DIE Hobbit - Fanfiction Seite
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Wir haben schon so viele Zusatzgeschichten und Informationen zusammen gesammelt und noch immer keinen Namen für die eigentliche Hauptgeschichte. . . so geht das doch nicht. . . müssen wir mal ändern. . .
 
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 Ein Kämpferherz

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Moriko

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BeitragThema: Ein Kämpferherz   Ein Kämpferherz EmptyMo 13 Mai 2013, 22:31

Ein Kämpferherz 250px-The_White_Council_-_Bree_Street_View

- 1 -

Die schwerfälligen Hufschläge des Ponys wirkten wie ein Schlaflied auf Nîn. Seit drei Tagen hatte die keinen sicheren Platz zum schlafen geschweige denn ein Bett gesehen. Wiesen und Täler zogen zwischen Baumgruppen an ihr vorbei. Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Welt um sie herum in entspannendes und besänftigendes Zwielicht.
Ein lautes Schnauben und ruckartiges Kopfschütteln des Ponys riss die Zwergin aus ihrer Trance und lies sie aufschauen.
Sie war da!
Friedlich entfaltete sich das kleine Städtchen Bree hinter der nächsten Biegung. Kleine und größere dunkle Häuser reihten sich schlafend an beleuchtete Gaststädten und Geschäfte. Schmale Gassen schlängelten sich zwischen ihnen hindurch und führten an mehreren Stellen zu gepflasterten Plätzen zusammen, die trotz der späten Stunde noch rege belebt waren.
Nîn stieg von dem alten Pony und führte es am Halfter den Hügel hinunter. Sie war sich nicht ganz sicher, wer mehr Gefahr lief in der aufgeweichten Erde wegzurutschen oder noch im Laufen einzuschlafen, sie oder das klapprige Gaul.
Sie tätschelte ihm beruhigend die Nüstern, als sie die große Umzäunung erreichten. Hohe, düstere Mauern machten den alten Anton meistens etwas nervös. Aber er trottete nur mitleiderregend neben ihr her und machte den Anschein, dass die Strapazen der Reise ihm schlimmer zugesetzt hatten als ihr. Da er aber nicht nur alt sondern sogar älter war als die junge Zwergin, die den größten Abschnitt der Reise auf seinem Rücken verbracht hatte, gönne Nîn ihm durchaus diese Erschöpfung.
Die Tore waren verschlossen und das Herz rutschte ihr in die Hose. So nah und doch so fern...
Müde klopfte sie gegen das mit Eisen beschlagene Holz, aber es kam keine Antwort.
Der Verzweiflung, die in ihr aufstieg, nicht nachgeben wollend, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und erkannte durch einen Spalt im Tor einen älteren, hageren Mann schnarchend und in inniger Umarmung mit einer Weinflasche neben einer halb herunter gebrannten Fackel sitzen.
Nîn seufzte und zog sich die Kapuze vom Kopf. Sie mochte es absolut nicht, aber in ein paar wenigen Situationen hatte sie schon merken müssen, dass es auch wenige Vorteile mit sich bringt eine Frau zu sein. „Hey! Ihr da! Bitte lasst mich ein! Ich bin eine Reisende, die ein Quartier für die Nacht sucht... Es ist kalt und ich habe nichts mehr zu essen.“ Nîn grinste, als sie sah, wie sich der Mann neben der Fackel benommen erhob und schwankend zu den Toren hinüber eilte.
Das funktionierte immer.
Sie trat einen Schritt zurück und öffnete vorsichtshalber die Sicherung an ihrem Dolch. Große Augen machen und harmlos wirken hatte sie bei einsamen Torwachen schon öfters mal an ihr Ziel gebracht, aber besonders wenn Alkohol im Spiel war, sollte man bei Männern immer auf Nummer sicher gehen. Einer von vielen Gründen, weshalb sie nichts dagegen sagte, wenn ihr Umfeld sie wegen ihrer Kleidung und ihrer Kampfkünste für männlich hielt...
Der Mann öffnete das Tor und warf ihr einen verwirrten und bedröppelten Blick zu. „Ihr seid- … Woher- … Wer-Was genau wollt ihr in Bree?!“ Er schwankte sichtlich und musste sich am Tor festhalten um nicht umzukippen. Noch während er nach der richtigen Frage suchte, hatte Nîn schon den alten Anton an den Zügeln gepackt und ihn hinter sich durch den Spalt gezogen. „Ich will schlafen. In einem Gasthaus. Habt Dank für eure Mühen.“, sie warf ihm ein kurzes, knappes Lächeln zu, dass eine ganze Spur mehr von Abscheu enthielt, als eigentlich beabsichtigt war, und lies den betrunkenen Mann alleine am Tor zurück.
Gläser klirrten, Karren ratterten, Pferde wieherten und Rufe vermischt mit Gelächter drangen aus den Häusern rings um sie her. Genüsslich sog sie die Atmosphäre ein, spürte aber auch gleichzeitig einen unangenehmen Stich in ihrer Magengegend.
Nichts hatte sich verändert, seit sie das letzte mal hier gewesen war.
Außer, dass ihre Eltern damals bei ihr gewesen waren, ihr Haar nicht verschlammt und ihre Kleidung auch nicht so widerlich nach Pferd und allerlei Unrat gestunken hatte, aber ansonsten war alles exakt so wie in ihrer Erinnerung.
Der alte Bäckerladen mit dem großen, schiefen Schild quer über dem Eingang. Der charmante junge Krämer, der im Sommer immer seine Waren draußen auf einem kleinen Podest den vorbei kommenden angeboten hatte. Ein Labyrinth aus Wegen und drängenden Leuten, die es alle eilig hatten. Ein lautes Wiehern direkt neben ihrem Ohr riss sie aus ihren Träumen. Sie zog bestimmend an Antons herab hängenden Zügeln, damit er wieder ruhig wurde. „Still jetzt! Ich weiß du willst schlafen, aber andere hier wollen das auch. Sei froh, dass wir endlich in einer Stadt sind. Wär' ja noch schöner, wenn wir wegen dir gleich wieder heraus fliegen würden.“
Nîn zog ihre Kapuze wieder tief ins Gesicht, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand der verbliebenen Nachtschwärmern auf sie aufmerksam geworden war und ging zielstrebig die Gassen entlang. Etwas abseits der Straßen und Wege fand sie endlich ein ziemlich herunter gekommenes Gasthaus „für Reisende“, wie in krakeliger Schrift an eines der Holzbretter geschmiert worden war.
Vor der Tür saß der schäbig aussehende Wirt auf einem umgedrehten Kasten und zog an seiner Pfeife. Er hatte sie schon von weitem kommen sehen. Weizenbrauer war schon früher bekannt dafür gewesen den Wert eines Gaules an seinem Schritt erhören zu können und selbst noch in finsterster Nacht nicht allzu gut betuchte Reisende durch die Dunkelheit erkennen zu können. Aber Nîn hoffte, dass er durch sein Holzauge und sein mittlerweile weit fortgeschrittenes Alter einiges von diesen Fähigkeiten eingebüßt hatte. Sie wollte ein Quartier und eine warme Mahlzeit morgen früh und kein peinlich berührtes Wiedersehen vermischt mit gehässigen Seitenhieben.
„Den Gaul kannst'e besser gleich noch ne halbe Straße weiter bringen, da is'n ziemlich guter Schlachter. 'Würd sogar nich mal was dafür haben woll'n, dass er ihn dir abnimmt. Verstehst?“ Die Zwergin senkte ihre Stimme und drückte dem alten Glatzkopf ein paar Münzen in die dreckige Hand. „Das beste Stück von deinem Stall, an Stellen wo noch kein Regenwasser durch die Decke hinab tropft. Er mag alt sein, doch Treue und Gefolgschaft sind ein Gut, dass du alter Kauz wohl niemals mit Gold oder Silber auf wägen könntest. Also kümmer' dich gut um ihn, ich weiß, dass du dazu durchaus in der Lage bist, wenn der Preis stimmt, und gib mir ein ruhiges Zimmer.“
Weizenbrauer nahm sich etwas Zeit um die Echtheit und den Wert der Münzen in seiner Hand genau zu untersuchen, bevor er sich gespielt unterwürfig wieder der Zwergin zu wand. „Große Wort für so'n kleinen Gnom. Ich bin mir sicher, wenn ihr so sehr um die Platzwahl eures Freundes hier bemüht seit,“, er verstand es einzelne Wörter so herablassend zu formulieren, dass Nîn stark nach Beherrschung ringen musste. „dann besteht ihr sicher drauf, ihn selber und auf eig'ne Verantwortung zu seinem Schlafplatz zu bring'n. Abendessen gibt's sogar gratis dazu.“ Mit einem unschuldigen Grinsen griff er hinter dich nach einem der Strohballen und lies ihn Nîn vor die Füße fallen. Der Zwergin hörte schon die Stimme ihres Vaters in ihrem Hinterkopf, wie er ihr so oft geraten hatte, sich von dem gierigen Alten nicht provozieren zu lassen, und griff tief durchatmend nach dem halb zerrupften Stroh. Sie war eh viel zu kraftlos und zu müde um sich zu streiten und bei ihren knappen Mitteln war der alte Glatzkopf nun mal ihre einzige Zufluchtsmöglichkeit.
Ein paar freundliche Worte zu ihrem Pony flüsternd, führte sie ihn widerspenstig hinter sich her und suchte die Stelle im Stall, die man als das geringste Übel bezeichnen konnte. Anton schnaubte enttäuscht auf, als sie ihn neben einem Eimer fest band, in den gemächlich eine schlammige Flüssigkeit von den Holzbalken über ihnen herab tropfte. Die Zwergin breitete die Decke über ihm aus, die sie als Sattel verwendet hatte und strich ihm sanft durch die Mähne.
„Nur für eine Nacht. Es ist besser als im Wald und vor allem kannst du ausschlafen... Morgen werde ich gucken, wo ich etwas Geld auftreiben kann, damit ich dich wärmer unterbringe. Und wenn das nicht klappt wird der alte Kauz uns hier sicherlich eh raus schmeißen, sobald er merkt, dass das mein letztes Mittel war, mit dem ich ihn bezahlen könnte.“
Das Pony ignorierte ihre Bemühungen die Situation zu besänftigen und machte sich mürrisch über den mickrigen Strohballen her. Nîn zog ihm am Ohr, nannte ihn einen Kindskopf und machte sich entkräftet auf den Weg zurück zum alten Weizenbrauer um ihr Zimmer einzufordern.

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Zuletzt von Moriko am So 18 Aug 2013, 17:27 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Ein Kämpferherz   Ein Kämpferherz EmptySa 25 Mai 2013, 23:19

Nîn trat nach draußen. Der schäbige, alte Wirt war verschwunden. Die Zwergin schloss die Augen und atmete tief durch. Sie war müde und erschöpft, sie hatte absolut keine Lust auf Spielchen, nur die Sehnsucht nach einem trockenen, warmen Bett. Aber wenn das Zimmer noch lange auf sich warten lies, würde es schon bald keine Rolle mehr spielen, weil sie bald schon im stehen einschlafen würde.
Resignierend öffnete Nîn die Tür zum Schankraum und trat ein.
Einen Würgreiz unterdrückend hielt sie sich sofort den Stoff ihres Umhanges vor ihr Gesicht. Die Luft war so dick, dass Nîn sie sicher mit ihrem Messer hätte zerschneiden können. Ein großes Kaminfeuer weiter hinten im Raum sorgte dafür, dass der verhältnismäßig dazu kleine Raum absolut überheizt war. Viele kleinere und ungewöhnlich schmierige Holztische, die dicht aneinander gedrängt waren und voll mit dick vermummten, schmutzigen Gestalten besetzt waren, sorgten zudem noch für einen unumschreibaren Geruch, den diese nur schwer ertragbare Hitze mit sich brachte. Das einzige Fenster, dass nicht von Schränken und Schildern verdeckt war, befand sich direkt neben dem Eingang, doch offenbar hatte jemand erst vor kurzem einen harten Gegenstand in diese Richtung geworfen. Die Scheibe war bis zur Hälfte zerbrochen und notdürftig von außen mit einigen Brettern vernagelt worden.
Nin zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht und schlängelte sich vorsichtig bis zum Tresen gegenüber der Tür. Obwohl dieses Gasthaus gut besucht war, war die Atmosphäre hier eine vollkommen andere als in den hellen, freundlichen Lokalen die ihren Weg gekreuzt hatten. Das Stimmengewirr war das Gleiche, nur merklich leiser und gedrückter. Außerdem blieben die Rufe und das Gelächter aus und wenn vereinzelt doch mal etwas derartiges aus dem allgemeinen Geraunten herausstach, dann hatte es nicht gerade einen freundlichen Tonfall.
Viele misstrauische Blicke waren auf sie gerichtet und die Stimmen verstummten, wenn sie sich dicht an den dazugehörigen Personen vorbei drängte. Ungerührt setzten sie aber gleich wieder ein, sobald sie den Tresen erreicht hatte. Weizenbrauer beugte sich über ihn nach vorne und hatte den Kopf mit einem jung wirkendem Mann zusammengesteckt. In seinen Händen hielt er ein öliges altes Putztuch mit dem er geistesabwesend einige Krüge trocknete und nickte vereinzelt, während der Mann ihm etwas zuflüsterte, was Nîn nicht verstehen konnte. Mit etwas Abstand, sodass Weizenbrauer sie trotz des hohen Tresens noch gut erkennen konnte, baute Nîn sich neben den Beiden auf und versuchte einen freundlichen aber dennoch bestimmenden Tonfall anzuschlagen. „Ich möchte gerne jetzt mein Zimmer beziehen, Weizenbrauer. Vielleicht hast du bereits zu viele Winter erlebt um dich noch daran erinnern zu können, aber ich habe dafür bezahlt! ... Vor noch nicht allzu langer Zeit.“ Hecktisch sahen die Beiden auf, als wäre plötzlich der Dorfschulze mit einer Armee im Rücken durch die Tür hinein getreten. Doch das Gesicht des Wirtes verdüsterte sich rasch wieder und der hoch gewachsene Mann drehte sich von der verhüllten Zwergin weg, als wäre er an dem Gespräch mit dem Wirt niemals beteiligt gewesen.
„‘N Zimmer lässt sich regeln, wenn‘s denn unbedingt sein muss“, raunte Weizenbrauer unwirsch, während er eine Lampe nahm und sich schwerfällig die Treppe zur oberen Etage hinauf bewegte. Nîn folgte ihm. „Ich wüsst' nur auch gern, welches Gesind'l ich hier in mein'n friedlichen Betten übernachten lass'.“ Sichtlich schlecht gelaunt durch die Störung, warf er ihr einen abschätzenden Blick von der Seite zu und Nîn drehte den Kopf, damit er ihr Gesicht nicht erkennen konnte. „Zwergenpack kommt selten bis nach Bree und noch selt'ner bis zu mein'm bescheid'nen Heim 'rauf. Die sin' immer im tänzelnd‘n Pony oben, oder machen es in so kleinen schicken Häuschen bequem.“
„Nun, sei froh, dass ich dir mein Gold in deinen gierigen Rachen geworfen habe und nicht einem der anderen, freundlicheren Gastwirte, die dieser Ort hier zu bieten hat. Wenn du noch mehr davon sehen willst, verkneif‘ dir deine Kommentare.“ Nîn hatte oft genug durch ihren Vater gesehen, wie man mit dem alten Mann umgehen musste. Eine kleine, funkelnde Münze reichte durchaus um seine Dienste anfordern zu können, doch anfordern musste man sie auch, ansonsten konnte man lange auf all das warten, was andern Orts als selbstverständlich galt. Ein kehliges Glucksen war von dem Alten zu hören, während er eine Tür am Ende des Ganges öffnete und er nahm gekünstelt Haltung an. „Na, da seht mal, was ich hier hab‘! Is‘ doch noch so eins in eurer Größe dabei. Ich müsste allerdings wiss‘n auf welch‘n Namen ich das anschreiben soll, also?“ Er funkelte mit seinem Auge herausfordernd zu der Zwergin hinüber.
Nîn unterdrückte ein Gähnen und schlurfte ungeachtet an dem Wirt vorbei ins Zimmer. „Nimm Messerschmied oder denk dir was anderes in der Art aus, aber lass mich jetzt schlafen und vergess‘ mein Essen morgen früh nicht. ... ach, und lass mir den Schlüssel da! Ich denke mal das ist in dem Preis mit inbegriffen, den ich dir gezahlt habe.“
Mit seiner gespielt schmierigen Art steckte Weizenbrauer den Schlüssel mit einer Verbeugung von innen ins Schloss. „Wie sie wünschen gnädiger Herr! Ich wünsche ihnen eine angenehme Nachtruhe in meinem bescheidenen Heim.“
„Warum nicht gleich so?“, raunte Nîn sobald der Alte aus dem Zimmer hinaus gehumpelt war und sie die Tür hinter ihm verschlossen hatte. Es war stiller, als sie erwartet hatte. Nur vereinzeltes Gläserklirren drang durch den knarrenden Fußboden zu ihr hinauf. Die Zwergin pellte sich aus ihren schlammigen Sachen und legte ihr Messer vorsorglich unter das Kopfkissen. Kein Rascheln im Gebüsch war hier zu hören, kein leises Keckern oder Knurren tauchte hier plötzlich im Dunkeln neben ihr auf... Während sich Nîn noch fragte, ob sie bei so einer friedlichen, unnatürlichen Stille um sie herum überhaupt noch schlafen könne, glitt sie schon hinein in einen lang vermissten, erholsamen, tiefen Schlaf.

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Apropo 'Schlaf' *auf Uhr schiel* klingt nach nem guten Plan ^^'
Katzööö
Man X.x hatte heute so eine Hochstimmung und jetzt träum ich sicher hiervon...
Hätte ich mal alle schmierigen Einschübe in meinem Kopf mit aufgeschrieben, dann wären sie jetzt hier und nicht noch da drin! Aber hatte gehofft so reicht das schon für einen Einblick in die Location.
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BeitragThema: Re: Ein Kämpferherz   Ein Kämpferherz EmptyDi 03 Sep 2013, 18:24

Ein Kämpferherz A37J1292

- 2 -

Nîn öffnete die Augen. Sie hatte den größten Teil der Nacht in einer Art Wachschlaf verbracht und hatte sich zwingen müssen, die Augen bei verdächtigen Rufen und Geräuschen geschlossen zu halten, doch jetzt war es an der Zeit, aufzuwachen. Die drohende Dunkelheit, die sich durch das Fenster zu ihr hinein geschlichen hatte, wurde dünner und bereitete sich darauf vor, von den ersten Sonnenstrahlen abgelöst zu werden. Mit knackenden Wirbeln setzte sich die Zwergin auf und rieb sich mit der Hand durch das Gesicht. Ihre lang herbeigesehnte Bettruhe hatte sie sich definitiv anders vorgestellt, doch immerhin fühlte die junge Zwergin sich wach. Sie legte die Stirn in Falten. Nîn hatte viele Optionen im Kopf durchgespielt, was sie tun würde, wenn sie Bree jemals wieder erreichte, doch nun, da sie die Stadt betreten hatte, verflüchtigten sich alle Möglichkeiten wieder.
Alle bis auf eine.
Entschlossen schwang sie die Beine aus dem Bett und zog sich an. Getrockneter Schlamm bröckelte dabei zu Boden und bildete einen kleinen Haufen um ihre Füße, doch der Rest musste bis zu einem anderen Male warten. Nach dem Sonnenaufgang hätte sie sicherlich keine Chance mehr ihn in dieser geschäftigen Stadt zu finden. Sie musste sich beeilen. Hastig verstaute sie den größten Teil ihrer Habe weit unter dem Bett und packte nur die nötigsten Dinge in einen kleinen Tuchbeutel.
Die Kaputze ihres Umhangs tief ins Gesicht gezogen, eilte sie aus der ausgestorben wirkenden Schenke hinaus auf den Weg und über ihn zu der langsam erwachenden Hauptstraße. Leute unterschiedlichster Art beendeten gerade ihre Nacht oder begaben sich gerade zu ihrem Tagewerk. Bäcker schoben Karren beladen mit Broten und Brötchen über die Straßen und riefen zur Zeit noch etwas unmotiviert ihre Angebote an den Häuserwänden empor. Nîn schlüpfte ungesehen zwischen Grüppchen hindurch und durch Gassen, die in den vergangenen Jahren definitiv geschrumpft sein mussten.
Die Sonne ergoss sich mit goldenem Glanz über die Dächer und Fensterläden der Stadt, die von unterschiedlichsten Gesichtern aufgerissen wurden. Das Leben der Stadt wandelte sich. Kinder und Handwerker, Menschen und Hobbits, alle tummelten sich zwischen Karren, Pferden und Kutschen über die Wege, schrieen unverständliche Dinge und rempelten sich ihren Weg zur Arbeit frei. Die Zwergin trat auf einen Platz hinaus und hob die Kaputze um zumindest erkennen zu können, dass sie im Kreis gelaufen war. Schultern und Rucksäcke drängten sich undurchdringlich über das Kopfsteinpflaster und die Stimmen um sie herum betäubten ihre Sinne. Nach Jahren geschultem Gehör in einsamer Wildnis, fühlte sich ihr Kopf betäubt und überfordert angesichts dieser Flut an Sinneseindrücken.
Genauso wie sie fühlte, dass überall Leute um sie her waren, spürte sie auch, wie in einer Schneise hinter ihr, urplötzlich keine mehr waren. Ein hölzernes Rattern und unfreundliches Rufen rollte über das Stimmgewirr der Umliegenden hinweg und etwas hartes und massives stieß Nîn von hinten in den Rücken. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst, als ihr Oberkörper nach vorne geworfen wurde, allerdings ohne dabei ihre Füße in diese Handlung mit einzubeziehen. Bevor sie begriff, dass sie fiel, packten zwei große Hände nach ihr und zogen sie mit der Kraft eines Bären in einem halbkreis durch die Luft, sodass sie senkrecht an eine Wand gelehnt und mit beiden Füßen fest auf dem Boden wieder halt fand.
„Meine Güte, diese Stadt hackt ja noch mehr auf einem herum als ein flügellahmer Bussard. Ich hoffe dieser unfreundliche Bäcker, hat dich unversehrt gelassen! Möge die Pest ihn treffen, wenn er nicht lernt was Rücksicht bedeutet!“
Ein Mann sprach und das scheinbar direkt in Nîns Richtung und in nicht allzu weiter Entfernung. Trotz der jungen, männlichen Person, die sprach, klang die Stimme zwar rauh, aber zu Nîns Überaschung auch angenehm und freundlich, wenn auch nicht gegenüber des Karrenfahrers, der die Zwergin beinahe unter einem Haufen Hefeteig begraben hätte.
Die Kaputze war Nîn bei diesem Zwischenfall vom Kopf gerutscht und ein roter Schwall von ungezähmtem Haare nahm ihr vollständig die Sicht. Sie strich sich mit der Hand die Sicht frei und verharrte dann, während ihre Finger wie von selbst anfingen mit einer Strähne zu spielen. Vor ihr befand sich ein in dunkles Leder gekleideter Oberkörper, der zu einem lächelnden Gesicht etwa anderthalb Köpfe über dem Nîns gehörte.
„Oh, hallo, schöne Frau...“ Die Zwergin spürte, wie ein kleines, wildes Tier in ihrer Magengegend aus tiefem Schlaf erwachte und sich begann zu räckeln und zu strecken. Die Stimme des Mannes klang melodisch und so beruhigend, dass mit Sicherheit jedes Kleinkind in Hörweite sofort entspannt eingeschlafen wäre. Das Tier in Nîns Magengrube kratzte sich gähnend hinterm Ohr.
„... verzeiht bitte vielmals mein grobes Auftreten, ich hatte bei Eurem Anblick mit jemand anderem gerechnet.“ Nîn bemerkte, dass ihr Körper ohne ihr zutun beschloss, zu schlucken um einen gewaltigen Kloß hinunter zu würgen. Zwerge wurden grundsätzlich als männlich angesehen, vielerorts munkelte man sogar, dass es gar keine Zwergenfrauen geben würde und Nîn war das nur recht. Da ihr Überlebensinstinkt Wert darauf legte, dass ihr Gesicht unerkannt blieb, wurde sie durch ihr Auftreten stets für einen Mann gehalten und ersparte sich dadurch viele Probleme, wenn sie allein unterwegs war oder in schummrigen Kneipen hockte. Frauen waren schwach und Männer wussten das. Demnach neigten Männer dazu sämtliche schlechte, menschliche Eigenschaften in großen Zügen auszuleben, sobald ihnen der Anblick einer Frau Gelegenheit dazu bot. Hobbits blieben unter sich, Elben waren etwas vollkommen anderes, von Zwergen hielt Nîn sich aufgrund ihrer Herkunft besser fern, doch die Seele von Menschen kannte sehr tiefe Abgründe. Dieser hier jedoch griff zwar nach ihrer Hand und verbeugte sich vor ihr. „Gestatten sie bitte? Éothor, Damrods Sohn, zu ihren Diensten.“
Das Tier kämpfte sich durch Nîns Eingeweide hoch und drückte ihr fröhlich den Hals zu. „Nîn...“, brachte sie kaum merklich hervor und biss sich gleich danach auf die Unterlippe.
Trotz Sonne denkst du daran, bloß nicht deinen Umhang abzulegen, damit dich hier keiner erkennt, aber stellt sich die einmal wer vor, bindest du ihm gleich deinen Namen auf die Nase?! Selbst wenn Gras über deinen letzten Aufenthalt gewachsen sein sollte, was ich bezweifle, sind solche Freizügigkeiten der schnellste Weg wieder ein Messer im Rücken stecken zu haben!
„Nîn? Sehr erfreut.“ Hitze durchflutete ihre Wangen, als Éothors Lippen ihren Handrücken berührten und sie entwandt ihre Hand hastig seinen Fingern.
Sie biss sich auf die Zunge und lies ihren Blick durch die Menschenmenge wandern, um dem wild tobenden Tier in ihrem Magen wieder Einhalt zu gebieten. Ihre Hände stopften währendessen fahrig ihre Haare wieder zurück unter die Kaputze und zogen sie anschließend etwas weiter nach vorne, um Schutz vor diesen smaragdfarbenen Augen zu bieten, die sie so interessiert gemustert hatten. Doch der Mann war in seiner Haltung verharrt, als Nîn ihm ihre Hand entrissen hatte und so konnte sie trotz einem geringeren Sichtfeldes sein amüsiertes Grinsen in vollem Ausmaße erkennen. Ihre Blicke trafen sich, als er sich wieder erhob, doch Nîn hatte so einen Ausdruck bisher noch in keinem anderen Augenpaar gesehen und vermochte es so nicht, ihn zu deuten.
„Ich habe mich vor einiger Zeit hier in Bree mit einem kleinen Geschäft zur Beförderung von Gütern niedergelassen, doch an jemanden wie dich, würde ich mich garantiert erinnern. Was treibt dich also in diese von den Göttern verlassene, kleine Stadt, Nîn? Falls du mir die Frage erlaubst...“
Nîn musterte ihn noch einmal. Er war ihr ein Rätsel. Sein Gesicht und seine kurzen Haare waren gepflegt, daran bestand keinerlei Zweifel. Nicht nur aufgrund der äußeren Umstände, denn in Bree galt es teilweise als vornehm, wenn man genug Russ besaß um damit die angeschwollenen Rattenbisse im Gesicht zu überdecken. Dieser Mann verstand es ganz genau auf unauffällige Art und Weise das Beste aus seiner Natur heraus zu holen. Doch wie der Angehörige eines Hofes wirkte er nicht. Seine Kleidung war hochwertig, schien aber unterschwellig auf einen handwerklichen Zweig ausgelegt zu sein, den Nîn nicht zuordnen konnte. Ein ihr vollkommen fremdes Zucken huschte durch ihre Kniekehlen, als ihr Blick wieder an seinem freundlichen Lächeln hängen blieb. Er wirkte vollkommen nett. Sein Blick war zwar etwas komisch, seit sie sich aus seinem Handkuss gewandt hatte, doch trotz allem weder Feindseelig noch Besitzergreifend. Nîn hatte in Bree durchaus schon die Erfahrung gemacht, dass es auch nette Vertreter des männlichen Geschlechtes in Bree gab, die es nicht wagten eine Frau auch nur falsch anzusehen, doch diese Erfahrung hatte sie einerseits in Anwesenheit der respektvollen Gestalt ihres Vaters gemacht und zum anderen erschien es ihr höchst sonderbar diese Erfahrung ein zweites Mal an genau dem gleichen Ort zu machen.
Das Nîn noch unbekannte Tier aus ihrer Magengrube, hatte sich derweil schon in ihren Brustkorb hochgearbeitet und versuchte kratzend und beißend nach draußen zu kommen. „Ich bin- ... Ich- ...“ Das Toben in ihrem Brustkorb lies ihr keine Wahl als es einfach drauf ankommen zu lassen. „Ich suche einen ... Bekannten ... hier irgendwo... Er hatte ein Geschäft auf der Eisenstraße.“
Éothor lachte kurz auf. „Oh, nach der Eisenstraße kannst du hier lange suchen, meine Dame. Sie haben den Zugang von hier aus vor einigen Jahren zugebaut, um ein weiteres Haus der Händlergilde in der Mitte dieser Stadt zu positionieren.“ Nîns hüpfendes, kleines Herz blieb bei diesen Worten zitternd stehen und rutschte ihr in die Hose. Eine Hand schob sich unter ihr Kinn und hob sacht aber bestimmend ihren Kopf. „Keine Sorge, ein Teil von ihr steht noch, da sich so ein alter Kauz geweigert hat seine staubige Schmiede dort zu verlassen.“ Nîns Herzschlag setzte wieder merklich ein. „Man muss nur um ein paar mehr Ecken gehen, um sie zu erreichen. Kann ich dir ein wenig Geleitschutz anbieten?“
Die glücklich lächelnde Zwergin blinzelte und fand sich urplötzlich wieder in der Realität zurück. Was bei Aules Barte war bloß über sie gekommen?! Sympathisch hin oder her, es war immer noch ein Mann und sie war keine Mimose die man mit Blumen überhäufen und in Seidendeckchen einwickeln sollte. Schnippisch schob sie seine Hand beiseite und warf einen Blick in die angrenzende Gasse. Sie war leer. „Nun, nichts hält dich davon ab, es mir anzubieten.“ Ihre eben noch unkontrollierte Stimme hatte wieder einen festen, klarstellenden Tonfall, wobei Nîn auffiel, dass sie möglicherweise etwas zu ernüchtert klang. „Aber so fern meine Erinnerungen noch aktuell sind, werden den Weg, den ich vorhabe zu gehen, keine tollwütigen Bäcker kreuzen, also gäbe es für mich keinerlei Grund dieses Angebot anzunehmen.“ Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln und wandte ihm dann den Rücken zu. Mit einer für Zwergen unüblichen Eleganz schwang sie sich über die Ladung voller Kisten und Kübel, die den Eingang zur Gasse versperrt hatten und machte sich ohne sich umzudrehen auf den Weg. Sie hörte seine schlendernden Schritte und spürte seinen Blick in ihrem Nacken, weshalb sie umso zügiger ging.
„Nîn!“ Die Zwergin zuckte zusammen. Das hatte man davon, wenn man seinen Namen an Fremde verriet. Sie riefen ihn quer durch dunkle Gassen bei denen man nur erahnen konnte, welche Ohren sich in der Dunkelheit verbargen. Nîn blieb stehen und drehte sich um, bevor Éothor noch einmal den Wunsch verspürte, nach ihr zu rufen. Ihre Hand tastete dabei verborgen nach dem Griff ihres Messers, was ihre Nerven wieder beruhigte.
Der Mann stand etwa fünfzehn Schritt von ihr entfernt in der Öffnung der schummrigen Gasse und hielt etwas in der Hand, während er die andere lässig in seinen Gürtel eingehackt hatte. „Nimm zumindest das hier als Entschädigung mit!“ Er warf etwas in ihre Richtung und Nîn war überrascht, dass es so zielstrebig und so hoch flog. Éothor hatte kaum ausgeholt und das Licht in dieser Gasse war mehr als nur ungünstig für gezielte Würfe. Ihr Blick folgte angestrengt der Fluggbahn. Es flog etwas zu weit. Demonstrativ gemütlich machte die junge Zwergin zwei Schritte nach hinten, ohne die zweite Hand aus ihrem Umhang zu nehmen und fing das Flugobjekt sicher und entspannt über ihrem Kopf. Selbst auf diese Entfernung konnte sie Éothors Grinsen erkennen. Allerdings wirkte es eher wissend als anerkennend oder selbstgefällig. Sie stutzte. Dieser Kerl war wirklich merkwüdig und rätselhaft. Neugierig warf sie einen Blick auf ihren Fang. Es war ein kleiner Laib Brot mit Rosinen in der Kruste. Sie könnte schwören, dass sie aus den Augenwinkeln genau diese Ladung auf dem Karren des rüpelhaften Bäckers gesehen hatte. Mit gerunzelter Stirn sah sie wieder zu Éothor auf, doch er war verschwunden.


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Das kann ich nicht so stehen lassen O.ò ein ganzes Kapitel ohne Schmerzen?!!
Oh, sie hat vergessen nach Anton zu gucken....
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BeitragThema: Re: Ein Kämpferherz   Ein Kämpferherz EmptySo 06 Okt 2013, 18:04



Ein Kämpferherz Schmied


- 3 -

Eine helle Türglocke schellte kurz, als Nîn langsam die Tür zu dem dunkeln Schmiederaum öffnete. Nur ein schwaches Feuer loderte im Ofen des Nachbarraumes und sorgte für Lichtstrahlen, die ziellos durch die Räume zuckten und hin und wieder versuchten einen Blick unter die Kaputze des Neuankömmlings zu erhaschen.
Die vermummte Zwergin schloss die Tür wieder mit bedacht und drehte das im Schaufenster befindliche “geöffnet”-Schild, zu der Aussage: “Nicht zu erreichen”.
Nîn sah sich um. Messer und Broschen aller Art lagen im Vorraum zum Verkauf aus, doch nichts davon sprach sie sonderlich an. Sie war ohnehin nicht zum einkaufen gekommen. Der Nebenraum bot schon einen viel interessanteren Anblick. Die längliche Wand, die von der ehemals belebten Straße weg führte, war beweglich und ließ sich öffnen, wenn man den Ofen zum Schmieden benutzen wollte. Andererseits wirkten die Arbeitsflächen hier nicht, als würde das Feuer öfters auf die notwendige Temeratur gebracht werden. Die seltenen Arbeitsgeräte und breiten Werkflächen machten eher den Anschein eines alten Reliktes oder einer Grabkammer, die noch auf ihre Aushebung wartete. Nîn griff nach einem kleineren Hammer. Man musste schnell und präzise sein, um mit ihm umgehen zu können, denn mit so einer geringen Aufschlagsfläche, ließ sich die Kraft nur punktuell auf das Werkstück verteilen.
Ein Räuspern wie von einer Maus drang von dem Türrahmen aus zu der Zwergin hinüber. Sie drehte ihr Ohr leicht in Richtung des Jungen, der sie mit nervöser Stimme fragte, womit er ihr behilflich sein könnte. “Ich bin hier um etwas mit Bór zu besprechen, wenn ich mich recht entsinne, hat er diese Schmiede hier vor einigen Jahren übernommen gehabt.”
Die Nervosität des jungen Burschen schien den ganzen Raum zu füllen und seine Stimme flatterte unsicher. “Was- … wollt ihr von ihm?” Nîn legte aus Rücksicht auf die Nerven des Jungen den massiven Hammer wieder zurück an seinen Platz. Ein leises Quiecken verriet ihr jedoch, dass er sich vorher wohl nicht darüber im klaren gewesen war, dass sie eine Art Waffe in der Hand gehalten hatte. “Nur reden. Über alte Zeiten.” Die Schritte des Jungen entfernten sich rasch von der Tür und Nîn schlenderte weiter durch die Schmiede. Eine sternenförmige Ahle weckte ihre Aufmerksamkeit. Mit ihr ließen sich außergewöhnlich schöne Muster in Metall gravieren. Die fluchenden Rufe eines alten Mannes ließen Nîns Blick zur Tür wandern. Ein gebrechlicher alter Mann schritt wütend um die Ecke, in der einen Hand einen schweren Hammer und in der anderen eine Laterne, die für mehr Licht sorgte. “Ich verkaufe nicht und ich lass mich auch nicht einschüchtern. Welcher Scheißkerl wagt es diesmal mich aus meinem Heim jagen zu wollen? Die Drecksäcke in ihren noblen Sesseln sollen nur kommen, selbst die Elben mit ihren Zauberkräften könnten nicht sehen, wie wenig es mich kratzt, was ihr mir androht!” Sein Blick fiel auf die Zwergin. Der schmächtige Junge von vorhin, hatte sich nervös hinter der massigen Gestallt des alten Schmiedes versteckt. Nîn erkannte kurze blonde Locken die ein Gesicht umhüllten an dem man beinahe noch den vor Angst geröteten Babyspeck erkennen konnte. “Bór?” Der alte Schmied richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schulterte drohend den Schmiedehammer. “So wahr ich hier stehe. Jetzt und für alle Tage! Also lass mein Zeug in Ruhe und verschwinde, wenn dir dein Leben lieb ist!” Nîn zog die Kaputze hinunter und die Anspannung in dem Körper des Alten lies sichtbar nach. “Du bist alt geworden… Was hast du mit deinen Haaren gemacht? Die wenigen, die du noch hast sind grau. Steht dir gar nicht…” Der Schmied fuchtelte mit dem großen Hammer in ihre Richtung, als wäre er ein kleines Holzstäbchen. “Und du hast wohl ein bisschen zu viel Zeit mit deinem Vater verbracht! Ich hoffe er hat dich auch gelehrt, wie man ein Feuer vernünftig schürt und nicht nur wie man daneben steht und mit großer Klappe drüber redet!” Nîn hob die Brauen und deutete über ihre Schulter zu der unschuldigen Flamme im großen Ofen. “Dieses Feuerchen würde sich vermutlich nicht einmal daran erinnern, wie man Metall verarbeitet, wenn mein Vater höchst persönlich Hand anlegen würde. Der Qualität deiner Messer im Schaufenster nach zu urteilen, hast du dir wohl angewöhnt dein Eisen über einer Kerzenflamme zu beschlagen.” Der alte Mann stellte die Laterne ab und griff nach einer Krücke, die er außerhalb von Nîns Sichtfeld an die Wand gelehnt hatte. Nîn versuchte sich den Schock nicht anmerken zu lassen, den der ehemals noch so vitale und aufgeweckte junge Schmied in ihr verursachte. Er machte einige Schritte an den Auslagen mit Rohstücken entlang. “10 Jahre sind eine lange Zeit. Die geht nicht an allen von uns unbeschadet vorbei. Hier!” Er warf ihr ein dünnes Stück Eisen zu. “Da kannst du nichts dran kaputt machen. Beweis mir, dass du’s besser kannst. Ich komm in zwei Stunden mal gucken, ob die Schmiede noch steht. Mein Sohn Díor wird dir etwas zur Hand gehen, falls du etwas brauchst und dabei ein Auge auf dich haben.” Der blond gelockte Junge, der eine stabile Lederschürze umgebunden hatte, begann fiepsend zu protestieren, aber sein Vater, der ihm um weit mehr als einen Kopf überragte, zerzauste ihm nur die Haare und schob ihn mit sanfter Gewalt in Richtung Nîn, während er lachend wieder aus der Schmiede verschwand. “Ich würde mich an deiner Stelle benehmen! Er ist eine richige Kampfmaschine und macht sonst Hackfleisch aus dir!”
Stille legte sich, über die Schmiede, als Bór donnernd die Tür im Nachbarraum hinter sich zu fallen lies. Die ‘Kampfmaschine’ stand mit zitternden Knien am Eingang und schien von Nîn zu erwarten, dass sie anfing an ihm auszuprobieren, wie man einen Menschen mit Schmiedeutensilien am wirkungsvollsten Foltern konnte. Nîn hob empört eine Braue und begann die Werkzeuge zu mustern, die ihr zur Verfügung standen. In zwei Stunden konnte sie froh sein, wenn das Feuer die richtige Temperatur erreicht hatte. Das war bei weitem keine Zeit für eine vernünftige Klinge. Sie seufzte.
Dann werd ich wohl erst anfangen müssen und mir im nachhinein dann überlegen, was ich vorhabe…
“Díor, richtig?” Der blonde Junge nickte und schien den Tränen nahe. Nîn tat der Junge so unglaublich leid, doch sie wusste auch nicht, was sie an sich ändern konnte, damit er weniger Angst vor ihr hatte. “Ich brauch eine Schürze und ein breites Band für die Haare. Dazu müsste hier irgendwo etwas brennbares gelagert sein. Kannst du mir das besorgen? Ein paar große Eimer mit Regenwasser wären auch nicht schlecht.” Díor eilte hastig davon und stolperte dabei fast über einige Eisenstangen, die an die Wand gelehnt waren.
Das wird ja ein Spaß…
Ein lautes Quietschen dröhnte durch die Halle, als Nîn das kaum geölte Tor nach oben zog.

Die Schmiede wurde wieder geöffnet.


- - - - - - - - - - - -




Meckerziege "Das ist so schlecht, Nîn! Das machst du mir jetzt gleich noch etwa 50mal!
Und damit du das auch ja nie vergisst, verkauf ich dann diese 50 Messer an ahnungslose Passanten für viel Geld,
damit du dich so richtig dafür schämst! Verstanden? Nur damit du es dann lernst..."
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BeitragThema: Re: Ein Kämpferherz   Ein Kämpferherz EmptySo 02 Feb 2014, 16:24

Die Sonne hatte ihren höchsten Punkt bereits überschritten, doch dass sich die Schatten wieder in die Länge zogen, sollte Nîn nur recht sein. Ihre Haut war mit verschwitzten Ruß bedeckt und das ehemals weiße Tuch, mit dem sie ihre Mähne daran hinderte, sie bei der Arbeit zu stören, hatte dank ihrer Stirn und ihrem immer wieder verschwitzten Handrücken eine äußerst dunkle Färbung angenommen.
Das Feuer war zunächst noch etwas scheu gewesen, doch nachdem sie ihm beigebracht hatte, dass sie kein erlahmen duldete, hatte es sich brav ihren Anweisungen gefügt. Der kleine Junge hatte irgendwann aufgehört zu wimmern. Grundsätzlich war er irgendwann sehr still geworden und hatte der Zwergin einmal sogar beinahe das Herz zum Stillstand gebracht, als er sich dicht hinter ihr positioniert und ihr neugierig über die Schulter gespäht hatte. Sie hätte eher damit gerechnet, dass er bei seiner Statur nach dem fünften Eimer Wasser zusammenbrach, doch der Ehrgeiz seines Vaters schien wohl an ihn weiter gegeben worden zu sein, denn er besorgte eifrig alles, was die Zwergin benötigte. Einige Male hatte sie beim ablegen eines alten Werkzeugs Bór erspähen können, der schmunzelnd im Türrahmen stand und sie im Auge behielt, doch er war immer nur für einen kurzen Augenblick geblieben und gleich wieder verschwunden. Der junge Díor hatte ihr zwischenzeitlich ein Teller mit etwas essbarem an die Seite gestellt, den sie dankbar angenommen hatte, doch als trotz allem hing ihr der Magen in den Kniekehlen, als sie gegen Ende des Tages ihr Werkstück im Licht der späten Nachmittagssonne betrachtete. Es war ein etwa Messer von etwa einer Elle Durchmesser aus gefaltetem Damaszener Stahl. Die Muster der gebogenen Klinge schimmerten magisch im Licht, der sich auf der Oberfläche spiegelnden Sonne und der mit feinen Drehungen verzierte Griff, lag zufriedenstellend in Nîns Hand.
Díor trat an ihre Seite und hielt ein Handtuch in den Händen. Ohne zu fragen nahm sie es aus seiner Hand und ging sich damit durch das verschmierte und verschwitzte Gesicht. Solch eine Arbeit verlernt man zwar nicht, doch ihr Körper schien sich von der ständigen Hitze entfremdet zu haben.
Der Junge sagte kein Wort, sondern starrte nur begeistert auf das Schmiedewerk, dass Nîn vor sich auf der Arbeitsfläche abgelegt hatte. Ein stolzes Schmunzeln konnte die Zwergin sich bei dem Anblick nur mäßig verkneifen. „Hier! Bring das deinem Vater und sag ihm, ich komm morgen wieder, wenn ich mich um mein Pony gekümmert hab.“ Sie drückte dem kleinen das Messer in die Hand und wischte sich an dem Handtuch noch die Hände sauber bevor sie den Schmiederaum verließ. Im Eingangsbereich hatte jemand ihren Umhang an einen Hacken gehangen und den Rest ihrer abgelegten Kleidung ordentlich über eine Stuhllehne gehangen. Sie zog sich in Eile an, während sie das Geschäft verließ und bemerkte erst nach einigen Metern das kleine Beutelchen mit Münzen in ihrer Manteltasche. In stummer Dankbarkeit zog sie ihre Kaputze wieder tief ins Gesicht und beschleunigte sie ihre Schritte ein wenig. Anton hatte schon viel zu lange alleine im Gasthaus stehen müssen, dafür, dass sie nur kurz weg wollte und ob der korrupte, alte Gastwirt ihre Sachen in Ruhe lassen würde, wenn sie nicht rechtzeitig wieder auftauchte konnte auch nur Aule persönlich wissen.


Stück für Stück komm ich sicherlich irgendwann mal vorwärts....
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