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Wir haben schon so viele Zusatzgeschichten und Informationen zusammen gesammelt und noch immer keinen Namen für die eigentliche Hauptgeschichte. . . so geht das doch nicht. . . müssen wir mal ändern. . .
 
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 001 - In Beorns Haus

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Lenz

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BeitragThema: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySo 23 Feb 2014, 11:52

001 - In Beorns Haus  Beorns-house-the-hobbit-the-desolation-of-smaug-01-350x164


Das erste, was Morwe spürte, war das Gefühl auf einem Lager aus Nadeln gebettet zu sein. Tausende winzige spitze Enden stachen in seinen Leib.  Mit jedem Atemzug jagte ein Schauer seinen Rücken hinab, wann immer die Welle aus Stichen sein Fleisch durchfuhr.
Wo war er?
Morwe wollte die Augen öffnen, doch seine Lider waren zu schwer und er zu kraftlos. Er wollte seine Hände bewegen, aber auch sie verweigerten sich ihm. Der Schwindel hinter seiner Stirn betäubte jeden klaren Gedanken und machte Morwe selbst zu benommen nach seiner Umgebung zu horchen. Er hörte nichts als Rauschen wie von Wasser in seinem Kopf. Allein seine Nase schien ihn noch nicht verlassen zu haben. Tief sog er die dicke schwere Luft in seine Lungen, die angereichert war mit so mannigfachen Nuancen, dass Morwe beinahe wieder die Sinne schwanden.
Der stumpfe Dunst alten Holzes, der mit Moder behaftet war, biss sich mit dem Geruch frischen Heus, der Morwe zu umgeben schien. Er roch Tiere, die herben Noten von Schafswolle, altem und nassem Fell und Ausdünstungen, wie sie nur Hunde verursachten. In all dies mischte sich würziger Kräuterduft, gepaart mit süßlichen Tönen, die seine Nase zum kribbeln brachten. Gierig trank Morwe das zarte und zugleich schwere Honigaroma aus der Luft und spürte, wie seine Lebensgeister langsam wieder erwachten.
Sein erster klarer Gedanke war, er mochte vielleicht tot  und in Mandos Hallen eingekehrt sein. Die Gerüche waren so lieblich, so himmlisch. Auch hatte er keine Schmerzen. Das Heulager, auf das er gebettet war, kam ihm nach seinem ersten Schrecken wunderbar weich vor. Wenn nur nicht um dieses nervöse Prickeln in seinen Muskeln gewesen wäre. Je länger er sich darauf konzentrierte, umso schneller schien es zuzunehmen. Und so herrlich all die Düfte um ihn her waren, sie kamen ihm plötzlich zu stofflich vor, zu... irdisch.
Ich bin nicht tot... Ein nervöses Zucken huschte um Morwes Mundwinkel. Sein Herz machte einen unangenehmen Hüpfer. Um seine Augen herum begann es auf einmal zu jucken, etwas Warmes quoll unter seinen Lidern hervor und zog eine heiße Spur über seine Wangen. Ihr Valar, was habe ich euch getan, dass ihr keine Gnade mit mir kennt?
Ein zentnerschwerer Stein sank quälend langsam in seinem Bauch. Er lebte noch!
Mit einem Mal breitete sich Unruhe in Morwes Gliedern aus. Und jetzt verstand er auch, was das Kribbeln in seinem Leib zu bedeuten hatte!  Die Erkenntnis schien den Schmerz, der  mit jeder Sekunde zunahm, nur zu beflügeln. Wie lange habe ich geschlafen?
Wie von selbst zuckten Morwes Finger zu der Stelle, wo er für gewöhnlich den Beutel mit Fahltau an seinem Gürtel trug. Aber da war nicht einmal ein Gürtel. Rauer Stoff streifte seine Haut. Er fühlte nichts als grobes Leinen.
Von jäher Panik übermannt wälzte Morwe sich herum, bis er bäuchlings im Heu lag. Blind und orientierungslos tastete er sich vorwärts. Sein einziger Anhaltspunkt war der Spur dünner werdenden Grases zu folgen und zu hoffen, dass ihn dies irgendwann zu einem Ausgang führen mochte. Es schien eine Art Scheune oder dergleichen zu sein, wo er hier war. Er musste nur den Boden finden.
Endlich fühlte Morwe einen massiven Widerstand unter seinen Händen. Seine Finger ertasteten feine Rillen und Unebenheiten, die nur von Holz stammen konnten. Wenn er sich danach orientierte, wie die Bretter ausgelegt waren, würde er bestimmt nach draußen finden.
Durch den Spalt, um den sich seine verklebten Augen wenigstens etwas geöffnet hatten, konnte er fahle Lichtstrahlen und langgezogene Schatten auf den Bohlen unter sich ausmachen. Es mochte Nacht sein. Aber wenn er den Mondschein sehen konnte, musste hier ein Fenster sein!
Morwe wollte den Kopf heben, fand aber keine Kraft in seinem Nacken. Die Anstrengung war genug ihn taumeln zu lassen. Benommen fand er sich auf der Seite liegend wieder, das Gesicht gen dunkle Holzpfeiler gewandt, die irgendwo in den Schatten über ihm verschwanden. Hinter ihnen verloren sich die Konturen des Raumes in Dunkelheit, aber ein einzelner schmaler Streifen dicht über dem Boden war heller als seine Umgebung. Eine Tür!
Noch bevor er den Entschluss dazu gefasst hatte, kroch Morwes Körper vorwärts, angetrieben von Angst und zunehmender Pein. Die ersten Krämpfe wallten durch seine Beine. Er zog sich mit den Armen über den Flurboden und im hier und da durch das Gebälk brechenden Licht glänzte seine Haut vor Schweiß. Nur noch wenige Schritt trennten ihn von der massiven Türe, welche unzweifelhaft das Eingangsportal war, doch eine Stimme weiter hinter ihm, ließ Morwe urplötzlich erstarren.
„Oh nein, nein, nein, nein! W-Was- was tut Ihr denn da?!“ Hektische Schritte näherten sich, doch der Schatten, der zu seiner Linken auftauchte, wirkte eher wie der eines Kindes. Verwirrt identifizierte Morwe die Gestalt als die des Hobbits, der mit den übrigen Zwergen am Feuer zu ihnen gestoßen war.
Das Lager..., allein der Versuch sich zu erinnern, bereitete ihm Kopfschmerzen. Was war geschehen? Morwe wusste noch, dass er mit den Zwergen aus der Höhle geflohen war, wie der alte namens Oin seine Wunden versorgt hatte. Dann hatte der vermisste Rest der Gruppe zu ihnen gefunden. Aber das entscheidende Stück Erinnerung entzog sich seinem Bewusstsein... Ja seine ganze nähere Vergangenheit schien wie durch einen Schleier vor ihm verborgen zu liegen. Statt Klarheit brachte jeder Gedanke an das Geschehene nur noch größeres Chaos in seinen Geist.
„Ihr- Ihr solltet Euch nicht so viel bewegen!“, murmelte der Hobbit und kniete sich neben ihn. „Eigentlich solltet Ihr Euch überhaupt nicht bewegen! Ihr solltet im Heu liegen und schlafen! Was treibt Ihr hier mitten in der Nacht auf dem- vor der- ...hört Ihr mich überhaupt?“
Morwes Körper sackte schwer atmend unter ihm zusammen. Aus den Augenwinkeln heraus musterte er den kleinen Mann, dessen Blick panisch umher huschte. Aber statt eines Wortes drang nur ein dumpfer Laut aus Morwes Kehle.
„Verdammt, verdammt, verdammt...“, nuschelte der Hobbit und biss sich auf die Unterlippe. Er schaute sich um, offenbar uneinig, was er tun sollte, und seine Finger fummelten nervös an seinem Hemd.
Erst jetzt fiel Morwe sein Name wieder ein. „...Herr Bilbo...“
„Was?“, wie vom Donner gerührt glotzte die kleine Gestalt ihn an.
„Das ist...Euer Name...“
Ein Lächeln streifte Bilbos Züge. „J-ja, das- das ist er wohl...“, er lachte, aber es klang fahrig. „Und Ihr seid... Morwe, richtig? Das ist es zumindest, was Gandalf sagte...“ Unruhig schaute der Hobbit wieder zurück in die Dunkelheit, als hätte die Erwähnung des Zauberers ihn an etwas erinnert.
„Nun...ich- ich bin wahrlich kein Heiler und besonders kenntlich bin ich nicht, was Verletzungen anbelangt, aber... Selbst ich als einfacher Hobbit weiß, dass es das Beste ist, wenn man sich so viel Ruhe, wie irgend möglich gönnt und sich Zeit nimmt sich von seinen Wunden zu erholen...“, er schluckte und versuchte zu lächeln. „Also wäre es vielleicht nicht das Schlechteste, wenn Ihr Euch wieder hinlegt... Ich meine, wenigstens bis morgen früh, bis Oin oder Gandalf oder Beorn nach Euch schauen...“
Der letzte Name ließ Morwe stutzten. Beorn... Beorn... Ich kenne diesen Namen... Aber sein Geist war anderweitig zu abgelenkt sich um die Erinnerung zu bemühen. Heißer Schmerz kroch durch seine Nerven und Sehnen. Gleichzeitig fühlte er quälende Kälte aus seinen Knochen pulsieren. Er brauchte das vermaledeite Caranlhûth, wenn er nicht bis zum Morgengrauen zu einem Haufen Elend zusammensinken wollte! Er konnte jetzt nicht schlafen. Er würde ohnehin keine Ruhe finden. Er musste nach draußen, nur ganz kurz! Gewiss würde es dort wachsen!
„Ich muss... ich kann nicht...“, Morwe schüttelte den Kopf, seine Stimme zitterte. „...Nur...einen Augenblick... ich brauche...“
„Was braucht Ihr?“, Bilbo beugte sich zu ihm hinunter, um keines seiner Worte überhören zu können.
Morwe nickte schwach zur Tür. „Ein... Ein... Heilkraut... Bitte, helft mir auf...“ Kaum, dass die Worte über seine Lippen gekommen waren, krallten sich seine Finger zornig in seine Haare. Halt doch den Mund! Bist du denn völlig von Sinnen?!
Aus Bilbos Richtung erklang ein unbeholfenes Fiepen. „D-das... das ... -oh verflucht!- Das geht leider nicht... Beorn hat gesagt, wir dürfen sein Haus bei Nacht unter keinen Umständen verlassen...! Ich- Wie heißt es denn, was Ihr benötigt? Vielleicht hat er es ja hier...irgend...wo...“, der Hobbit klang so verzweifelt und hilflos, dass er Morwe Leid tat. „Habt Ihr... sehr starke Schmerzen? Wartet, ich wecke Gandalf! Er- er wird Euch helfen können!“
Morwes Proteste kamen zu spät, um den Hobbit aufhalten zu können. Warum von allen Übeln ausgerechnet dieser alte Zaubergreis?! Ehe die Idee ganz in seinem Bewusstsein Form angenommen hatte, versuchte sein Leib schon die Distanz bis zur Tür hastig zu überbrücken. Nur noch eine Armeslänge trennte ihn vom Ausgang, als sich eine Hand sachte aber bestimmend auf seine Schulter legte.
„Na, nicht so eilig, mein Herr Elb...“, murmelte Gandalf über ihm beinahe amüsiert. „Dies ist wahrlich keine Stunde, zu der man überstürzt aufbrechen sollte.“
Hände drehten Morwe auf den Rücken. Obwohl er fühlen konnte, dass sie vorsichtig waren, schmerzte die Berührung auf seiner Haut, als ob sie ihn verbrennen würde. Nur noch verschwommen konnte er das Gesicht des Alten über sich ausmachen, dessen buschige Brauen sich alarmiert zusammenzogen.
„Eure Augen...“
Besorgt blickte Bilbo über Gandalfs Schulter. „Was fehlt ihm denn? ...Also abgesehen von...“, er machte ein undefinierbares Geräusch und deutete diffus über Morwes Körper.
Gandalf fixierte Morwes Augen eindringlich forschend. „Ich weiß es nicht.“, er tastete Morwes Gesicht ab und brummte unverständliche Worte in seinen Bart. „Hm... Es scheint keine Vergiftung zu sein. Eigenartig.“ Doch die Miene des Zauberers verriet eine unausgesprochene Ahnung, die Morwe schlucken ließ.
Er kam jedoch nicht dazu etwas darauf zu erwidern, denn in dem Moment, da sich Gandalfs Hand wieder über sein Gesicht legte, blitze ein grelles Licht vor ihm auf und er fühlte nichts mehr.


Wärme kitzelte Kilis Stirn. Er presste die Augen zusammen, um die Dunkelheit noch für eine Weile festzuhalten. Nur noch einen Augenblick ruhen, dachte er und drehte sich auf die Seite. Etwas brummte über ihm. Wind streifte sein Gesicht und er drückte sich murrend tiefer ins Heu. Das Surren wurde jedoch nur lauter, bis es auf einmal erstarb. Etwas kribbelte auf Kilis Hals. Als er mit der Hand danach tastete, spürte er unversehens etwas pelziges unter seinen Fingern und schreckte hoch.
Die Hummel summte empört, flirrte einige Runden um seinen Kopf und dann hinauf zu ihren Artgenossen unter den Dachfirst. Schwach fiel oranges-rotes Licht durch die matten Fenster. Von draußen konnte Kili Vögel zwitschern hören. Es klang ungewöhnlich nahe und als er angestrengt über das Schnarchen seiner Gefährten hinweg horchte, strich eine feine Brise seine Haut. Irgendwo musste eine Tür offen sein.
Mürrisch setzte er sich aufrecht und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Von seinem Platz aus konnte Kili erkennen, dass der mächtige Tisch auf der anderen Seite des Raumes mit gewaltigen Krügen und Schalen gedeckt war. Offenbar war Beorn von seiner nächtlichen Reise schon zurückgekehrt und hatte ihnen das Frühstück bereitet.
Kili überlegte, ob er aufstehen oder sich wieder hinlegen sollte. Neben ihm schlummerte sein Bruder geräuschvoll. Auch seine übrigen Mitstreiter schienen noch nicht daran zu denken aufzuwachen. Allein die Stelle, wo der Zauberer die letzten beiden Tage zu schlafen gepflegt hatte, war verlassen.
Unversehens glitten Kilis Augen ein Stück tiefer in die Schatten des Heulagers. Er konnte Nîns Konturen im Halbschatten ausmachen. Sie lag ein Stück abseits der anderen und auf zusätzliche Decken gebettet, um ihre Verletzungen zu schonen. Sein Bauch zog sich unangenehm zusammen, während er die reglose stille Silhouette musterte.
Immer noch hatte sich die Zwergin kein Stück gerührt über Nacht. Sie lag wie sie auch die letzten Tage gelegen hatte, den Kopf starr gen Decke gewandt und nur ihre sich hebende und senkende Brust verriet, dass noch Leben in ihr war. Der Wasserkrug neben ihr war genauso voll wie noch am Abend, da Oin ihn frisch befüllt hatte.
Bedrückt versuchte Kili nicht an die Prozedur zu denken, die sie unweigerlich wieder erwarten würde. Da Nîn weder freiwillig trank noch aß, mussten sie sie mehr oder weniger dazu zwingen, was alles andere als einfach war. Oin tat alles,  was in seiner Macht stand, und doch konnte Kili selbst aus der Entfernung sehen, wie hager und eingefallen Nîns Gesichtszüge geworden waren.
Schweren Herzens wandte er sich ab und erhob sich. Dabei rutschte sein Blick hinüber zu dem anderen Krankenlager neben seiner Mitstreiterin. Kili erstarrte. Es war leer.
Hatte sich dieses teuflische Spitzohr etwa heimlich davongemacht? Wenn er nicht gerade tot war, was Kili nicht unbedingt gekümmert hätte, konnte er unmöglich allzu lange fort sein. Dem Licht nach zu urteilen war die Sonne noch nicht einmal gänzlich aufgegangen und Beorn kam für gewöhnlich noch vor Morgengrauen zurück. Außerdem war ja auch Gandalf schon auf. Oder war er vielleicht nur deshalb fort, weil er dem Elben auf der Spur war?
Rasch legte sich Kili seinen Waffengurt um und watete durch das Heu in Richtung Tür. Wie er sich gedacht hatte, stand sie einen Spalt breit offen. Kaum hatte er sie jedoch geöffnet, fand seine Suche schon ein jähes Ende.
Eine hochgewachsene Gestalt lehnte rechts am hintersten Balken der riesigen mit Säcken und Krügen befüllten Regale, welche den Eingangsbereich säumten.  Trotz seiner Größe,  mit der der Elb  allein im Sitzen beinahe Kilis Augenhöhe erreichen mochte, wirkte er durch die Tunika Beorns, die er trug, ein wenig zusammengesunken. Das Spitzohr nahm keinerlei Notiz von Kili, als er sich langsam näherte. Selbst da er neben ihm stand, rührte der Elb sich nicht. Sein Blick verlor sich in der Ferne zwischen den Hecken. Nicht einmal die Bienen und Hummeln, welche überall umher sirrten, vermochten seinen Augen auch nur ein Zucken zu entlocken.
Kili musterte ihn verstohlen von der Seite. Als er dem Spitzohr am Lager vor mehreren Nächten zum ersten Mal begegnet war, hatte es mit seiner zornigen Miene und blutigem Schmiss aus den Kämpfen mit den Orks unheimlich und fast schon bedrohlich gewirkt. Kein Gegner, mit dem Kili es gerne aufgenommen hätte. Doch wenn der Elb versucht hätte Nîn offen ein Haar zu krümmen, hätte Kili nicht gezögert sich gegen ihn zu stellen. Auch auf die Gefahr hin ebenfalls Opfer seiner unehrenhaften Methoden zu werden.
Grimmig erinnerte sich Kili, wie der Elb das leuchtende Schwert in den Boden gerammt hatte und Nîn daraufhin zusammengebrochen war. Die beiden hatten scheinbar im Streit miteinander gelegen, jedenfalls hatte kein Zweifel daran bestanden, dass dieses Spitzohr es auf sie abgesehen hatte. Kili war es ganz gleich, was Gandalf behauptet hatte. Von wegen es sei ein elbisches Schwert, das bei Feinden in der Nähe aufflammte. Mochte es auch so sein, er war sich sicher, dass der Elb trotzdem irgendeinen faulen Zaubertrick gesponnen hatte, um Nîn Schaden zuzufügen. Weshalb sollte sie sonst völlig apathisch sein, obwohl sich ihre schweren Verletzungen durch Gandalfs und Beorns Hilfe schon unglaublich erholt hatten?
Kilis Blick fiel auf die Pflanzenstängel in den Händen des Spitzohrs.
Oder hatte dieser Mistkerl Nîn etwa heimlich vergiftet? War er sobald sie schliefen aufgestanden, um ihr den Rest zu geben? Doch wieso Gift und sie nicht einfach töten? Fürchtete der Elb sie mochten ihn verdächtigen? Dabei waren sie sicher gewesen, er würde ebenfalls schlafen, um sich von seinen Wunden zu erholen, er hätte also ein Alibi gehabt...
So sehr war er in Gedanken gewesen, dass Kili nicht aufgefallen war, wie der Elb ihn aus den Augenwinkeln heraus anstarrte. Ertappt machte er einen Schritt zurück. Aber von den undurchdringlich dunklen Augen ging weder Ärger noch Feindseligkeit aus. Matt und glanzlos und von geröteten Adern umgeben ließen sie ihren Besitzer nur entsetzlich müde erscheinen.
„Kann ich Euch helfen?“ Bei der gelangweilten Stimme des Elben flammte unwillkürlich Zorn in Kilis Brust auf.
Die Worte verließen seinen Mund, bevor er überhaupt nachgedacht hatte. „Du hast Nîn verhext!“
Als sich keine Reaktion auf dem Gesicht seines Gegenübers abzeichnete, trat Kili näher an ihn heran und grollte: „Du hast irgendetwas mit ihr gemacht! Am Berghang! Kurz bevor wir von den Orks angegriffen wurden!“
Die Stirn des Elben legte sich in Falten. Irritation machte einem nachdenklichen und schließlich bedauernden Gesichtsausdruck platz. Beinahe verschluckte das Rauschen der Baumwipfel seine Worte. „Ich wünschte, ich hätte es... Einen Zauber aufzuheben mag gewiss ein Leichtes dagegen sein das Feuer des Lebens in einer trauernden Seele wieder zu erwecken.“
Kilis Verstand versuchte diese kryptische Botschaft zu durchdringen, aber er war noch zu dumpf vom Schlaf. Wieso konnten diese elenden Spitzohren nicht klar und deutlich reden, wie jeder andere?!
„Was soll das heißen?!“
„Es soll heißen, Ihr beschuldigt den Falschen. Ich habe ihr nichts getan. Da ist kein Fluch, der auf ihr liegt, kein böser Zauber oder wie Ihr es auch nennen wollt. ...Aber es wäre wünschenswert, denn dergleichen wieder ungeschehen zu machen, läge wohl durchaus in der Macht Gandalfs.“
Der monotone Tonfall des Elben und sein unverhohlenes Desinteresse machten Kili nur noch wütender. „Ich glaube dir kein Wort! Du lügst!“
Über die Lippen seines Gegenübers huschte der Anflug eines Lächelns.
„Ich habe genau gesehen, wie du erst irgendeine Formel gesprochen hast und dann ein leuchtendes Schwert in den Boden gestoßen hast! Sag mir, was soll das bitte sein, wenn keine Hexerei?!“
„Man bezeichnet so etwas gemeinhin als ein ‚Missverständnis‘.“
Kilis Hände schlossen sich zu Fäusten. Warte nur, dir wird dein Grinsen noch vergehen!
Der Elb schien seinen Zorn bemerkt zu haben, denn er hob beschwichtigend die Hände. „Die von meinem Volke geschmiedeten Klingen leuchten, wenn sich Orks und jene, die mit ihnen verwandt sind, nähern. Dass es genau in dem Moment geschah, da ich die Waffe in den Boden stieß, war ein unglücklicher Zufall. Im übrigen dürfte Euch nicht entgangen sein, dass mein ganzes Gespräch mit Nîn  in der Sprache der Meinen gehalten war.“, erklärte er. Dann verdüsterte sich seine Miene. „Glaubt mir, Ihr seid nicht der Einzige, der bedauert sie so daliegen zu sehen...“
Diese Aussage kam für Kili unerwartet genug, um seine Wut etwas ins Wanken zu bringen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach ja? Ich dachte, du wärst ihr auf den Fersen gewesen? Oder war das auch gelogen?“
In überraschend unelbenhafter Manier verdrehte sein Gegenüber die Augen. Das Spitzohr wandte sich zum ersten Mal zu ihm um, wobei sein Gesicht verriet, er glaubte Kili sei offenbar schwer von Begriff. „Zum Ersten: Es gibt kein ‚auch gelogen‘, denn ich habe Euch die Wahrheit gesagt! Zum Zweiten: Ja, ich war auf ihrer Fährte, aber ich hatte nicht vor sie zu töten!“
„So? Und wozu dann? Ich habe vielleicht nicht verstanden, was ihr gesprochen habt, aber es klang nicht besonders freundlich!“, erwiderte Kili eisern. „Nîn hat ihre Waffe gezogen, als sie dich gesehen hat! Nicht unbedingt das, was man bei guten Bekannten oder Freunden tut, wenn man sie wiedersieht!“
„Oh, wartet bis Ihr sie ein paar Jahrzehnte kennt. Dann wisst Ihr es besser.“, gab der Elb trocken zurück.
Kilis Kinnlade sackte nach unten, aber eine Antwort blieb aus. Verdattert starrte er sein Gegenüber an, das seine Aufmerksamkeit wieder dem Garten zugewandt hatte.
Bevor er sich wieder fangen konnte, bemerkte er eine Bewegung bei der Tür. Filis verschlafenes Gesicht lugte um die Ecke, doch sein Bruder verharrte augenblicklich, als sein Blick auf den Elben fiel. Verwundert wanderten seine Augen zwischen Kili und dem Spitzohr hin und her.
„Kili, was-...?“


Der Auftakt darf lang sein...;P ab jetzt halt ich mich wieder kurz... schwere Geburt ^^"
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Moriko

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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySo 23 Feb 2014, 13:41

Besänftigend hob Fili die Hände und schaute seinen Bruder vielsagend an. Die Anspannung aus Kilis Körper schien widerwillig zu weichen, doch zumindest waren seine Fäuste nicht mehr geballt. „Bitte, wir brauchen im Moment nicht noch mehr Streit...“ Die letzten Tage waren nicht unbedingt heilsam für die Kopfschmerzen des jungen Zwerges gewesen. Thorins Laune befand sich jenseits von gut und böse, doch ihre Abreise musste trotz allem noch hinausgezögert werden. Nicht nur wegen des Elben und wegen Nîn, sondern auch, um dem Rest der Gemeinschaft genug Zeit zur Regeneration zu lassen. Die bisherige Heilung von Bofurs Arm hatte Beorn beeindruckt, doch trotz allem bedurfte es noch einiger Schonung, wenn er ihn in zukünftigen Lebensjahren noch nutzen wollte, aber auch die Anderen, die von ihnen getrennt worden waren, schienen einen nicht unbedingt leichten Weg hinter sich gehabt zu haben. Der Kampf gegen Azog und seine Wargmeute hatte ihnen noch zusätzliche Strapazen abverlangt und als Gandalf Thorin befohlen hatte, wegen seiner Verletzungen keine längeren Strecken zu laufen, war die Stimmung vollends gekippt. Gandalfs Meinung, dass sie noch genug Zeit bis Durins Tag hatten, um ihre Reise vorzusetzen, solange sie durch den Grünwald gehen würden, schien an Thorins Bewusstsein abzuprallen wie ein Kieselstein an einer Mithrilplatte. Die Gefangennahme der Orks und die anschließende Niederlage gegen Azog schien ihn auf eine Art und Weise getroffen zu haben, die Fili nicht gänzlich begriff. Er hatte die Entscheidungen seines Onkels bisher immer nachvollziehen können. Sie waren nicht immer angenehm gewesen, doch stets verständlich gewesen, solange man sie auf längere Sicht oder auf das Wohl vieler bezog. Doch im Moment blieb seine Einstellung ihm ein Rätsel und es schmerzte ihn zu sehen, wie sehr das eigene Ehrgefühl ihren majestätischen König zu zernagen schien. Aus Angst, dass die Situation dadurch eskalieren möge, hatte er über seine Kopfschmerzen und sein vereinzeltes Schwindelgefühl geschwiegen, doch damit schien er nicht der Einzige zu sein. Die Pfeilspitze in Kilis Körper schien ihn Nachts zu quälen, doch wenn er ihn danach fragte, winkte er nur zwinkernd ab. Gandalf schien mehr zu wissen, als die Zwerge gedacht hatten, doch auch seine Nerven blieben von den Protesten der Kranken und von Thorin nicht verschont. Fili und sein Bruder hatten sich freiwillig gemeldet, um für Gandalf und Beorn nach den nötigen Heilkräutern zu suchen, damit sie hin und wieder einen Vorwand hatten, um den Lärm zu meiden. Beorn schien ihnen und Ori gegenüber die geringste Abneigung zu verspüren und hatte ihnen deshalb freien Zutritt in alle Bereiche seines Gartens gewährt. Fili hatte nie sonderlich viel für Pflanzen übrig gehabt, doch dieses Kunstwerk dort draußen begann ihn zu faszinieren. Jedes Mal entdeckten sie beide neue wundersame Orte zwischen den Sträuchern und Stauden, während Ori die Zeit damit verbringen musste, unter Gandalfs Aufsicht Tinkturen zusammen zu rühren. Am zweiten Tag hatte der Zauberer Fili einen Tee in die Hand gedrückt, der einen beißenden Geruch verströmte, doch erstaunlich gut gegen die Kopfschmerzen half. Er hatte keine Miene trotz des ekelhaften Geschmacks verzogen und auch keine Fragen gestellt in der Hoffnung, dieses Verhalten würde die Laune des Zauberers zumindest wieder etwas erhellen, doch das hatte nur dazu geführt, dass Fili mehrmals täglich seine Geschmacksnerven abtöten musste.
Es war ein guter Anblick zumindest den Elben wieder auf den Beinen sehen zu können. Dabei ging es Fili weniger um die Tatsache, dass es der Elb war, sondern mehr darum, dass die langwierigen Heilmethoden wohl doch Wirkung zeigten und so Hoffnung für seine Freunde bestand. Umher rückende Stühle und ein paar scharf gesprochene Kommentare aus der Küche ließen ihn seufzen und die Hände wieder senken. „Es tut mir Leid, ich hab deinen Namen wieder vergessen, aber wenn du Hunger haben solltest, der Tisch wird gerade gedeckt. Außerdem wird unser Gastgeber sich wohl über ein Paar Hände, die zumindest ansatzweise seiner Größe entsprechen sicher freuen. Besonders nachdem seine Geduld gegenüber Zwergen so hart auf die Probe gestellt wird.“ Fili zog die Brauen zusammen und bedeutete seinem Bruder mit Blicken, dass er diesmal schon gerne vor dem Frühstück in den Garten gehen würde, um einen angenehmeren Start in den Tag zu haben.
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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySo 23 Feb 2014, 19:48

Der Elb schenkte seinem Bruder ein Lächeln und nickte ihm zu. „Habt Dank.“
Er erhob sich, doch Kili bezweifelte, dass Beorn ihn auch nur in die Nähe zerbrechlicher Krüge oder Schalen lassen würde. Schwankend stützte er sich am Regal ab und die Art, wie er sich vorwärts bewegte, ließ sich trefflicher als ‚taumeln‘ bezeichnen. Fili schaute ihm nicht ohne Besorgnis hinterher.
„Wie hat er es bloß alleine hier raus geschafft?“
Kili zuckte nur mit den Schultern. „Lass uns lieber das Weite suchen, bevor irgendjemand auf die schlaue Idee kommt, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt sich vollständig zu versammeln.“
Sein Bruder nickte hastig und sie stahlen sich davon zwischen die Büsche und Sträucher.
Man konnte auf Beorns Land nicht genug Augen haben, dachte Kili immer wieder, sobald sie abseits der Wege gingen. Am Boden wuchsen allerhand nützliche Kräuter, aber auch Blumen, in denen mehr als daumendicke Hummeln und Bienen saßen. Außerdem flitzen pausenlos Mäuse von einem Erdloch ins nächste. Selbst über die Stiefel huschten sie, wenn Kili sich gerade nicht rührte. Doch man konnte unmöglich seine volle Aufmerksamkeit dem Untergrund schenken, denn in der Luft ging es nicht weniger turbulent zu. Ganz abgesehen von den riesigen Hecken und Sträuchern, die ihre Ranken in alle Richtungen ausstreckten. Kili hatte weder vor sich noch einmal in einem Busch zu verheddern, noch ein zweites Mal beinahe an einer Hummel zu ersticken. Allein der Gedanke an das pelzige Geschöpf in seinem Mund ließ ihn schaudern.
Eine ganze Weile krauchten sie zwischen Wurzeln, Steinen und Gestrüpp umher. Die inzwischen hinter Berghängen emporgestiegene Sonne warf diffuse Muster und Schatten über die Pfade und das Gras. Ihr Licht wärmte wenigstens etwas, doch trotzdem waren Kilis Finger längst taub. Auch die steinharte Erde ließ keinen Zweifel daran, dass der Winter stetig näher rückte. Diverse Rufe, die aus dem Haus zu ihnen hinüber wehten, ließen sie morgendliche Kälte aber rasch vergessen und Kili war dankbar gerade nicht mit seinen Gefährten am Tisch hocken zu müssen.
Sie sollten weniger streiten und sich lieber darum kümmern sich zu erholen., dachte er ingrimmig. Eigentlich mochte er es sich fast nicht eingestehen, doch er dachte dabei vor allem an Nîn. Kili wollte lieber wieder ins Haus zurückkehren, wenn Oin damit fertig war ihr Frühstück einzuflößen und ihre Wunden zu verbinden. Es schmerzte ihn auf eine eigenartige Weise die Kriegerin so zu sehen. Zwar hatte er schon öfters Verwundete gesehen, selbst seinen Onkel hatte er am Krankenlager schon oft besucht, aber es war... anders gewesen.
„Du bist still heute.“, meinte Fili neben ihm auf einmal. „Hast du wieder eine Hummel im Mund?“
„Ja ja, mach dich nur über mich lustig...“, grollte Kili mit gespielter Beleidigung, während er versuchte an ein Gewächs zwischen knorrig wuchernden Wurzeln zu gelangen.
Fili kicherte. „Ich will dir nur helfen eine schwere und vermutlich traumatische Erfahrung zu bewältigen...“
„Indem du mich ständig daran erinnerst?“, Kili lugte skeptisch über seine Schulter nach seinem Bruder.
„Damit du es nicht verdrängst.“
Kili schnaubte. „Wie könnte ich, wenn du es wirklich jedem erzählen musst? Wann tischst du es dem Elben auf? Gibst du die Geschichte heute nach dem Mittagessen zum besten oder willst du es ihm gleich als Theater vorspielen?“
„Weshalb bist du so gereizt heute?“, Fili hielt bei seiner Arbeit inne und musterte ihn. „Hat es was mit dem zu tun, worüber ihr geredet habt?“
Kili schüttelte den Kopf und konzentrierte sich lieber auf seine Tätigkeit, als auf den forschenden Blick in seinem Nacken.
„Über was habt ihr überhaupt gesprochen?“, als er keine Antwort erhielt, hakte Fili nach: „War es wegen Nîn?“
Die Pflanzen waren einfach nicht interessant genug, um sich von dem unliebsamen Thema abzulenken. Seufzend verstaute Kili die Kräuterbüschel in seinem Beutel und zuckte die Achseln. „Ich weiß, was Gandalf gesagt hat und dass Thorin und die anderen auch gesagt haben, es sei keine Hexerei im Spiel gewesen, aber... Mir ist das so rausgerutscht, weil ich aus seinem Mund hören wollte, was angeblich passiert ist...“
„Was ist dir rausgerutscht?“
Kili lachte etwas unbeholfen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, kam er sich dumm vor. „Ich hab ihn beschuldigt Nîn etwas angetan zu haben, bevor ich überhaupt irgendetwas anderes gesagt habe.“
Amüsiert schüttelte Fili den Kopf. „Immer gleich mit der Tür ins Haus fallen, das ist mein Bruder... Was hat er dir geantwortet?“
„Das Gleiche, das auch alle anderen gesagt haben. Und- ...“, Kili biss sich auf die Unterlippe. „...und- naja..., dass er Nîn angeblich schon etwas länger kennen würde als wir und angeblich sogar an ihr hängen würde... Keine Ahnung, ob er die Wahrheit sagt. Ich weiß nicht, was ich von diesem Langbein halten soll...“
Fili nickte langsam, meinte dann aber: „Jedenfalls hat er bei Dwalin und Balin einen Stein im Brett. Vor allem Dwalin scheint große Stücke auf ihn zu halten, auch wenn er es nicht zugeben will...“
„...Mhm... Können wir leider nicht gerade von uns behaupten...“
Ihre Blicke trafen sich und sie mussten grinsen.
Auf einmal wehte Oins Stimme über die Hecken zu ihnen herüber. „He! Wo seid ihr zwei?! Ich könnte mal zwei Paar gesunder Hände
gebrauchen!“
Oh nein... Kili und Fili sahen sich verdrießlich an.
„Wir könnten so tun, als hätten wir ihn nicht gehört...“, schlug sein Bruder halbherzig vor. Aber sie wussten beide, dass es keinen Sinn hatte sich zu drücken. Außerdem, so sehr es Kili Unbehagen bereitete Oin dabei zu helfen die Verletzten zu verarzten, er wollte nicht einen der anderen an Nîn heranlassen, der vielleicht unsanft mit ihr umging. Auch wenn sie definitiv alles andere als gebrechlich war, Kili hatte fürs erste genug um ihr Leben gefürchtet...
Schweren Herzens packten sie die Beutel mit den Kräutern zusammen und machten sich auf den Rückweg.
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Moriko

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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySo 23 Feb 2014, 20:44

Nîns Atem wurde knapp. Die schwarzen Wasser waren tiefer gewesen, als sie es erwartet hatte und es kostete Anstrengung genug sich nicht einfach wieder treiben zu lassen. Dabei konnte sie das Funkeln der Oberfläche schon erkennen. Viele Jahrzehnte lang hatte sie sich durch die Finsternis gekämpft, seit sie Raznek den entscheidenden Stoß versetzt hatte. Sie hatte sich verirrt und den Weg verloren und sobald man den Pfad ein einziges Mal verließ, gab es keinen Rückweg mehr, dem man folgen konnte. Sie hatte zusehen müssen, wie Städte verbrannten, Freunde starben und eine anschließende Finsternis die Welt auseinander gerissen hatte. Zu aller Anfang hatte sie wahrlich geglaubt sie hätte noch eine Wahl gehabt zwischen Rückhaltlos kämpfen und aufgeben, doch die Option aufzugeben, hatte sich nicht als das erwiesen, was sie schien. Endlose Höllen und Qualen aller Art nahmen kein Ende. Je länger sie hoffte, die Pain würde irgendwann zu einem erlösenden Ende führen, desto mehr war sie davon überzeugt, Melkor hätte sie zu seinem persönlichen Spielzeug auserkoren. Je weiter sie sich von diesem Punkt jedoch entfernt hatte, desto mehr verloren sich die Erinnerungen daran, was der ausschlaggebende Punkt ihrer Flucht gewesen war. Ihre letzten rückblickenden Erinnerungen bezogen sie sich auf die Welt, die hinter ihr zusammen brach und die Schatten, die sie versuchten einzuholen. Die einzige Rettung war hinein zu springen in die schwarzen Wasser vor ihren Füßen. Es war merkwürdig. Sie schwamm sie schnell sie konnte, doch die Oberfläche wollte nicht wieder auftauchen. Angst lähmte ihren Weg. Angst vor dem, was vor ihr lag. Angst vor der Welt am anderen Ende, dieses Tunnels. Doch nun, da ihr die Luft knapp wurde, schien die Oberfläche weiter von ihr zu weichen. Ein Fischernetz war ihr entgegen gekommen und drückte nun hart auf ihr Gesicht. Sie hatte sich verheddert und kam nicht frei. Lange, spitze Äste und Muscheln drückten auf ihr Gesicht, doch so sehr sie auch zerrte, das Netz zog sie weiter zurück in die Dunkelheit.
Ihre Lungen fingen Feuer, doch mit einem Mal breitete sich dieses Feuer in ihrem Körper aus wie die Leuchtsignale Gondors. Was auch immer auf der anderen Seite dieses Übergangs war, sie wollte dort hin. Sie hatte sich dafür entschieden. Natürlich, sie war sich nicht sicher gewesen, aber die Entscheidung, ob sie diesen Weg hinter sich brachte oder nicht, würde sie nicht so einem unwürdigen Gegenstand wie einem Fischernetz überlassen.
Es war schwer. Ihre bisher so schwerelosen Arme schienen mit einem Mal in einer Bleihülle gefangen zu sein. Eine nie gekannte Müdigkeit lähmte ihren eigenen Körper, trotz ihres Willens, doch ihre brennende Wut erkämpfte sich die Oberhand. Sie hob ihre Arme hin zu dem Netz, dass sich noch vor der Berührung in tausende Einzelteile auflöste. Ein dumpfes Summen dröhnte durch das Wasser und alle Hindernisse waren verschwunden. Ohne sich groß bewegen zu müssen, schoss sie in einer ungewöhnlichen Geschwindigkeit nach oben, durchbrach mit dem Kopf die Wasseroberfläche und konnte wieder atmen.
Lichter flackerten vor ihren Augen. An einem fremden Ort aufzuwachen war war in den Jahren ihrer Wanderschaft keine Besonderheit gewesen, doch dieses Mal fühlte sich alles anders an. So viel schwerer... Ihre Augen ließen sich kaum öffnen und sie spürte Schmerzen und die Schwäche ihres Körpers. Je länger diese Gefühle in ihren Geist vordrangen, desto mehr der Erinnerungen schwand an die Ewigkeit in der Finsternis. Surreale Bilder kämpften noch einen kurzen Augenblick um ihre Beständigkeit, doch auch sie verblassten und hinterließen Platz für andere Realitäten. Zeit verformte sich neu und setzte sich in kürzere Abschnitte zusammen. Es war ihr unmöglich zu sagen, was passiert war, doch den Empfindungen ihres Oberkörpers nach zu urteilen, war es nicht so lange her, wie sie gedacht hatte. Erschöpft setzte sie sich auf und stützte den Kopf in die Hände. Sobald sie sich bewegte, flackerten die tanzenden Lichter vor ihren Augen und begannen damit sich im Kreis zu drehen. Durch den Nebel der Übelkeit erkannte sie plötzlich einzelne Bilder ihrer Umgebung.
Holz schien der Vorherrscher dieses Raumes zu sein. Doch ihr Körper schien geschrumpft. Eine Gruppe riesiger Hummeln flog munter summend von einer Ecke des Raumes in die nächste und umkreisten dabei Kerzen aus Honigwaben, die auf wundervoll geschnitzten Holzsäulen standen. Anders als die Steinornamente in Bruchtal, wachten in diesem Haus hölzerne Köpfe von Tieren und wundersamen Wesen über ihre Gäste. Wie um die Szenerie noch weiter zu untermalen, roch es an diesem Ort ungemein nach Fell. Nîn kam es vor, als läge sie in einem Stall, direkt neben einer Gruppe von Pferden, doch zumindest die Pferde konnte sie nirgendwo erkennen. Streu gab es allerdings zuhauf. Der Boden unter den Decken, auf denen sie lag schien einzig und allein aus Stroh- und Heubüscheln zu bestehen, doch die Zwergin war zu müde, um noch mehr Eindrücke ihrer Umgebung in sich aufzunehmen. Je länger sie in dieser Welt verweilte, desto lauter wurde sie. Gedämpft diskutierende Stimmen und klirrendes Geschirr dröhnten wie Hammerschläge in ihren Ohren und als ein Pferd den Kopf zum Fenster hinein steckte, um ihr entgegen zu schnauben, beschloss die Zwergin, sich lieber wieder hin zu legen. Als sie sich umdrehte erkannte sie eine Schüssel mit einer Mischung aus Suppe und Brei, sowie einen Krug Wasser. Ihr Magen sträubte sich vor Übelkeit, doch die Zwergin war erfahren genug, um zu wissen, dass diese Übelkeit irreführend war und ihr Magen sie schlafen lassen würde, sobald er etwas zu arbeiten besaß. Mit schwach zitternden Händen verleibte sie sich vorsichtig aber zügig die Flüssigkeiten ein und legte sich dann auf die Seite, den Kopf auf einen in ihrer Hand zusammengeknüllten Teil der Decke gebettet. Die Eindrücke legten sich schwer über ihren Körper. Doch sie entflohen nur gemächlich ihrem Selbst, während sie sich ihrer Müdigkeit wieder hingab. Hilflos und Einsam wie ein kleines Kind, das Angst vor den Schatten unter ihrem Bett hatte, zog sie die Knie an und träumte sich davon in eine ferne Zeit, wo plätscherndes Wasser und windige Höhen die Freiheit versprachen, die die ganze Welt in ihren Bann schlagen konnte.
Ohne der kleinen Zwergin im selben Flüsterton zu verraten, dass alles nur erstunken und erlogen war.
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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySa 01 März 2014, 20:31

Morwes Gesicht glühte. Er drückte sich den getränkten Lappen auf Stirn und Wangen, doch trotz kühler Dunkelheit um seine Augen, vermochte er das Stimmengewirr um ihn herum nicht auszublenden. Geschirr klirrte, wann immer einer der Zwerge der Meinung war, auf den Tisch hauen zu müssen. Morwe zuckte jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn das Holz unter seinen Ellenbogen erbebte und den Schall bis in seinen dröhnenden Kopf weitersandte.
Es war nicht so, dass Morwe wirklich krank war. Gut, seine Glieder schmerzten bei jeder Bewegung, ihm schwindelte selbst im Sitzen, sein Magen verweigerte die Nahrungsaufnahme und seine Hände wollten sich aufhören zu zittern, aber Fieber hatte er nicht...
Wehe Nîn, wenn sie meine Bemühungen nicht zu schätzen weiß...
Kaum dass Morwe sich vor einer kurzen Weile zu den Zwergen an den Tisch gesetzt hatte, war schon ein Hagel aus Fragen auf ihn niedergegangen. Die erste Salve kam vom alten Oin und war hauptsächlich seiner Rolle als Heiler geschuldet. Die zweite und weitaus unangenehmere erfuhr er jedoch von keinem geringeren als dem Anführer der Gemeinschaft, Thorin Eichenschild persönlich.
Morwe hatte den Eindruck in einem Verhör zu sitzen. Unter den eindringlichen Augen des Zwergs versuchte er die dutzenden Fragen so zu beantworten, dass diese bloß nicht noch weitere nach sich zogen und weder ein schlechtes Licht auf Morwe, seinen Auftraggeber oder Nîn warfen. Vor allem letzteres stellte sich als besonders schwierig heraus, zumal Morwe Dwalin notgedrungen die gröbsten Details seines Auftrags anvertraut und Nîn als eine Diebin dargestellt hatte. Der Zwergenkrieger hatte seinem Anführer natürlich die ganze Geschichte bereits erzählt. Und so blieb Morwe letztendlich nichts anderes übrig, als sich eine kleine Notlüge einfallen zu lassen. Er täuschte zuerst vor, es würde ihm nicht gutgehen, was schon ausreichte seinem Gesicht einen unnatürlich rosigen Teint zu verleihen. Dass sich seine Züge während seiner Erzählung immer röter färbten, schien niemanden außer Oin zu kümmern. Morwe berichtete, es hätte sich am Lager bei seiner Begegnung mit Nîn erst herausgestellt, die ganze Situation sei ein furchtbares Missverständnis gewesen und jemand habe versucht seinen Herrn darauf anzusetzen die Zwergin zu verfolgen, weil er ihren Status als Gast in Elronds Haus nicht hatte dulden können. Damit spottete Morwes Version des Geschehenem wenigstens nicht jedweder Wahrheit.
Auf das Verhör folgte schließlich eine Diskussion darüber, wie nun zu verfahren sei und wie lange die Gemeinschaft noch bei Beorn verweilen und was mit Morwe und der Zwergin geschehen sollte. Eines führte zum anderen und ehe Morwe sich versah, fand er sich inmitten eines ausufernden Streits wieder.
Plötzlich tippte ihm jemand auf den Arm und als er aufsah, erkannte er Oin, der verdrossen auf die Verbände deutete und in Richtung des Heulagers gestikulierte. Dankbar für einen Grund der Tischgesellschaft zu entfliehen, folgte Morwe dem Wink, während der Alte noch den Kopf aus der Haustür steckte, um nach jemandem zu rufen.
„Die gleiche Diskussion jeden Tag...“, murrte Oin und kramte in seinem Rucksack. „Und was kommt dabei heraus? Nichts! Solange die Orks auf der Straße hocken ist eh nix zu machen...“
Morwe ließ sich auf einen Schemel sinken und lehnte sich an den Balken hinter sich. Soweit er einschätzen konnte, war der Zwerg nicht in bester Laune. Vermutlich war er nicht erpicht darauf mit Fragen überhäuft zu werden, was seit der Nacht am Lager alles geschehen war.
Mühsam schluckte Morwe also die Ungewissheit hinunter, die ihm auf dem Herzen brannte, und ließ die Versorgung seiner Verletzungen über sich ergehen. Er würde gewiss noch genug Momente heute finden, da er jemanden fragen konnte.

Kili tat einen vorsichtigen Blick durch den Türspalt, nur damit ihm seine Augen bestätigten, was seine Ohren unlängst erahnt hatten: Der allmorgendliche Streit am Frühstückstisch war bereits im vollen Gange.
„Wieso können sie sich nicht einfach darauf einigen, sich nicht einigen zu können?“, seufzte er.
Fili neben ihm zuckte die Achseln. „Wenn Gandalf oder Beorn doch nur endlich Neuigkeiten bringen würden, wäre ich schon zufrieden. Etwas frischer Wind täte dieser Diskussion ganz gut...“
Niemand nahm Notiz von ihnen, als sie sich hinter den Stützbalken entlang zum Heulager vorbei schlichen. Vor ihren Betten, wo der Boden nur wenig bedeckt war, war Oin gerade dabei die Verbände des Elben zu wechseln. Das Spitzohr war immer noch größer als der Zwerg und das, obwohl es auf einem Schemel Platz genommen hatte, der nahezu normale Maßstäbe aufwies. Eine Rarität in diesem Haus.
Oin sah nur kurz auf. „Seid so gut und seht schon mal nach dem jungen Hüpfer. Hab ihr heute früh schon eine Schüssel hingestellt. ...Wahrscheinlich nicht angerührt...“, brummte er tief konzentriert.
Nervös knetete Kili seine Finger und blickte in die dunkle Ecke des Heulagers. Bei Mahal, wie er diese Aufgabe hasste... Nîn so elend zu sehen, so leblos - nein, an ihm war wahrlich kein Heiler verloren gegangen. Sein Bruder schien seine Beklemmung zu ahnen, denn er legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und kletterte dann durch das Heu zu der vermutlich immer noch reglosen Zwergin. Doch plötzlich erstarrte Fili.
„Was ist?“, Kilis Stimme war nur ein Flüstern.
Langsam drehte Fili den Kopf in seine Richtung und er konnte den ungläubigen, aber hoffnungsvollen Ausdruck in den Zügen seines Bruders lesen. Filis Finger zeigte auf die Schale neben dem Lager. „Leer!“, wisperte er, ein Grinsen bahnte sich auf seinen Lippen an.
Gerade, da Kili seinem Bruder nachsetzen wollte, um sich von dieser unglaublichen Nachricht zu überzeugen, raschelte es in den Untiefen des Heus. Prompt versteinerten seine Beine.
„Ward ihr das?“, erkundigte sich Oin irritiert.
Fili fand als Erster seine Sprache wieder. „...Nîn?“

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Moriko

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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptySa 01 März 2014, 21:34

Irgendetwas hatte den Geist der Zwergin zurück gerufen aus den Untiefen ihrer Träume. Der Stich in der Seite auf der sie lag, war es nicht gewesen, doch das machte ihn nicht weniger unangenehm. Schleichend kam die Erinnerung an Raznek und den Sperhieb zurück. Etwas, was ihrer Meinung nach auch gerne in den Nebeln der Vergangenheit hätte zurück bleiben können.
Schwerfällig drehte sie sich auf die andere Seite und streckte die Beine wieder aus. Ihr Körper etspannte sich wieder und bereitete sich darauf vor, das der Schmerz jeden Moment nach ließ. Ein wundervolles Gefühl... „...Nîn?“
Die Zwergin kniff die Augen zusammen und stöhnte leise. Sie wollte schlafen. Einfach nur zurück in diese Welt weit weg von dieser hier. Die Stimme weckte noch mehr Erinnerungen. Sie gehörte zu Fili. Dem blonden Zwerg, der mit seinem Bruder ihren Onkel gesucht hatte. Hoffnung machte sich für einen kurzen Moment in ihr breit. Warum hatte sie bloß alles verdrängt? So schlimm schien dieses Abenteuer gar nicht gewesen zu sein und sie schien zu allem Überfluss auch noch überlebt zu haben, trotz- …
Erkenntnis zerfetze ihre aufkeimenden Gefühle in der Luft wie ein ausgehungerter Wolf seine Beute. Sie hatte alles verloren.
Es gab keinen Ort, an den sie hin könnte. Kein Ziel mehr in ihrem Leben. Sie war allein, nicht einmal ihre Rache, die sie mit ihrer Familie verbunden hatte, war ihr geblieben. Nicht einmal das letzte Vermächtnis ihrer Eltern, befand sich noch in ihrem Besitz. Schlimmer noch, es hatte sie zerschnitten mit einer Leichtigkeit, als wären all die Jahre Training und Jagd absolut irrelevant gewesen. Das sie Morwe verloren hatte, war ihr schon vor einigen Jahren klar gewesen. Sie hatte sich nach seiner Entscheidung von ihm fern gehalten, um nicht noch größere Enttäuschungen erleben zu müssen und ihn nicht in Schwierigkeiten zu bringen, doch ein Rest Hoffnung war so stets zurück geblieben, dass sich in ferner Zukunft vielleicht doch wieder alles richten könne. Sein Blick in jener Nacht hatte Bände gesprochen. Wie er sie angesehen hatte, wie seine Stimme klang, während er ihr den Gnadenstoß verwehrt hatte. Sie war eine Last, ein Übel, das man auf Befehl hin erdulden musste. Nicht einmal durch ihre Abwesenheit blieb man von den Problemen, die sie verfolgten verschont. Rínon wäre beinahe ihretwegen von Razneks Männern ermordet worden, und das ohne, dass er überhaupt etwas mit all dem zu tun gehabt hatte. Nur, weil er ihr nahegestanden hatte...
Und jetzt rief jemand ihren Namen. Verlange von ihr zurück zu kommen in diese Welt ohne Familie, ohne Heimat, ohne Freunde und ohne Hoffnung. Was machte sie überhaupt noch in Filis Nähe? Sein Onkel, hatte nicht unbedingt den Anschein gemacht, als würde er ihr mehr trauen als einem schimmeligen Stück Brot. Vielleicht wollte er ihr nur sagen, dass sie bitte möglichst schnell verschwinden sollte, jetzt, da sie aufgewacht war. Keine Entscheidung, die sie nicht verstehen würde. Doch sie wollte doch noch etwas schlafen... Würde sie nicht reagieren, würde er einfach wieder verschwinden und sie alleine lassen.
Eine Hand streifte sanft ihr Gesicht, als ihr jemand ein paar Haare aus dem Gesicht strich. 'So viel zu diesem Plan...'
Sie öffnete einen Spalt breit die Augen. Um ihre Lider vollständig zu öffnen, fehlte ihr sowohl Motivation und Kraft. Die verschwommene Welt in ihrem knappen Blickfeld kippte vor ihren Augen hin und her, während sie sich rasend schnell im Kreis drehte, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Sie wollte nach etwas greifen und sich irgendwo festhalten, zum Beispiel an den zwei Schatten vor sich, die sie grob als Körper erkennen konnte, doch ihre Arme wollten sich nicht bewegen. Nichts wollte sich mehr bewegen. Damit sich der Körper dem Willen beugt, musste ein Wille vorhanden sein. Doch selbst wenn die Zwergin danach in sich selbst gesucht hätte: Er war verloren.
Die Hand an ihrem Gesicht schien das nicht zu verstehen. Sie begann an ihr zu ziehen und ihren Oberkörper aufzurichten. Vielleicht war es Kíli ... er war ihr schließlich seit jeher ein wenig schwer von Begriff vorgekommen. Nur schwerfällig schloss sich ihre Zunge um die Wörter. Das ihre Stimme ihren Körper verließ war ein Kraftakt ungeahnten Ausmaßes, doch trotz Anstrengung drang sie nur kaum bis an ihre Ohren vor. "I reniad nín ne môr, nuithannen²...Ú-reniathachi³...!"


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² "I reniad nín ne môr, nuithannen." (sindarin) = Die Reise endete in Dunkelheit.
³ "Ú-reniathachi" (sindarin) = Ich werde nicht mehr wandern.
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BeitragThema: Re: 001 - In Beorns Haus    001 - In Beorns Haus  EmptyMo 03 März 2014, 12:00

Alarmiert starrte Morwe zu Nîn hinüber. Der dunkelhaarige Zwerg schien endlich eingesehen zu haben, dass es keine gute Idee war die Zwergin in eine aufrechte Position zu bugsieren und ließ resignierend von seinem Vorhaben ab.
„Was? Nîn?“, er schüttelte sie sachte an der Schulter. „Was soll das heißen?“
Mit nur zwei Schritten war Morwe bei ihr und drückte die beiden jüngeren Zwerge beiseite.
„He!“, protestierte der Dunkelhaarige und packte ihm beim Arm, doch Morwe entwand sich bestimmend seinem Griff.
Nîn drehte ihr Gesicht und presste sich tiefer ins Heu, als hoffte sie, so ihrer Umgebung entkommen zu können. Erst jetzt, da Morwe unmittelbar vor ihr stand, wurde ihm bewusst, wie hager und ausgemergelt sie aussah. Die Haut der Zwergin wirkte wie mit Asche bemalt, die einzige Farbe konzentrierte sich auf den Bereich um ihre eingefallenen Augen. Selbst ihre Lippen schienen bleich, obwohl ein bläulicher Ton wie ihn manchmal Menschen aufwiesen, die zu lange im kalten Wasser ausharrten, sich in ihnen ausgebreitet hatte.
Geräuschlos ging Morwe vor der Zwergin in die Hocke und strich ihr behutsam über die Wange. „Ci nimp athan an aur ir gîn minui idiren. Gîn úedhraithannen an gîn fired ta fair. Tolo dan nan guil, mellonen.1


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1 "Ci nimp athan an aur ir gîn minui idiren." (sindarin) - Du bist (noch) blasser als an dem Tag, da ich dich zuerst/ zum ersten Mal sah.
"Gîn úedhraithannen an gîn fired ta fair." (sindarin) - Ich habe dich nicht gerettet, um dich so früh sterben zu sehen.
"Tolo dan nan guil, mellonen." (sindarin) - Komm zurück ins Leben, mein Freund.
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