seit.“
Fili starrte mit ausdrucksloser Mine an die Höhlendecke und Bofur schüttelte nur den Kopf.
Nîn biss sich auf die Zunge, um das nagende Gefühl in ihrem Bauch zu verdrängen, zuckte mit den Schultern und kletterte die Steilwand hinunter.
Man konnte schließlich niemand retten, der nicht gerettet werden wollte. Und wer war sie schon, dass sie anderen ihr Glück aufzwingen sollte?

Immer mehr Bäume säumten ihren Weg. Je weiter sie sich von der Höhle entfernte, desto größer und einsamer schien der Wald um sie herum zu werden. Kein geräuschvolles Umherwälzen, dass ihr Versteck an Orks verraten konnte, kein Schnarchen, das sämtliche Form von Entspannung unmöglich machte. Nur das Rauschen des Windes war zu hören. Angenehme Stille, so wie sie es gewohnt war. Sie war die Einzige auf die sie Rücksicht nehmen musste.
Nîns Schritte wurden langsamer und träger.
Warum fühlte sich das was sie tat um glücklich zu sein, bloß so fürchterlich an?
Sie war gegangen um sich nicht wieder so fühlen zu müssen, wie sie es aber genau zu diesem Zeitpunkt tat. Was ging in ihr vor, dass es ihr so schwer machte sich wieder auf ihren Weg zu konzentrieren?
Ihr ganzes Leben lang, hatte sie allen bewiesen, dass sie keine Familie oder andere brauchte, die auf sie aufpassten. Sie war eine Kämpferin. Keine von diesen Elben mit ihren nervigen Reden über Zugehörigkeit und Verlust, der in der Seele schmerzt. Auch nicht wie diese Menschen, die besoffen in Tavernen herum lungerten und sich jede Nacht einen neuen Ort suchten, wo sie angeblich heimisch waren.
Sie war ihre eigene Familie.
Sie kämpfte auf ihrem eigenen Weg!
Sie war von niemandem abhängig!!
Stille legte sich wie ein Tuch auf ihre Ohren. Noch nie hatte sie sich so alleine gefühlt.
Sie mochte es alleine zu sein, denn alleine bedeutete in der Wildnis: Kein Anzeichen für Gefahr in unmittelbarer Nähe.
Aber es war eine andere Form von allein sein. Das Rauschen des Windes war verstummt; Kein Blätterrascheln war zu hören; Keine Schritte außer der Ihren im dichten Laub; Kein Zwitschern der Vögel im Geäst.
Die Zwergin stutzte. Es war überhaupt kein Lebenszeichen von Tieren zu hören...
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag, doch es war bereits zu spät. Noch im gleichen Herzschlag hörte sie das Knacken unter ihren Füßen. Ein Seil peitschte durch die Luft und traf sie im Gesicht, sodass sie rücklings zu Boden fiel. Die Bäume neben ihr kippten zur Seite und mit einem Schrei wurde sie unter ihnen begraben.
Ihr Herzschlag pochte in ihren Ohren. Sie lebte noch. Nîn senkte die Arme, die sie schützend über ihren Kopf gehalten hatte. Etwa drei Bäume waren auf den Weg gekippt. Zwei Eichen drückten ihren Unterkörper fest auf den harten Untergrund, doch sie hatten sich ineinander verhakt, was der Zwergin wohl das Leben gerettet hatte. Sie hatten sie dadurch nicht vollständig erwischt. Nîn versuchte sich zu befreien, aber weder sie noch die Stämme rührten sich. Sie fluchte. Das kam davon, wenn man von anderen abgelenkt war!
Der Impuls von hastigem Getrampel war im Erdboden zu spüren. Panisch versuchte Nîn an ihre Waffen zu kommen, doch das einzige was sie bei diesem Versuch erreichte, war, das sich ein abgebrochener Ast unsanft in ihre Hüfte bohrte. Scharfer Schmerz zog sich an ihrer rechten Seite entlang nach oben, doch ihr Messer war trotzdem noch in unerreichbarer Entfernung. Die Schritte wurden kräftiger und ein Rascheln lies sie darauf schließen, dass ihr Verursacher die Lichtung erreicht hatte. Verzweifelt taste sie umher, bis sich ihre Finger um einen größeren Stein schlossen. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer. Besser als nichts. Die Sonne schien ihr geradewegs in die Augen und so musste sie sich vollkommen auf ihr Gehör und Gespür verlassen um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Ein Schnüffeln war zu hören. Laub raschelte. Äste knackten. Einer der Bäume, die Nîn berührte wurde mit einem Gewicht beschwert, das sich langsam in ihre Richtung verlagerte. Das Licht, das durch Nîns Augenlider strahlte, erstarb, als würde ein großer Schatten plötzlich die Sonne vor ihr verhüllen und zähflüssiger Speichel tropfte ihr ins Gesicht.
Mit einem lauten Schrei riss sie die Augen auf und schlug mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, zu.
Der Stein in ihrer Hand traf den Warg mitten auf die Schnauze und mit einem schmerzhaften Wimmern lies er sich mitsamt Reiter nach hinten fallen.
Panik füllte Nîns Kopf und blockierte ihr Denkvermögen. Einen Wargreiter hatte sie nicht erwartet. Nicht mitten am Tag. Die riesige, wolfähnliche Gestalt schüttelte sich und setzte die Pfoten erneut auf den Baumstamm. Diesmal wesentlich energischer und wütender als zuvor.
Entsetzt starrte die junge Zwergin der Bestie in die Augen und atmete gegen den Schmerz an, der sich durch die nach unten gedrückten Bäume in ihren Gliedmaßen ausbreitete. ...Es war vorbei...
Ein Pfeil surrte durch die Luft und bohrte sich dem Untier seitlich durch den Schädel.
Kreischend bäumte sich die Bestie zu einem letzten Todeskampf auf, bevor sie zu Boden krachte und dort regungslos liegen blieb. Mit einem Kampfschrei rappelte sich der Orkreiter vom Boden auf. Wild fuchtelte er mit zwei Schwertern durch die Luft, doch sein Schrei wurde schnell wieder von Unsicherheit erstickt. Schon im nächsten Augenblick, sprang eine dunkle Gestalt zwischen den Bäumen hervor und warf sich mit einem tiefer und kräftiger klingendem Ruf auf den noch verwirrten Ork. Er wich aus, verlor dabei jedoch eins seiner Schwerter. Der Ork keifte und zeterte, aber die dunkle Gestalt lies sich davon nicht beeindrucken. Ein breites Schwert fest mit beiden Händen umklammert, baute sie sich zwischen ihm und Nîn auf und blockierte so jede Möglichkeit für den Ork, an sie heran zu kommen. Die Gestalt war nur ein kleines Stückchen größer als der Ork, aber soweit Nîn erkennen konnte sehr kräftig und gleichzeitig wendig.
„Du packst sie nicht an, haben wir uns da verstanden?!“ Kili! Die Zwergin erkannte diese Stimme, auch wenn sie sich viel kräftiger und klarer anhörte, als während des Fieberwahns letzte Nacht. Wie sollte er in der Lage sein in seinem Zustand gegen einen Ork zu kämpfen? Das war reiner Selbstmord!
Der Ork kreischte und stürzte sich auf ihn. Kili wehrte die Schläge ab anstatt auszuweichen und wurde so Schritt für Schritt nach hinten in Richtung Baumstämme gedrängt. Genau in dem Moment, als der Ork zu einem extra kräftigen Schlag ausholen wollte, rollte sich Kili seitlich unter ihm weg und rammte ihm mit einem kräftigen Ruck das Schwert durch den knochigen Brustkorb. Ein kurzes Röcheln war zu hören, dann brach der Ork neben ihm zusammen.
Nîn stockte der Atem. Erneut legte sich Stille wie ein Tuch über ihre Ohren, doch weckte sie diesmal die Erkenntnis in ihr, dass sie noch lebte. Auch Kili lebte noch. Regungslos stand er da und hielt sich die Seite, aus der sein Bruder gestern hoffentlich den kompletten Stachel geschafft hatte zu entfernen. Die Bruchstücke, die neben ihm gelegen hatten, hatten zwar in ihr einen anderen Verdacht geweckt, aber Fili hätte bestimmt etwas gesagt, wenn er ernsthaft Probleme beim herausziehen gehabt hätte. Nîn erwischte sich plötzlich dabei, wie sie den Zwerg, der mit dem Rücken zu ihr stand, schon seit einer gefühlten Ewigkeit anstarrte und riss sich wieder zusammen.
Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen den Baumstamm, der sie am meisten unter sich begruben hatte und schaffte es sogar, ihn einige Finger breit anzuheben, bevor die Kraft wieder aus ihren Armen wich. Sie keuchte und presste die Unterkiefer zusammen, als ein Gesicht plötzlich über ihr auftauchte. Kili hatte die Bäume umrundet und beugte sich so über sie, dass die Sonne ihr nicht mehr die Sicht nahm.
„Alles in Ordnung? Bist du verletzt?“
„Verschwinde!“ Der Ast begann sich wieder in Nîns Hüfte zu bohren und es fiel ihr schwer gegen die Tränen anzukämpfen, als der stechende Schmerz wieder anfing, ihren Unterkörper zu fluten. Sie wollte nicht, dass jemand sie sah, wie schwach und hilflos sie in dieser Falle fest steckte. Erst recht nicht jemand wie Kili, der nicht einmal anständig auf sich selber achten konnte und sich einfach in fremde Kämpfe einmischte, die ihn gar nicht hätten interessieren müssen.
Der Zwerg hielt kurz inne, als hätte sie ihn plötzlich geohrfeigt und richtete sich dann wieder auf. „Ist gut.“ Gemächlich zog er den Pfeil aus dem Wargkopf und schlenderte aus ihrem Blickfeld.
Nîn versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen und stemmte sich dann noch einmal mit aller Kraft gegen den Baum. Er hob sich etwa eine handbreit. Zwar nicht lang genug für Nîn um ihren Körper ganz unter ihm hervor zu ziehen, aber immerhin schaffte sie es sich so zu bewegen, dass nichts mehr schmerzhaft in ihre Hüfte stach.
Ermutigt durch ihren Erfolg probierte sie es noch einmal, doch ihre Hände rutschten an der Rinde ab und mit einem Knirschen sank der Baum noch etwas tiefer hinab, sodass sie nach Luft ringen musste um noch atmen zu können.
„Ob du es glaubst oder nicht, aber du siehst fast so aus, als könntest du Hilfe gebrauchen.“
Kilis Stimme lies Nîn zusammen zucken. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie er sich mit etwas Abstand hinter sie gesetzt hatte. Die Zwergin hatte eher damit gerechnet, dass er sich zurück auf den Weg zu seinen Freunden machen würde. Ein Schmerz, der nicht von den Bäumen stammte, zuckte bei diesem Gedanken durch ihren Körper. Sie verbot sich sämtliche Gedanken, die damit zu tun hatten.
Ein Vogel flog zwitschernd durch die Baumkronen über ihr und ein Rauchkringel stieg empor.
Der scharfe Geruch von Pfeifentabak stieg ihr in die Nase.
Ihr Vater hatte sich einmal eine wunderschöne Pfeife geschnitzt, während sie mit ihm durch die Wälder gereist war. Sie hatte ihn immer geärgert, weil das Qualmen ungesund war, doch er hatte immer nur gelacht und ihre Mutter meinte dann, es wäre für sie ungesünder, wenn er nicht rauchen würde. Nîn hatte das nie verstanden.
Die Beiden hatten immer gemeint, sie würden es ihr erklären, wenn sie älter würde. Ein leises, verzweifeltes Lachen kam Nîn bei diesem Gedanken über die Lippen und sie schloss die Augen.
Ihre Eltern hatten auf den Reisen immer viel gelacht. Sie konnte sich kaum daran erinnern, aber langsam verstand sie, was sie all die Jahre über vermisst hatte.
Die Elben hatten zwar auch immer viel zu lachen gehabt. Man könnte nahezu behaupten, sie würden niemals aufhören wegen sinnloser Kleinigkeiten zu kichern und zu glucksen. Aber das war es nicht, was diese leise Stimme in ihrem Hinterkopf meinte.
Nîn biss sich kräftig auf die Unterlippe um ihren Stolz für einen Moment hinunter zu würgen. „Warum hilfst du mir dann nicht?“ Sie öffnete die Augen.
Kili tauchte wieder in ihrem Sichtfeld auf und hockte sich Pfeife rauchend neben sie. „Ich weiß nicht. Mir wurde eigentlich aufgetragen zu verschwinden. Aber wenn du denkst, dass du Hilfe brauchst... Gegen ein freundliches 'Bitte' aus dem Mund einer Dame, kann schließlich kein Zwerg etwas entgegensetzen.“ Seine Augen funkelten herausfordernd zu ihr hinunter.
Nîn schnaubte. Das ging zu weit. Sie hatte ihn doch quasi schon gefragt, reichte ihm das etwa nicht? Nicht nur das! Sie hatte ihm in der Nacht das Leben gerettet, obwohl er sie beleidigt und angegriffen hatte! Entweder er war doch nicht so sehr in seiner Denkweise eingeschränkt, wie sie vermutet hatte, und dafür nur so hinterhältig und sentimental wie ein Waschweib, oder aber, er war geistig so überfordert, dass sein Gedächtnis gerade einmal bis zur letzten Mahlzeit zurück reichte.
Wütend darüber, dass sie sich für einen Moment dem Glauben hingegeben hatte, sich auf andere einzulassen wäre doch kein Zeichen von Schwäche, stemmte sie sich erneut gegen den Baum.
„Ich würd' das lieber lassen, das hat es beim letzten Mal nur noch schlimmer gemacht.“
„Was weißt du schon?“ Die Zwergin konzentrierte all ihre Kraft in den Armen und stemmte den Baum Stück für Stück langsam nach oben. Ein Kribbeln floss zurück in ihre Beine und Zehen und ein Lächeln breitete sich schon in ihrem Gesicht aus, doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Die Rinde unter ihren Händen riss ab und mit einem Krachen und Ächzen brach der Baum erneut über ihr zusammen. Ein kurzer Schmerzensschrei kam ihr über die Lippen, als sich die raue, scharfkantige Baumrinde in ihre Haut bohrte, doch schon im nächsten Moment wurde die Welt um sie herum leicht und angenehm. Kili hatte den Stamm gepackt und lies ihn mit scheinbarer Leichtigkeit einige Schritt weit neben ihr wieder zu Boden sinken.
Nîn war frei. Blut schoss ihr in die Beine und in ihre Füße. Erst jetzt merkte sie wie taub ihre Gliedmaßen unter der Last des Baumes geworden waren. Ihre Kleidung war an der Stelle zerrissen, wo der Ast sich ihr in die Hüfte gebohrt hatte und ihre Haut darunter sah nicht unbedingt besser aus. Es schienen aber zumindest keine tiefgreifende Verletzung zu sein.
Mit einer bösen Vorahnung richtete sie ihren Oberkörper auf und versuchte ihre Füße mehr und mehr zu bewegen, während Kili stolz grinsend zu ihr zurück kam.
Sie hatte es bisher immer vermeiden können, in jemandes Schuld zu stehen. „Und was willst du jetzt dafür? Ich hätte das sicher noch alleine hin bekommen.“
Er reichte ihr die Hand um ihr auf zu helfen und lachte. „Das hab ich gesehen. Wieso sollte ich etwas dafür wollen, dass ich dir geholfen habe? Es sei denn...Also eigentlich wüsste ich da schon etwas...“ Er kratzte sich peinlich berührt am Kopf. „Es ginge da nämlich um mein Verhalten von letzter Nacht...“
Nîn stutzte, doch noch bevor sie aus seinem mehr als nur merkwürdigen Verhalten schlau wurde, drangen Rufe durch das Unterholz zu ihnen hinüber. Sie drehte sich um und sah Bofur und Fili, die mit bleichen Gesicht auf sie zu gerannt kamen. „Was war das für ein Lärm? Wir dachten, du wärst angegriffen worden!“ Fili keuchte und hielt sich kraftlos an einem Baum fest.
Bofur trat zu ihnen auf den Weg und nickte erleichtert zu dem Tierkadaver und die Orkleiche nicht weit von ihnen. „Sogar richtig gedacht, Junge. Aber offenbar scheint dein Bruder aus härterem Holz zu sein, als wir ihm zugetraut hatten.“ Er drehte sich zu Kili um und drückte ihm den Stiel seiner Hacke auf die Brust. „Und du, Kleiner, solltest dir mal abgewöhnen im Wald so eine laute Feier zu veranstalten, ohne uns vorher Bescheid zu sagen. Wie soll ich darauf aufpassen, dass sich dein Bruder erholt, wenn er dauernd wie von einer Tarantel gestochen hinter dir her läuft, nur weil du hier Cricket mit ein paar Orkköpfen spielen willst?“
Fili lachte und auch Kili stimmte in das Gelächter mit ein, doch es erstarb schnell wieder, als er einen Blick in Bofurs ernste Mine warf. Peinlich berührt sah der junge Zwerg wortlos zu dem Warg hinüber. Fili hingegen musterte Nîn und auch Bofur drehte sich nun lächelnd zu ihr um. „Hast du dich also doch entschlossen zu bleiben und uns lädiertem Haufen ein wenig zur Hand zu gehen? Hatte schon fast gedacht du meinst das ernst als du abgehauen bist. Schön, dass du unser junges Gemüse hier wieder eingefangen hast.“
Nîn und Kili warfen sich vielsagende Blicke zu. „Du wolltest weg?! Aber was ist mit -“
Sein Bruder fuhr ihm über den Mund. „Angesichts der Umstände wäre die bessere Frage ist doch wohl eher, warum du noch hier bist und auch, warum du nicht schon längst über alle Berge verschwunden bist? Es ist schließlich schon ein Weilchen her, seit dem du uns verlassen hast.“
Nîn schwieg. Es lagen ihr viele Antworten auf der Zunge, doch keine davon schien die Richtige zu sein. Immer entglitten ihr die Wörter wieder und neue Ausreden, die sie selbst nicht so recht glaubte, formten sich in ihrem Kopf. Bofur seufzte und lies sich auf einen der herum liegenden Baumstämme sinken. „Ich glaub ich werd' alt, ich brauch echt schon ne Pause nach so einem kleinen Gewaltmarsch quer durchs Unterholz. Ewig halten diese tollen Tränke wohl nicht an, die du in dem Beutel hattest, den du uns da gelassen hast.“ Auch Fili erlaubte es sich endlich zu sitzen, bevor er erschöpft zu Seite kippte. Bofur hob überrascht die Pfeife auf, die Kili zuvor hatte fallen lassen und nahm einen kräftigen Zug. Nîn schwieg immernoch. „Mir hat ja mal jemand gesagt: 'Der einzige, dem man Rechenschaft schuldig wäre, wär' man selbst.' Keine Ahnung, wo ich das bloß gehört habe. Aber dieser Jemand schien davon doch sehr überzeugt zu sein. Wäre ja echt jammer schade, wenn sich so jemand nicht selber daran halten würde, oder?“ Bofur zwinkerte bedeutungsvoll zu der Zwergin hinüber, die seinem Blick auswich. Sie dachte wieder an all die Lieder über Gemeinschaft und Heimat, die sie in Elronds Hallen belauscht hatte und das Herz wurde ihr schwer wie Blei.
Sie hatte ja jetzt eine Schuld zu begleichen.
Niemand blieb anderen gerne etwas schuldig....
Und was machte es ihr schon noch ein bisschen länger bei ihnen zu bleiben? Vielleicht war es an der Zeit ihre Regeln etwas zu biegen um womöglich neue Erfahrungen zu sammeln...
Und immerhin kannte sie die Gegend bis zu den Bergen ziemlich gut.
Alleine waren die drei in ihrem Zustand hier sicherlich aufgeschmissen.
Fili durchbrach die Stille, die sich über sie gelegt hatte, als erster. „Ein Wargreiter hier in der Gegend und dann noch am helllichten Tag ist ungewöhnlich. Wie kann das sein?“
„Ich habe ihre Spur verfolgt und nicht weit von hier ein paar Leichen an einem Abhang gefunden.“, begann Kili zu berichten. „Scheint fast so, als wären sie auf sich gegenseitig los gegangen, ich habe außer ihnen keine anderen Spuren gefunden.“
Der Blick seines Bruders verfinsterte sich. „Keine Spur von unserem Onkel? Hat er sich vielleicht befreien können?“
Kili wurde merklich unruhiger. „Ich habe nur Spuren von zwei Wargen finden können, die vom Kampfplatz weg führten. Sie sind dann wieder ein Teil des Weges zurück geritten und an der anderen Seite des Abhangs entlang aber da hab ich dann ihre Spur verloren, weil sie über die nackten Felsen dort führte.“
„Raznecks Schlägertruppe?!“ Nin lies ein finsteres Lachen hören und die anderen schauten sie sprachlos an. Das war einfach zu makaber um reiner Zufall sein zu können „Wer hätte das gedacht, dass sie doch noch da sind.“
„Was weißt du über diese Orks?“ Kili war energisch einen Schritt auf sie zu getreten, doch sein Bruder packte ihn am Arm und warf Nîn einen ausdruckslosen Blick zu. „Du kennst sie? Weißt du wohin sie unseren Onkel gebracht haben?!“
Nîn fing mit bedrückter Stimme an, zu erzählen: „Das meiste, was ich über sie weiß ist nichts als Hörensagen... Es gab hier mal in den Bergen eine Orkmeute, die von einem besonders geizigen, gierigen und vor allem stinkenden Ork angeführt wurde, den die anderen Orks immer als 'Razneck' betitelt haben. Keine Ahnung, was das in ihrer Sprache bedeuten soll. Er hat seine Schläger immer ausgeschickt um Reisende zu überfallen, und deren Karren zu plündern. Die Personen interessierte ihn nicht, einige kamen sogar davon. Nur das Gold und die glänzenden Schmuckstücke, die sie bei sich trugen, waren für ihn von Bedeutung. Um für ausreichend Fleisch zu sorgen, lies er seine Jäger in den Wäldern um ihr Lager herum Fallen aufstellen, aber ihn selbst schien das nicht sonderlich zu interessieren. Ich vermute einfach mal, er ist der einzige vegetarisch lebende Orkreiter, der jemals unter dieser Sonne wandelte.“, sie lachte ironisch. „Oder aber, was wohl sicher wahrscheinlicher ist, er hat eine andere Methode, um an Nahrung zu kommen, die irgendetwas mit seinem Lagers zu tun hat. Das übrigens in der Nähe einer Schlucht ganz nah an diesen Bergen sein soll.“
„Warst du schon einmal da, oder woher weißt du das so genau?“ Fili Stimme wurde energischer und sein Blick bohrender.
Nîn verlor sich für einen kurzen Augenblick in Gedanken. „Ich hatte nach ihm gesucht, weil ich noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hab und habe versucht Informationen aufzutreiben, wenn ich mal ein paar der Orks in die Finger bekam. Aber als ich das Lager zwischen den Schluchten gefunden hatte - oder vielmehr das, was noch davon übrig war - war da schon längst niemand mehr Ich hatte eigentlich gedacht, dass mir schon einer zuvor gekommen war. Schön, dass ich wohl doch noch die Gelegenheit haben werde, ihm eigenhändig den Kopf ab zu schlagen.“ Kili Gesicht sah aus, als hätte er in Gedanken schon seinen Freund oder Onkel, oder wen auch immer die drei suchten, befreit und Nîn fügte trocken hinzu: „Das ihn das Fleisch von Reisenden nicht so sonderlich interessiert, bedeutet übrigens keineswegs, dass er weniger blutrünstig ist! Glaub mir, wenn sich irgendetwas oder irgendjemand wagt zwischen ihn und einen Sack voll noch so unbedeutender Kostbarkeiten zu stellen, hören ihn seine Wargreiter erst dann auf zu jagen, wenn sie seine Einzelteile quer über einen halben Wald verteilt haben.“ Durch die Narbe unter ihrem Auge zuckte ein Stechen, dass alte Bilder aus ihrer Erinnerung wieder in ihr auflodern lies. „Und wenn sie euren Freund lebend gefangen genommen haben, anstatt ihn nicht einfach nur zu töten und auszurauben, bedeutet das, dass er wohl etwas besitzt, an dem Razneck ein wirklich großes Interesse besitzt. Das ist kein Gegner für jemanden, der froh sein kann, wenn sich sein Arm nicht entzündet...“, sie warf Bofur einen flüchtigen Blick zu. „Oder jemanden, der nicht einmal seine Gehirnerschütterung auskuriert...“ Fili sah betreten und ertappt zu Boden, während ihm sein Bruder einen schockierten und vielsagenden Seitenblick zuwarf. Hatte er es etwa nicht gewusst? Nîn wurde einfach nicht schlau als diesem Kerl. „Und erst recht ist das kein Gegner für jemanden, der dem Tod noch vor wenigen Stunden um Haaresbreite entkommen ist. Ich weiß ja nicht mal, ob deine Seite mittlerweile wieder gut verheilt ist. Dein Bruder scheint zwar gute Arbeit geleistet zu haben beim entfernen des Splitters, wenn du jetzt schon wieder so fit umher springen kannst, aber ich zumindest hätte sicherlich Schmerzen, wenn mir im Delirium am Abend zuvor jemand mit einem Messer unter die Haut gestochen hätte.“ Kili war still geworden und hatte seinen Blick abgewandt. Nîn bohrte weiter. So eine Verletzung zu ignorieren war mehr als nur kindisch, egal wie gekonnt sein Kampf mit dem Ork vorhin ausgesehen hatte. „Du hast doch nachgeschaut, oder? Mit diesem Orkblut ist wirklich nicht zu spaßen, es ist schon ein Wunder, dass du überhaupt noch auf den Beinen bist.“ Fili sah zu ihr auf und sein Blick wurde irgendwie merkwürdig. Seine Augen zuckten kurz zu seinem Bruder hinüber, dann wieder zu ihr und sein Gesichtsausdruck wurde noch merkwürdiger. Nîn verstand nicht, was das sollte. „Ich habe aus einigen Orks herausquetschen können, dass sich wohl einige in Raznecks engerem Kreis ziemlich gut mit Giften auskennen. Und offenbar ist Orkblut ideal geeignet, um als Träger und Verteiler zu funktionieren... Zumindest bei Elben. Menschen haut das sofort um. Ich stell mir das echt ziemlich krank vor, dass die ihre eigenen Leute abschlachten um mit deren Blut-“ Kilis Hand hatte sich so schnell um ihren Mund geschlossen, dass Nîn sie nicht einmal hatte kommen sehen. Wie versteinert stand sie da. So eine Geschwindigkeit hätte sie niemals von ihm erwartet... hätte sie niemals von irgendwem erwartet.
Er drehte den Kopf und schaute ihr direkt in die Augen. Sein Gesicht war nur wenige Handbreit von dem ihren entfernt und hatte einen kalten und bestimmenden Ausdruck angenommen, der überhaupt nicht zu seinem sonst unreifen Verhalten passte. Er sprach ganz leise, aber sie konnte trotzdem das leicht wütende Beben in seiner Stimme vernehmen.

„Sei... einfach… ruhig!...“



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neuer Seitenrekord...? <.<


Zuletzt von Moriko am So 23 Jun 2013, 14:02 bearbeitet; insgesamt 3-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: 008 - Schwere Entscheidungen   008 - Schwere Entscheidungen EmptyDi 28 Mai 2013, 23:14

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