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Wir haben schon so viele Zusatzgeschichten und Informationen zusammen gesammelt und noch immer keinen Namen für die eigentliche Hauptgeschichte. . . so geht das doch nicht. . . müssen wir mal ändern. . .
 
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 Wen die Valar lieben...

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Lenz

Lenz


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Wen die Valar lieben... Empty
BeitragThema: Wen die Valar lieben...   Wen die Valar lieben... EmptyMo 27 Mai 2013, 17:29


Ich brauch nen besseren Titel...narf >_>



„Sie werden versuchen sich mit den Grauen zu verbünden und uns in den Rücken fallen.“
„Nicht wenn wir ihre Boten behindern können.“
Morwe horchte auf. Doch bevor er die Urheber jener Worte ausfindig machen konnte, waren die beiden Elben im Strom der Menge verschwunden, die sich aus dem Sitzungssaal ergoss.
Die Stimmung war angespannt und er bemerkte viele gereizt wirkende Gesichter. Es wurde getuschelt, bedeutungsschwere Blicke wurden ausgetauscht, unauffällige Handzeichen gegeben. Zwischen all den Leibern wussten wohl allein diejenigen, für die die Nachrichten bestimmt waren, was mit ihnen gemeint war.
Rasch und darauf bedacht keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, schlängelte Morwe sich durch die Menge hindurch. Vor den mächtigen Eichenportalen staute sich die Masse, was ihn dazu veranlasste innezuhalten. Er senkte den Kopf, um sein Gesicht zu verbergen.
Der Sitzungssaal war zwar mit einer Holztäfelung verkleidet, doch durch die Obergaden fiel grelles Licht in die Halle, das sich auf den blank polierten fein geschnitzten Möbeln spiegelte. Die Mitte des Raumes wurde durch einen breiten und sehr langen Tisch beherrscht, an dem mehr als hundert Stühle Platz hatten. Wandteppiche schmückten die Wände. Kunstvolle Muster zierten sie und Szenen von Schlachten und zu allen Seiten thronten Wappen an Säulen und Pilastern, ja sie waren sogar in das Pflanzenornament des Spitzbogengewölbes hoch über ihnen eingeflochten.
Einmal alle zehn Sonnenumläufe versammelten sich die wichtigsten Vertreter des Hauses Arasilmë, um über politischen Ereignisse zu diskutieren und über mögliche Schachzüge und Verfahrensweisen zu verhandeln. Aus den verschiedensten Generationen wurden Vertreter geschickt, manche wurden von ihren Angehörigen gewählt, bei anderen entschied allein das Altersprinzip. Jede Familie hatte ihre mehr oder weniger geheimen Bündnisse und sympathisierte in diesem politischen Netzwerk mit der einen oder anderen Partei. Wenn es nicht gerade ein konkretes gemeinsames Ziel oder noch besser: einen gemeinsamen Feind gab, endeten die Tagungen in wüstem Durcheinander, Streit und unter Umständen führten sie zu handgreiflichen Auseinandersetzungen und Duellen.
Morwe kniff die Augen zusammen. Ihm war schwindelig und in seinem langen Gewand staute sich die Hitze. Als er sich jedoch mit den Fingern die schmerzende Stirn massierte, fiel ihm auf, dass seine Finger eiskalt waren. Er schluckte. Auf seinem Rücken breitete sich ein unangenehmes Prickeln bis in seine Glieder aus. Erst jetzt bemerkte er wie Kälte ihm die Beine hochkroch. Seine Füße fühlten sich taub an. Er hätte vorgestern Morgen doch die volle Dosis zu sich nehmen sollen..., dachte er wehmütig und starrte zwischen dem Gewirr aus Köpfen und Hälsen nach dem Ausgang.
Dieses stockende Gehen machte ihn nervös.
Morwes Kiefermuskulatur krampfte sich zusammen. In seinen Handflächen begann es zu pochen, erst nur unmerklich schwoll es rasch zu einem Klopfen an, das an seinen Nerven zehrte. Er verspürte den Wunsch die Gestalten vor sich einfach zur Seite zu stoßen oder sie umzurennen, um der stickigen Enge zu entkommen.
Endlich passierte er das Eichentor und presste sich an der linken Flügeltür vorbei die marmorne Treppe hinab.
Das Gewölbe, das auf den Saal folgte, wirkte im Kontrast zu diesem dunkel und beinahe winzig, obwohl viele Elben hier Platz hatten. Es beschrieb in seiner Form ein Oktogon und an jeder seiner Seiten führten Gänge in angrenzende Teile des Anwesens. Von weit oben im Gebälk fielen dünne Lichtstrahlen hinab, die den Boden aber nicht erreichten. Sie verloren sich in den Wandbehängen und Malereien. Die einzigen hellen Punkte bildeten die Säulen, welche sich fast knochenartig aus dem Boden wanden und zum Dach hinauf strebten.
Mit einer einzigen fließenden Bewegung duckte sich Morwe unter dem gewundenen Geländer hindurch. An einem Pfeiler vorbei und hinein in die Dunkelheit des Hallenumgangs. Er hatte es geschafft, endlich! Doch gerade, als er durch den nächstbesten Tunnel verschwinden wollte, rief eine Stimme hinter ihm: „Morwe Armírëion!“
Seine Beine erstarrten prompt. Still in sich hinein fluchend wandte er sich um und erkannte die Gestalt seines Großvaters Elothlond, der mit zügigen Schritten zu ihm aufschloss.
Das wehende blaue Gewand kaschierte seinen hageren Körper und hob die fast blasse Haut noch deutlicher hervor. Seine knochigen Finger hatte er fest um den Griff seines Gehstocks gepresst. Jeder Aufprall hallte gellend von den Wänden wider und hämmerte sich in Morwes Ohren. Elothlond bedachte ihn mit einem unnachgiebigen Blick. Er deutete in Richtung des leeren Ganges. „Auf ein Wort.“
Mit einem bitteren Gefühl im Hals folgte Morwe ihm. Er wusste nie, was ihn erwartete, wenn sein Großvater ihn bei Seite nahm, seine Stimme war emotionslos und unergründlich. In ihr spiegelte sich sein ganzes Wesen. Seine Gefühle und Gedanken zu erraten schien unmöglich. Eine Aura von Weltkenntnis und Strenge umhüllte ihn wie ein Mantel und trotz seiner ausgemergelten Statur versprühte er unverhohlene Autorität.
Nicht wenige behaupteten, dass Morwe und sein Bruder, was ihre Erscheinung betraf, auf ihren Großvater kamen. Das gleiche dünne Gesicht mit den dichten dunklen Brauen, das schwarze Haar und die schmalen Lippen. Wenn auch das Haupt ihres Großvaters inzwischen von silbernen Strähnen durchzogen war.
Schweigend durchquerten sie den schwach erleuchteten Gang. Die Stimmen aus der Halle erstarben und Stille legte sich über sie, allein ihre Schritte und das unablässige Klopfen des Gehstocks erschallten. Sie folgten einer Treppenflucht hinunter und gelangten in einen dreischiffigen unterirdischen Raum, der von Fackeln in orangenes Licht getaucht wurde. Durch eine Tür zu ihrer Rechten betraten sie eine kleine Kammer.
Es roch nach Moder und altem Pergament. Bücherschränke und Pulte mit Schreibutensilien drängten sich an den Wänden, die mit verschnörkelten Tiermotiven bemalt waren. Ein einziger Leuchter hing von der niedrigen Decke, die wohl ebenfalls einmal farblich verziert gewesen sein mochte, doch nun waren nur noch einzelne bunte, aber blasse Flecken auf ihr zu sehen. Morwe kam der Gedanke, dass er hier nicht arbeiten wollte. Wenn jeder der Tische besetzt war, boten die Stühle kaum mehr genug Platz zwischen ihnen hindurch zu gelangen, von der Möglichkeit der Schreiber zu atmen einmal ganz abgesehen.
Elothlond zog sich zielsicher die einzige annähernd bequem aussehende Sitzgelegenheit aus einer Ecke hervor und ließ sich auf ihr nieder. Sein Atem ging in flachen Zügen. Den Stock lehnte er neben sich und streckte das linke Bein aus, derweil er sich das Knie rieb.
War das Schmerz, der kurz in seinen Augen aufgeflackerte?
Fahrig tastete Morwe über die Fläche eines zerkratzten Holztisches. Sie waren in einer kleinen abgeschotteten Kammer ohne Fenster, die offenbar unterirdisch lag, was nichts Gutes bedeutete. Gleichsam grenzte sie aber an diesen kryptaartigen Raum, der definitiv ein nicht unerhebliches Echo produzieren mochte. Womit wenigstens die Möglichkeit, dass er gleich angeschrien wurde, entfiel.
Wie beruhigend...
Sein Großvater seufzte mit einem Mal. Bernsteinfarbene Augen bohrten sich in die Morwes, der den Blick beharrlich erwiderte.
Er konnte fast körperlich spüren wie sich das Schweigen zwischen ihnen auflud, bis es schließlich den gesamten kleinen Raum mit einer drückenden Atmosphäre erfüllte.
„Was wollt Ihr von mir?“, knirschte Morwe schließlich, mit mehr Zorn in der Stimme, als er beabsichtigt hatte.
Elothlonds Augen blitzen.
„Während der Sitzung versäumst du es mit Nachdruck unsere Interessen zu vertreten und hier zögerst du nicht, mir deinen Ärger entgegenzubringen?“, er atmete geräuschvoll aus. Seine Kiefermuskulatur spannte sich kaum merklich. „Ich werde nicht klug aus dir Morwe. Wo war deine Entschiedenheit, als wir sie gebraucht haben?“
Deswegen also hatte er ihn zur Seite genommen.
Morwe rieb sich die Stirn. Er hatte genug von Politik, Streitereien und davon sich für jedes seiner Worte rechtfertigen zu müssen. Und nun stand er hier und durfte sich auch noch für das rechtfertigen, was er nicht gesagt hatte.
„Ich habe unseren Standpunkt klar definiert und bin von ihm nicht abgewichen.“ Selbst in seinen eigenen Ohren klang dieser Satz schwach, wie eine Phrase, die er einfach herunterleierte. ...Was durchaus der Wahrheit entsprach. Aber eben das hatte er eigentlich nicht offensichtlich machen wollen.
Ein Knall erfüllte die Luft, als sein Großvater mit der flachen Hand auf die Armlehne schlug.
„Nenne mir einen Krieg, der je durch Verteidigung gewonnen wurde! Indem du nur reagierst, tust du nichts zu unserer Sache! Ich habe nicht einmal gesehen, dass du versucht hättest unsere Linie aktiv zu vertreten!“
Womöglich, weil ich es eben auch nicht versucht habe..., dachte Morwe grimmig. Sein Blick huschte hektisch über den steinernen Boden.
Die Wahrheit, warum er während dieser Tagung passiv und verteidigend geblieben war, war eigentlich eine ganz einfache, allerdings für ihn mit nicht unerheblichen negativen Konsequenzen verbunden. Vor allem, da er den größten Teil seines Lebens damit verbracht hatte, sie zu überspielen. Morwe hatte in seiner Jugend rasch lernen müssen, dass es ihm nicht gut tat anderer Meinung als seine Familie zu sein. Besonders dann, wenn es um Themen und Ansichten ging, welche seit jeher fester Bestandteil des Moralkorsetts seines Hauses gewesen waren. Sie in Zweifel zu ziehen hatte ihm genug Strafen eingehandelt und er hatte sich letztlich damit zufriedengegeben seine eigenen Gedanken zu hegen, sie aber nicht auszusprechen. Er tat, was von ihm verlangt wurde und vertrat dann die Doktrin seiner Sippe, wenn er es tatsächlich musste. Das machte ihn zu einem Heuchler. Und Morwe schämte sich für jede Unehrlichkeit, die seinen Mund verließ. Doch... den Mut sich zu bekennen, besaß er nicht.
Er schluckte den Kloß in seinem Hals mühsam hinunter und legte sich die richtigen Worte zurecht.
„Es ist auch nicht einfach dies zu tun, wenn Alagos sich bestens darauf versteht seinen Gegenrednern die Worte im Mund umzudrehen! Ich habe seiner Rednerkunst kaum etwas entgegenzusetzen, er verfügt über Erfahrung, an der es mir mangelt. Es ist besser sich zurückzuhalten, wenn der Gegner übermächtig ist, als sich um Kopf und Kragen zu reden.“
„Wenn du genau weißt, welche Gegner du vor dir hast und die Konfrontation absehen kannst, wäre es klüger sich darauf vorzubereiten! Ich sehe nicht, dass du dies in den letzten Sonnenläufen getan hättest!“, entgegnete Elothlond prompt. Die eisige Strenge, mit der er sprach, versetzte Morwe eine Gänsehaut, doch er gab nicht nach.
„Wie sollte ich, wenn ich all mein Tun darauf verwenden muss unser Reich zu schützen?! Meine Stellung innerhalb der Wache erlaubt es mir nicht Zeit zu finden, mich durch alte Wälzer über Redekunst und Politik zu wühlen!“
„Ist das so?“ Sein Großvater fixierte ihn eisern und seine dürren Finger trommelten beherrscht über das Holz. „Ich habe anderes gehört. Nämlich, dass du sehr wohl Zeit findest auszureiten und dich in den Wäldern herumzutreiben.“, und er setzte mit einem unergründlichen Unterton hinzu: „...was auch immer du dort tun magst.“
Morwes Glieder erstarrten jäh. Kaltes Unbehagen kroch ihm den Nacken empor und Taubheit breitete sich in seinen Händen aus.
„Ich habe nicht vor, Euch darin einzuweihen.“, presste er bebend und mit unterdrücktem Zorn hervor. Gewiss, es ist mir eine Freude im Wald herumzukriechen, um nach Caranlhûth zu graben..., schoss es ihm durch den Kopf. Dem Gedanken jagten dutzende nach, die er seinem Großvater am liebsten allesamt in das hohlwangige Gesicht gespien hätte.
Natürlich, er ritt zum Vergnügen aus, weil er nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste! Er vernachlässigte seine Pflichten aus reiner Müßigkeit!
Hitze stieg in seiner Brust auf. Sein Herz pochte, Blut rauschte ihm in den Ohren. Er kämpfte gegen die blinde Wut an, die sich seiner bemächtigen wollte und wusste doch, dass er dies nicht gänzlich vor seinem Gegenüber verbergen konnte.
Vielleicht kam es ihm nur so vor, doch Elothlond vermied es plötzlich ihm direkt in die Augen zu sehen. Fürchtete er Morwe damit zu provozieren? Machte er tatsächlich den Eindruck, er würde gleich vollends die Beherrschung verlieren? Aber der Blick, mit dem sein Großvater ihn musterte, war so eindringlich, so einschneidend, dass Morwe froh war ihn nicht erwidern zu müssen.
„Was es auch ist, das du mir nicht sagen magst: Ich sehe, was es mit dir macht, Morwe.“
Der so unvermittelt sanfte Tonfall ließ ihn stutzen. Sorge und Mitleid erfüllten die Stimme seines Großvaters, der in seinem Stuhl förmlich zusammengesunken schien. Hinter der harten Fassade kam ein unvermutet ermattetes und betroffenes Antlitz zum Vorschein.
„Ich glaubte dich gut zu kennen, doch...seit einer Weile fallen mir Gebaren an dir auf, die mir fremd sind und dir nicht gut zu Gesicht stehen. Ich beobachte wie du dich zurückziehst. Du bist abweisend, kalt gegen deinen Bruder, du sonderst dich ab, bist mitunter launisch und sogar unberechenbar.“
Morwes Augen wurden schmal bei diesen Worten. Das Pochen in seinem Kopf schwoll an.
Sein Großvater fuhr fort: „Mir kam zu Ohren, du würdest nachts durch Imladris wandern anstelle zu ruhen, dass du manchmal nachlässig, ja geradezu zerstreut seist. All die Zeit warst du stets zuverlässig und pflichtgetreu und nun muss ich immer öfter hören, du würdest dich seltsam verhalten und dich nicht immer unter Kontrolle haben. Dass du junge Rekruten in Übungskämpfen verletzt hättest und auch deine eigene Sicherheit in Gefahr brächtest!“
Wellengleich türmten sich in rasender Geschwindigkeit Gefühle in Morwes Brust auf, nur um im nächsten Moment wild ineinander zu stürzen und ein Chaos aus Emotionen in ihm zurückzulassen. Seine Gesichtsmuskeln zuckten. Vor seinem inneren Auge tauchte sich alles in Rot. In tiefes, blutiges Rot.
Was wusste sein verdammter Großvater denn schon von ihm?! Er könnte ihm hier und jetzt endlich alles, seinen Groll gegen seine Abstammung, gegen seine verfluchte blinde einfältige und engstirnige Verwandtschaft, seinen tausendmal verdammten Bruder, entgegenbrüllen!! Seine Hilflosigkeit, die ihn krank machte, dass er inzwischen seit über fünf Jahrzehnten von dieser elenden Substanz abhängig war, die ihn immer mehr zum Krüppel werden ließ!! Aber-....Sein Bruder... Ja, genau...Dieser unschöne Fleck in seiner Leidensgeschichte, der Grund, warum es überhaupt so weit mit ihm gekommen war, der Grund, weshalb er sich nun Tag um Tag ein Stück mehr an dieses Gift verlor...! Ein versuchtes Attentat auf einen Verwandten war genug, um in die Verbannung geschickt zu werden, ja vielleicht sogar, um mit dem Tode bestraft zu werden, wenn es nach den Gesetzen seines Hauses ging.
Wie als hätte der Gedanke an jene Substanz seinen Körper aufmerksam werden lassen, meldete sich mit einem Mal ein Stechen in seiner Wirbelsäule. Schmerzen, die einem Anfall vorausgingen, wie Morwe nur allzu gut wusste. Angst mischte sich mit hilfloser Wut und der Zorn brannte in ihm wie Feuer. Seine Gefühle überschlugen sich.
„So ist das? Du spionierst mir nach?!“, brachte er endlich zischend hervor. „Du setzt deine Spitzel auf mich an, weil ich nicht nach deinen Wünschen bin?!!“ Morwe hörte wie er brüllte, spürte wie seine Hände sich zu Fäusten verkrampften, aber er konnte nichts tun, um sich aufzuhalten. „Wer behauptet all das über mich?! Wer?!! Sei so gut, verrate mir ihre Namen, damit ich sie-!!“
„ES REICHT!“ Donnernd hallte Elothlonds Stimme von den Wänden wider. Er war aufgesprungen und hatte mit seinem Gehstock auf den Boden geschlagen.
Schwindel befiel Morwe unwillkürlich. Er taumelte gegen einen der Stühle und klammerte sich mit der Rechten an dessen Lehne fest. Hatte er das gerade wahrhaftig gesagt? Ihm wurde übel. Wie konnte er es soweit kommen lassen und so völlig seinen Verstand verlieren?! Wie konnte er so von Sinnen sein und sich wie Rasender verhalten?!
Er wollte seinen Großvater um Verzeihung bitten, doch statt Worten stieg ihm eine gallige schaumige Flüssigkeit in den Mund und er kämpfte gegen das Bedürfnis an sich zu übergeben. Würgend stützte er sich auf den Stuhl, denn für einen Sekundenbruchteil wurde ihm schwarz vor Augen. Sein Geist war wie im Nebel. Kalter Schweiß brach ihm im Rücken aus und das nervenaufreibende Ziehen und Stechen in seiner Wirbelsäule strahlte bis in sein Becken und in die Schulterblätter.
Morwes Lippen bewegten sich, aber kein Laut drang zwischen ihnen hervor. Durch seinen Körper tobte eine unerklärliche Aggression, die ihn am liebsten alles um ihn herum hätte in Stücke schlagen lassen. Er fühlte sich wie ein Besessener.
Und wahrscheinlich war das auch genau der Eindruck, den er bei anderen, die ihn früher gekannt hatten, hinterließ. Sie mussten meinen, er sei dem Wahnsinn verfallen. Morwe konnte sich nicht überwinden aufzublicken. Stattdessen kniff er die Augen zusammen wie um die Wirklichkeit damit verbannen zu können. Aber er vermochte es nicht. Sie war unnachgiebig. Unbarmherzig und endgültig.
Schritte drangen in sein Bewusstsein.
Die Stimme seines Großvaters war ganz nah, als er sprach: „Ich kenne diesen Zorn an dir nicht, Morwe. Und noch weniger verstehe ich, warum er so entsetzliche Macht über dich hat.“ Eine warme Hand legte sich plötzlich behutsam auf seine Brust, genau über seinem Herzen. Verdutzt schaute Morwe auf. Elothlonds Gesicht war ganz nah dem seinen und es war von aufrichtiger Sorge überschattet.
„Was verbirgst du, das dich so zerstört?“
In diesen Worten lag mehr Kummer und Bestürzung, als Morwe ertragen konnte. Er wusste nicht wie lange es her war, dass ihn eine solche Verzweiflung übermannt hatte und er den Tränen nahe war. Doch sie kamen nicht. Ihm schmerzten die Augen und sein Gesicht verzog sich, aber die Pein ließ nicht nach. Als wenn er innerlich ausgetrocknet wäre. Er wollte schreien. Seine Hand bewegte sich zögerlich, um nach der seines Großvaters zu greifen, aber sie erstarrte in der Luft. Er wusste nicht weshalb, aber er konnte es nicht tun. Seine Kraft verließ ihn. Morwe schaute zu Boden und schüttelte nur matt den Kopf.
Er hörte Elothlond seufzen. Dieser tat schließlich einen Schritt auf ihn zu und umfasste mit beiden Händen Morwes Gesicht.
Völlig perplex erstarrte er und seine Augen weiteten sich. Wärme drang in seine Haut. Er konnte den Herzschlag seines Großvaters in dessen Fingern spüren. Als würde etwas aus seinen Händen in Morwe hinein strömen, wurde er ruhiger, die Wogen in ihm glätteten sich. War das Magie? Sein eigener Puls verlangsamte sich und glich sich wahrhaftig dem Herzschlag seines Großvaters an...! Morwe war so entgeistert, dass er aufblickte.
Elothlond lächelte nachsichtig und fuhr mit den Daumen über seine Wangenknochen. Schließlich sprach er: „Es obliegt mir nicht, dich zu zwingen dich mir anzuvertrauen. Aber ich will, dass du dich erinnerst: Was es auch sein mag, komm damit zu mir, bevor etwas geschieht, das nicht wieder gutzumachen ist!“ Er gab ihm einen sanften Ruck. „Hörst du?
Immer noch wie versteinert starrte Morwe ihn an. Dann öffnete er den Mund und für einen Moment lagen ihm die Worte auf den Lippen Es ist schon zu spät..., er sagte dann aber: „Ja.... ich werde daran denken...“
Sein Großvater bedachte ihn mit einem nachdenklichen ernsten Blick, als wenn er etwas ahnen würde. Er ließ dann aber von ihm ab und schritt schweigend zu seinem Stuhl zurück, aber ohne sich wieder zu setzen.
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
Morwe wunderte sich wie lange es her war, dass sein Großvater sich so geöffnet hatte. Er war für gewöhnlich ein Mann des Denkens, weniger des Fühlens und nur die Wenigsten wussten von dieser weichen Seite, die er wohl verbarg. Sie zu erfahren glich fast einem Wunder. Wie viel Sorge musste er Elothlond bereiten, wenn dieser so aus sich heraus ging? Und er fragte sich gleichsam wie viel er ihm bedeuten mochte, wenn er derart über seinen Schatten sprang... Dabei war sich Morwe sicher gewesen, Elothlond habe allein Elûdin in sein Herz geschlossen. Seinen Bruder, der ihn nach den Werten ihres Hauses in allen Dingen überragte, abgesehen von seinem Alter. Er hatte ihn Morwe doch immer vorgezogen... oder? Auf einmal war diese Einsicht ins Wanken geraten und ihren Platz nahm statt einer anderen scheinbaren Gewissheit die bohrende Frage ein: Was verbarg sein Großvater noch hinter seiner Fassade?
Schmerz in seinem Brustkorb ließ Morwes Gedanken jäh ersterben und er biss sich auf die Lippe. Elothlond stand von ihm abgewandt und auf seinen Stock gestützt und sah es zum Glück nicht.
„Wie dem auch sei...“ murmelte er leise und seine Stimme klang, als würde er seinen Geist aus anderen Gedanken ins Hier und Jetzt zurückzwingen müssen.
Eine Pause trat ein. Morwe wartete bis sein Großvater fortfuhr.
„Zumindest ist es kein Mangel an Mut, der dich hindert für unsere Anliegen zu kämpfen...“, er drehte sich um.
„Sage mir, woran scheitert es? Was ist es dann?“
Obwohl er die Antwort sehr genau wusste, schwieg Morwe.
Elothlond musterte ihn aus müden Augen heraus. „Ich frage mich manchmal, ob du tatsächlich hinter unserer Familie stehst...“
„Wollt Ihr mir etwa Untreue vorwerfen?“, brummte Morwe und er fühlte seinen Ärger zurückkehren. „Ich stehe zu unserer Familie und das solltet Ihr auch wissen. Habe ich unseren Namen je entehrt? Habe ich das?!“
„Du brauchst nicht zu schreien, Morwe, ich will dir nichts Böses. Ich möchte dich lediglich verstehen.“, sein Großvater hob beschwichtigend eine Hand und ließ sich wieder auf seinem Stuhl nieder.
Erneut trat Schweigen ein.
Das waren hübsche Worte, dachte Morwe bitter, aber er konnte ihnen keinen Glauben schenken, obwohl er ihnen gerne vertrauen würde. So sehr ihn seine Familie lieben mochte, letztlich würden die meisten nur so weit bereit sein ihn zu verstehen, wie er mit ihren Ansichten sympathisierte und ihnen seine Gedanken genehm waren. Würde sein Großvater ihm wirklich Verständnis entgegenbringen, wenn er die Wahrheit sagte? Nein, wohl kaum...
Elothlond fuhr langsam fort, seine Worte abwägend.
„Um ganz ehrlich mit dir zu sprechen..., ich vermisse, dass du Farbe bekennst, Morwe.“
Bevor Morwe wusste, wie ihm geschah, entfuhr ihm: „Ihr meint wohl Ihr vermisst, dass ich mich zu der Farbe bekenne, die Ihr gerne an mir sehen würdet!“ Er erschrak. Am liebsten hätte er seine Hände über den Mund geschlagen oder noch besser vor seinen verdammten dummen und unbedachten Kopf! Was hatte er da nur von sich gegeben?! Morwe hätte sich schlagen können vor Wut.
Erwartungsvoll hob Elothlond eine Braue. „Sprich nur weiter. Willst du mir damit sagen, du hast andere Ansichten als du vorgibst mir uns zu teilen?“
Er konnte im Gesicht seines Großvaters nicht lesen, ob dieser wütend war oder nicht, oder ob er tatsächlich hören wollte, was Morwe ihm vielleicht zu sagen hatte. Wenn er die Wahrheit sagte, wie würde Elothlond reagieren? Das war etwas, was er nicht im Mindesten absehen konnte. Würde er ihn vor die Höchsten ihres Hauses schleppen, vor denen er sich dann verantworten musste? Würde er ihn bestrafen? Ihn verstoßen in bodenloser Enttäuschung?
Auf irgendeine Weise musste Morwe sich aus dieser Situation wieder herauswinden! Und zwar schnell! Fast fühlte er so etwas wie Bedauern bei diesem Gedanken. Er wollte sprechen und sich zu erkennen geben. Doch... Die Konsequenzen waren für ihn nicht einzuschätzen. Und seine Angst war zu groß, so sehr er sich auch schämte und einen Feigling hieß. ...Er wagte es nicht.
Vorsichtig begann Morwe: „Ihr missversteht mich. Was ich so ungeschickt formuliert habe, zielte darauf ab Euch zu sagen... Nun...“, er haderte mit sich. „Ich fühle, Ihr verlangt etwas von mir, was ich nicht einhalten kann. Ihr sagt, als Ältester liegt es an mir unsere Familie zu vertreten. Aber ich fürchte, ich bin für diese politischen Angelegenheiten wenig geeignet...“
Elothlonds Blick war vollkommen unergründlich. „Es spielt keine Rolle, was du glaubst oder befürchtest. Danach fragen unsere Widersacher nicht. Ohne einen triftigen Grund kann ich dich nicht von deiner Position entbinden und ich sehe auch nicht ein, weshalb ich dies tun sollte.“
Er beugte sich vor und bedachte Morwe mit einem strengen Blick.
„Du bist der Erstgeborene meines ersten Sohnes und da Armírë nicht mehr auf dieser Welt weilt, ist es an dir seinen Platz einzunehmen. Es ist gleich, was diese Rolle von dir abverlangt, wenn du zu uns stehst, wirst du diese Bürde auf dich nehmen.“, seine Augen wurden hart.
„Du musst bereit sein Opfer zu bringen, Morwe.“
Und wenn ich diese Opfer nicht bringen will? dachte er trotzig. In seinem Rücken setze das Stechen wieder ein und schlimmer als zuvor, dass Morwe die Beine zu zittern begannen. Es fühlte sich an, als würden lange drahtige Finger sich um seine Wirbelsäule legen und an ihr kratzen und zerren. Als presste ihm jemand Nägel zwischen die einzelnen Wirbel. Alles, was er noch denken konnte, war: Ich muss hier weg...!
Es musste ihm gelingen, dieses Gespräch schleunigst zu beenden oder es dauerte nicht mehr lange und er würde vor den Augen seines Großvaters zusammenbrechen. Er musste verschwinden und zwar schnell.
„Ich weiß Ihr habt Recht...“, Morwe füllte so viel Bedauern in seine Stimme, wie er unter Schmerzen aufbringen konnte und bemühte sich fügsam zu klingen. „Bloß... Mir fällt es noch schwer diese Perspektive einzunehmen. Auch wenn es nicht erst jüngst geschehen ist... ich kann immer noch nicht ganz mit dem Tod meines Vaters abfinden....“
Er nahm Haltung an. „Aber ich werde darüber nachdenken, was Ihr mir gesagt habt. Erlaubt mir bitte jetzt zu gehen. Elûdin erwartet mich bei den Ställen, denn wir reiten heute noch nach Imladris zurück.“
Heuchler..., wisperte eine Stimme in seinem Hinterkopf und Morwe kämpfte das Bedürfnis nieder seinen Kopf gegen irgendetwas hartes und massives zu stoßen. Er hatte nicht gelogen, versuchte er sich zu trösten. Er log nie. Aber auch nur, weil er es nicht konnte. Seine Ohren und Wagen besaßen die lästige Eigenschaft sich in Sekundenbruchteilen scharlachrot zu färben, wenn er es auch nur mit einer kleinen Notlüge versuchte. Das Einzige, was ihm also übrig blieb, war seine Emotionen und Gedanken so zu formulieren, dass sie viel Raum für Interpretationen boten oder heillos übertrieben waren. Oder indem er gewisse Dinge einfach unterschlug.
Morwes Herz begann unwillkürlich zu flattern. Er schluckte und sein Unbehagen schien offensichtlich zu sein, denn Elothlond atmete geräuschvoll aus und nickte langsam.
„Nun gut, ich will es für nun dabei belassen. Ich werde in einigen Monden ebenfalls nach Imladris kommen und dann mögen wir Zeit finden diese Unterhaltung fortzuführen.“
Diese Aussicht begeisterte ihn nicht unbedingt, doch er nickte.
„Ich will noch einen Moment verweilen und denken...“, sein Großvater klang ermattet. „Lass deinen Bruder nicht warten, geh nur.“ Damit entließ er Morwe, der sich verbeugte und zügig die Kammer verließ.
Er war sich bewusst, dass es Elothlond nicht gut zu gehen schien. Seine Kriegsverletzungen zehrten anscheinend mehr an seinen Kräften, als er zeigen wollte. Jedoch war Morwe selbst zu sehr in Bedrängnis, um dem Beachtung zu schenken.
Mit großen Schritten erklomm er die Treppe und als er sich sicher war, dass sein Großvater ihn nicht mehr hörte, sprintete er den leeren Korridor entlang.
Es war still geworden. Niemand kam ihm entgegen und Morwe mutmaßte, die meisten hatten sich nach der Versammlung draußen eingefunden, um die Frühlingssonne zu genießen. Wie in Trance fanden seine Beine zielsicher ihren Weg in den abgelegensten Bereich von diesem Teil des Anwesens.
Die Wände hier waren dunkel und durch lange, aber schmale Fensterchen mit rötlichem Glas fielen dünne Lichtstrahlen auf den schmucklosen Boden. Hier, im westlichsten Gebäudeteil befanden sich die Räumlichkeiten für weniger angesehene Schriftstücke und Literatur. Kaum einer kam hierher. Nur die Diener, die die Bibliotheksräume reinigten. Und ab und an verwirrten sich hierhin jene, die ungesehen und ungehört bleiben wollten. So wie er.
Morwe verschwand hinter der erstbesten Tür. Es war eine Kammer mit nur einem großen langgezogenen Fenster, von gelblicher Farbe und mehr als zehn Regalreihen. Sie verloren sich nach rechts ins Dunkel.
Er suchte sich einen Gang, der eher spärlich erhellt war und ließ sich an der hintersten Wand nieder. Es war so eng, dass die Bücherregale beinahe seine Schultern berührten.
Schwer atmend fingerte Morwe in seiner Robe nach dem Döschen, indem er die Samenkapseln aufbewahrte. Es waren noch fünf ganze und ein halbes Kügelchen darin.
Es war ein Fehler gewesen beim letzten Mal nur eine halbe zu sich zu nehmen. Von der kürzeren Wirkungszeit ganz abgesehen, hatte die veränderte Menge seinen Kreislauf aus dem Gleichgewicht gebracht. Morwe überlegte, ob es klug war eineinhalb Körner auf einmal zu schlucken. Der Schmerz raubte ihm alle Konzentration, er konnte keine Entscheidung finden. Ob es gut war oder nicht würde sich wohl erst im Nachhinein herausstellen. Und so griff er mit zitternden Fingern nach einem und dem halben Körnchen und würgte sie hinunter.
Allein der bittere Geschmack auf seiner Zunge ließ ihn ruhiger werden. Es war gleich vorbei, sagte er sich. Nur Geduld.
Schon nach wenigen Augenblicken wurde ihm warm. Die Spannung in seinen Muskeln nahm ab und das Stechen wurde dumpfer. Aber es wurde nicht weniger.
Morwe lehnte seinen Hinterkopf an die kalte Wand. Im Raum war es dunkler geworden. Sein Körper schien die angenehme Kühle, die aus dem Boden kroch, anzunehmen, denn er fühlte nach einigen Minuten keinen Unterschied mehr zwischen den Marmorfliesen und seinen Beinen. Auch sein Oberkörper wurde kühl und er hatte das Gefühl als würde sich seine Gestalt auflösen. Träge öffnete Morwe die Augen und sah an sich hinab. Durch tanzende graue Flecken hindurch erkannte er seinen Körper, der schlaff an der Wand lehnte. Wann hatte er seine Augen eigentlich geschlossen...? Er wollte sich einen Ruck geben. Dadurch rutschte er aber nur zur Seite, stieß an das Regal und glitt neben ihm zu Boden. Als sein Kopf hart auf dem Gestein aufschlug, fühlte Morwe nichts.
Überall wirbelten neblige Punkte durch seine Sicht.
Wie Schneeflocken..., dachte er und lächelte. Jedoch nur innerlich. Sein Gesicht war zu einer steifen Maske erstarrt.
Dann sah und hörte er nichts mehr.
Ihn verschluckte Dunkelheit.
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BeitragThema: Re: Wen die Valar lieben...   Wen die Valar lieben... EmptyDo 11 Jul 2013, 21:01

Als Morwe wieder zu sich kam, fehlte ihm jedes Orts- oder Zeitgefühl. Wo war er? Wie war er hierhin gekommen?
Gedämpftes orangerotes Licht spiegelte sich auf dem dunklen Marmorboden, auf dem er lag. Um ihn herum streckten sich Bücherregale in die Höhe. Der Gang zwischen den Regalen, in dem er sich befand, war eng und weckte ein flaues Gefühl in Morwes Brust. Er versuchte den Kopf zu drehen, um zu sehen, wo die Bücherreihen endeten, aber nur seine Augen bewegten sich träge. Irgendwo über ihm befand sich die niedrige Decke. Vor sich lag ein zerknülltes Stoffbündel auf dem Boden, in dem irgendetwas steckte, was fast wie ein Körper aussah. Oder vielmehr wie ein paar langer Beine. Morwes Herz machte einen Satz. Und er erschrak gleich noch einmal. Sein Herz fühlte sich so weit von ihm entfernt an, fast als würde es in etwas Fremden und Tauben stecken, als wäre dieses Fleisch nicht sein Fleisch.
Eine Erkenntnis bahnte sich ihren Weg langsam und schmerzvoll durch seinen dumpfen Geist. Zögerlich folgte Morwe dem Stoffbündel mit den Augen, soweit es sein Sichtfeld zuließ und tatsächlich: Es führte genau zu ihm hinüber.
Das waren seine Beine, die da auf dem Boden lagen. Und es war sein Körper, der grotesk verdreht zwischen den Regalen kauerte...!
Angst krabbelte mit eisigen Stichen seinen Nacken empor wie ein übergroßes scheußliches Insekt. Morwe brach der Schweiß aus. Seine Haut im Gesicht wurde abwechselnd heiß und kalt, sie straffte und spannte sich, als würde sie immer enger werden. Das fahle drückende Gefühl, was er empfand erstarkte. Es legte sich mit klammen Fingern um seinen Hals und drückte zu. Er schnappte nach Luft, doch seine Atemmuskulatur war starr und regte sich nicht. Sein Brustkorb blieb vollkommen still. Das Rot an Wänden, Decke und Büchern schien immer schriller zu werden. Grell brannte es sich in Morwes Augen, drang in jede Pore seiner Haut, durch seine Knochen bis in seinem Kopf nichts mehr existierte als schreiendes blutrotes Flackern. Kläglich hämmerte sein Herz voller Panik. Blut rauschte ihm in den Ohren, der Strom erlahmte und das Pochen, das er hörte wurde zunehmend träger. Er brauchte Luft! Er musste Atmen! Bin ich nur erwacht, um meinem eigenen Tod beiwohnen zu können?, dachte Morwe bitter. Doch da war nichts, das er tun konnte. Kein Zucken, kein Zittern, kein Sich-Winden. Nicht einmal die Augen vermochte er zu schließen, um sich von der Endgültigkeit seines Schicksals zu verstecken. Um ihn herum zerfloss die Welt zu einem einzigen scharlachroten kreischenden Monstrum. Das waren seine stimmlosen Schreie, die er nicht freisetzen konnte, seine eigene jämmerliche geifernde Todesangst, die sich in allem, was er erblickte, spiegelte. Wieder erschienen gräuliche Flecken in seiner Sicht. Hektisch tanzten sie vor dem roten Vorhang umher. Immer schneller und schneller, bis sie so dicht waren, dass sich alles in Grau auflöste. Morwes Bewusstsein versank qualvoll in diesem Meer aus stahlfarbenen Schmerz. Es ist vorbei..., war das letzte, was er dachte und fühlte.


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Der Abschnitt ist echt mal inziwinzi.... naja, mehr ist leider nicht bei rum gekommen. Die Muse mag mich heute nicht Rolling Eyes 
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Lenz

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BeitragThema: Re: Wen die Valar lieben...   Wen die Valar lieben... EmptyMo 02 Sep 2013, 22:33

Finsternis. Tiefste Finsternis. Alles erdrückende Dunkelheit. Schwere vernichtende grenzenlose Schwärze. Ewige Nacht.
Morwe trieb durch ein sternloses All. Jeder Funke seines Seins schmerzte ihn, jede noch so träge Regung seiner Gedanken, jedes Wundern, jedes Sich-Fragen. Doch er war nicht tot. Denn wie konnte er tot sein, wenn er die Ketten spürte, die ihn noch an seinen Leib banden, der wie ein Gewicht weit unter ihm an ihm zog? Morwe versuchte in diesem Meer aus Schmerz einen Halt zu finden. Etwas, das diese entsetzliche Pein zu lindern vermochte. Aber da war nichts. Nichts. Nur weites endloses Nichts.
Lass es aufhören...
Seine eigenen Gedanken hallten seltsam verzerrt in seinem Bewusstsein wider. Sie schwollen zu einem Echo an, das in seinen Ohren brannte. Ein Stimmengewirr ergoss sich über ihn. Zitternde, ängstliche, zischende und fauchende Stimmen, Zetern, Schimpfen. Wie ein unheimlicher Geisterchor echoten sie durch seinen Kopf.
Was wollt ihr von mir?
Doch sie antworteten ihm nicht.
Wie Wellen wogten sie durcheinander, verschwammen zu unverständlichem Raunen. Dann wieder ein Zischen und der Singsang verstummte. Als die Stimmen wieder ansetzten, waren sie  immer noch verzerrt, doch konnte Morwe ihre einzelnen Klänge besser ausmachen. Sie formten sich zu etwas, was beinahe wie Worte klang. Wie sie nun stetig, wenn auch ohne festen Rhythmus nacheinander anklangen, schienen sie fast wie im Gespräch miteinander.
Auf einmal ging etwas wie ein Windstoß durch die Nacht um ihn. Glühende Hitze brandete gegen Morwes Geist. Ihm war, als hing er über einem Feuer, das ihm langsam und qualvoll die Haut versengte. Er wollte ihm entkommen, fliehen in die Schwärze, aber etwas zog ihn zurück. Gnadenlos riss ihn diese Kraft aus seiner Schwerelosigkeit, hinab in den lodernden Feuerschlund. Morwe schrie. Seine eigene Stimme erscholl kreischend in seinen Ohren, dass er es kaum aushielt. Immer tiefer sog es ihn hinab. Er glaubte vor Schmerz vergehen zu müssen. Die Dunkelheit riss auseinander. Flammen ergossen sich über ihn, setzen ihn in Brand. Vor seinen Augen flackerten Konturen durch den plötzlichen Lichtblitz, der ihn blendete. Wie vom Schlag eines Trolls wurde Morwes Geist in seinen Körper zurück geschmettert. Dann machte das Höllenfeuer jäher Kälte platz.
Eisiger toter Kälte.
An seiner rechten Schläfe konnte er die Rille im gefliesten Fußboden spüren. Durch den Marmor drang frostiger Atem in seine Haut. Morwes Sicht, erst noch dunstig und dunkel, wurde langsam wieder klarer. Und je mehr sie sich lichtete, umso weiter verebbte der Schmerz, der ihn umklammert hielt. Rötlicher Kerzenschein hüllte die Regale in diffuses Licht. Aber er konnte nichts scharf erkennen. Benommen nahm er die klebrige Flüssigkeit auf seiner Netzhaut wahr, die seinen Blick in Schlieren hüllte. Plötzlich scholl Gelächter durch das Pochen in seinen Ohren zu ihm hinunter. Es senkte sich zu einem unverständlichen Wispern und Tuscheln.
Irritiert stierte Morwe auf das Regal direkt vor sich. Es war eindeutig von dort und nicht aus seinem Kopf gekommen. Waren sie es, die ich gehört habe?
Irgendwo in den tauben Untiefen krampfte sich sein Herz unangenehm zusammen. Für einen Augenblick lauschte er verwundert dem gleichmäßigen, wenn auch sehr schnellen Schlägen. Auch wenn das monotone Pochen viel zu hektisch war und sein Herz  zwischendurch Sprünge machte, es war eine eindeutige Botschaft: Er lebte noch.
Morwe hätte gelacht, hätte er Kontrolle über seine Muskeln gehabt. Wenigstens glaubte er seine Mundwinkel zucken zu fühlen, was ihn zusätzlich erleichterte. Ich lebe...! Aber da war ein seltsamer Beigeschmack im Spüren seines Gesichts. Die Luft, die er ausatmete, schien nur Teile seiner Haut zu streifen. Er versuchte einmal statt durch die Nase durch den Mund zu atmen und erkannte, was mit ihm nicht stimmte. Zähe, teilweise schon getrocknete Flüssigkeit verklebte seinen Rachen, die Lippen und sogar seine rechte Wange. Morwe schaute an sich hinab. Im Kerzenschein sah er nur wenig, doch er bemerkte die reflektierende Pfütze am Boden. Hatte sein Körper versucht den Wirkstoff aus der Samenkapsel wieder auszuspeien? Ich sollte den Valar dafür danken, dass sie mich nicht an meinem eigenen Erbrochenen ersticken ließen... Aber auch nur, wenn ich mich je wieder bewegen kann.
Doch ihm blieb keine Zeit sich weiter zu wundern, weshalb er den Fahltau nicht vertragen hatte, oder sich zu fürchten, da er sich nicht rühren konnte. Ein plötzliches Fluchen riss ihn aus seinem Delirium. Jemand hieb gegen etwas Hartes.
„Schweig endlich still!“ In der zischenden Stimme schwang eine unmissverständliche Drohung mit.
Eine Andere flüsterte etwas, woraufhin die erste verächtlich schnaubte. „Was kümmert mich das?!“
Ein kurzes Schweigen trat ein, in dem Morwes Herz panisch zu hämmern begann. Schweiß brach ihm aus jeder Pore seines Körpers. Er kannte denjenigen, der soeben gesprochen hatte.
Warum von allen Übeln auf dieser Welt ausgerechnet er?! Seine Gedanken überschlugen sich. Ihm wurde übel, aber er konnte die rasende Angst in sich nicht bändigen.
Wenn er mich hier findet...!
Die nächsten Worte gingen im Rauschen in Morwes Ohren unter. Er wusste - sollte er ihn hier hilflos vorfinden, er würde sich noch wünschen erstickt zu sein...


ich stelle gerade fest, dass ich mich jetzt viel entspannter fühle als vorher. Es geht doch nichts darüber, als sich am Leid seiner Figuren zu laben... Twisted Evil 
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BeitragThema: Re: Wen die Valar lieben...   Wen die Valar lieben... EmptyMi 29 Jan 2014, 22:39

Voller Unbehagen lauschte Morwe der geflüsterten Unterhaltung auf der anderen Seite des Regals. Zischend und drängend stritten die  Stimmen miteinander. Immer wieder hielten sie kurz inne, wie um zu horchen, dass auch ja niemand in der Nähe war. Er konnte es ihnen nicht verübeln. Was er hörte, tropfte ihm wie Säure in den Magen.
„Ich sage euch, die südlichen Grenzen in jenen Landen sind unbewacht! Das Gebiet ist weit und unübersichtlich, die Wälder dicht! Sie werden dort keinen Verdacht schöpfen!“, versuchte ein noch jung klingender Mann seine Mitverschwörer zu überzeugen.
Jemand schnaufte, ein anderer räusperte sich. Schließlich wandte sich der Sprecher an den schweigenden vierten Mann. „Was meinst du dazu, Ondollo? Wäre es nicht besser so? Dein Vater hat doch Einflüsse dort.“
Für einen Augenblick herrschte Stille.
Morwes Kehle fühlte sich vollkommen ausgetrocknet an. Jeder Atemzug schmerzte ihn. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Schließlich meldete sich Ondollo zu Wort. „Du bist dir schon darüber bewusst, allen Einfluss, den mein armseliger Vater besitzt, hat er entweder durch die Güte meiner Mutter erhalten oder er hat ihn von meinem werten Großvater geerbt. Du weißt wie meine Sippe zu unseren Vorhaben steht. Und wie Elothlonds Meinung dazu ist, kannst du dir wohl selber denken.“
Ein anderer hüstelte: „...wenn er davon wüsste.“ Alle lachten.
Hitze schwoll in Morwes Lungen an und brandete von innen gegen seinen Brustkorb. Für eine winzige Sekunde wünschte er sich, er wäre bei seinem Großvater geblieben und hätte ihm alles gebeichtet. Was auch immer die Strafe hätte sein mögen, es war immer noch eine bessere Aussicht, als hier gelähmt zu liegen und den verschwörerischen Plänen seines Vetters und seiner Helfer zuzuhören. Sollten sie ihn entgegen seiner grauenvollen Ahnung doch nicht entdecken, musste er ihre Pläne dennoch Elothlond anvertrauen. Wie sollte er ihm erklären, dass er zwar ihr Vorhaben belauscht hatte, aber keine Ahnung hatte, wann sie sich dort getroffen hatten? Vielleicht hatte er bis in die Nacht hier gelegen. Vielleicht war sogar ein halber oder gar ganzer Tag vergangen. Morwe wusste es nicht. Gar nichts wusste er mehr, nur noch, dass ein nebliger Gedankenstrom unablässig in seinem Kopf seine Kreise zog.
„...Ich nehme also an, du hältst es nicht für eine gute Idee?“, kam es von dem Ersten zögerlich.
Ein Klatschen erscholl und Morwe war sich sicher, Ondollo hatte dem Fragenden eine Ohrfeige erteilt. „Natürlich heißt es das, du vertrottelter Esel!“ Er zischte noch etwas, das Morwe jedoch nicht verstehen konnte, woraufhin Schweigen eintrat.
Einige Zeit blieb es dabei und beinahe hoffte er, die Verschwörer seien inzwischen aufgebrochen und alles sei überstanden. Doch dem war nicht so. Ein gedämpfter Ruf erklang auf einmal. Es schien von oben her aus dem Gang vor der Bibliothek zu kommen.
„Gehen wir nacheinander?“, fragte einer mit eingeschüchterter Stimme. Ondollo brummte zustimmend.
Ja, geht! Bitte! Morwe wagte kaum zu hoffen, die Gefahr möge endlich abziehen aus Furcht es könnte doch noch anders kommen. Aber in einigen Abständen verließen die Männer nach und nach den Raum. Morwe zählte mit. Wenn sich alle, die hier gewesen waren, einmal zu Wort gemeldet hatten, dürfte jetzt nur noch einer übrig geblieben sein. Gleich würde auch er verschwinden und alles wäre gut. [Alles wird gut...
Doch nichts geschah.
Habe ich mich verzählt? Sind sie vielleicht schon alle fort? Ein unruhiges Pochen in seiner Magengegend ließ ihn nichts gutes ahnen.
Plötzlich raschelte es in einem Regal. Jemand stellte ein Buch zurück. Finger trommelten über Holz. Es kam näher.
Morwe glaubte in Eiswasser zu fallen. Nein... Nein! Bitte, Ulmo hab Erbarmen mit mir! Aber das Schicksal kannte keine Gnade. Immer näher kamen die Geräusche. Kalter Schweiß brach auf seinem Körper aus. Er versuchte sich irgendwie zu bewegen, aber seine Glieder waren tot und rührten sich nicht. Nicht einmal seine Augen vermochte er zu schließen.
Sein Herz setzte aus, als ein Paar Stiefel im oberen Rand seines Blickfelds auftauchte.
„...Morwe?“, Ondollos Stimme zitterte leicht.
Morwes Augen wanderten langsam nach oben, wo das Gesicht seines Vetters über ihm auftauchte. Jeder Muskel in ihm schien vor Furcht zu brennen.
„Welch eine Überraschung...“
Bei dem hämischen tückischen Tonfall seiner Worte lief es Morwe kalt den Rücken hinab. Doch mehr als ein armseliges Stöhnen brachte er nicht heraus.
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BeitragThema: Re: Wen die Valar lieben...   Wen die Valar lieben... EmptySo 02 Feb 2014, 13:08


Die Zeit stand still. Sie geronn zu unförmigen nutzlosen Klumpen. Alles, was Morwe hören konnte, war sein eigener gellender Herzschlag, der gegen seine Ohren pochte. Eine Schweißperle löste sich von seiner Schläfe. Entsetzlich langsam rann sie seine Stirn hinab und verschwand in seinen Haaren. Ondollo rührte sich nicht. Wie eine Katze, die ihre Beute fixiert, verharrte er mit funkelnden Augen, die nichts Gutes erahnen ließen. Selbst im schwachen Licht entging Morwe nicht wie gerötet sie waren. Dunkle Schatten spannten sich unter ihnen.
Sein Vetter trat vor. Mit dem Fuß drehte er Morwe auf den Rücken und blieb neben ihm stehen, sodass sie sich direkt anschauen konnten. Als sich Ondollo in einer fahrigen Geste das aschblonde Haar hinter die Ohren strich, entblößte er dabei den wulstigen Striemen auf seiner linken Kopfhälfte. Die Narbe spannte sich von seiner Stirn bis weit über seinen Schädel, auch wenn man diesen größeren Teil nicht unmittelbar sehen konnte. Aber Morwe wusste, das er da war. Er war in der Schlacht, da sein Vetter jene Verletzung erlitten hatte, dabei gewesen.
Morwe konnte nicht umhin bei dem Kontrast zu erschaudern, den Ondollo zu seinem früheren Selbst bot, obwohl es jetzt schon beinahe 200 Jahre her waren. Einst hatten sie sich sogar gut verstanden. Wie Morwe hatte sich auch sein Vetter nie richtig in die Strukturen ihrer Familie einfügen können, er hatte kein Interesse an all den Machenschaften und dem ewigen Spiel um Macht und Herrschaft gehabt. Für die ständigen Streitigkeiten war er zu weich gewesen, zu seinen Gegnern zu nachsichtig. Doch ein einziger Schwertstreich hatte gereicht alle Sanftheit in ihm erkalten zu lassen. Ondollo war seit jenem Tag nie mehr der Gleiche gewesen.
Sein Vetter stieß ihn prüfend mit dem Fuß an. Er legte die Stirn in Falten, ob des fehlenden Widerstands. Ein Lächeln huschte über Ondollos Züge, dann versetzte er Morwe einen harschen Tritt in die Seite. Ihm fehlte selbst die Kraft dazu die Zähne aufeinander zu beißen, um ein Keuchen zu unterdrücken.
„Interessant...“, sein Vetter schlich wie ein Raubtier um ihn herum, ein schiefes Grinsen entstellte sein Gesicht. Ein zweiter heftigerer Tritt folgte dem ersten, doch Morwe konnte mit angehaltenem Atem wenigstens so viel Körperspannung aufbringen, um sich etwas dagegen zu wappnen. Ondollo schüttelte ob dieses kläglichen Widerstands nur den Kopf. Sein folgender Fußstoß zielte auf Morwes Brustkorb und presste ihm die Luft aus den Lungen, doch sein Husten wurde von einem weiteren Tritt in seine Magengrube erstickt. Schwer atmend schoss er seinem Vetter einen grimmigen Blick zu, der ihn jedoch nur auslachte.
„Jemand hat es nicht gut mit dir gemeint, hm?“, feixend ließ sich Ondollo auf Morwes Bauch nieder. „Aber reichlich schlampig, dich hier halb tot und unbeweglich liegen zu lassen...Hätte ich dich vergiftet, hätte ich sichergestellt, dass du wirklich stirbst... Hm.... Oder war es irgendein Unfall? -Wenn ja, dann gib Laut.“
Morwe presste trotzig die Lippen zusammen. Verschwinde und verrotte in Morgoths finstersten Kerkern, du elender Mistkerl!, er hoffte, dass wenigstens ein Bruchteil seines Zorns sich in seinen Augen spiegelte, wenn seine Gesichtszüge schon zu starr waren, um irgendeinen Ausdruck anzunehmen.
Sichtlich enttäuscht musterte Ondollo ihn. „Bei deinem Blick deute ich dein Schweigen schon fast als mangelnde Kooperationsbereitschaft von dir, weißt du das? Keine gute Idee in deiner Situation, wenn du mich fragst. Sollte ich dir mit dieser Annahme Unrecht tun, dann gib jetzt wenigstens einen Ton von dir.“
Das hättest du wohl gern. Stur fixierte Morwe seinen Vetter ohne das leiseste Geräusch von sich zu geben.
Ondollo seufzte resignierend. Urplötzlich trat ein unbeherrschter Ausdruck in seine Augen und er verpasste Morwe eine schallende Ohrfeige, die seinen Kopf zur Seite warf.
„Willst du dich über mich lustig machen?!“, er grub seine Hand in Morwes Haar und donnerte ihn mit dem Hinterkopf gegen den Fußboden.
Sterne stoben vor seinen Augen auf. Schmerz schoss wie ein Pfeil durch seinen Schädel bis hinter seine Stirn.
„Du bildest dir wohl ein, du seist unantastbar, wie?!“
Sein Vetter ließ ihn noch einmal mit dem Steinboden kollidieren.
„Du denkst, ich wäre keine ernst zu nehmende Gefahr für dich, oder?!“
Wieder und wieder hämmerte er mit Morwes Kopf auf die Fliesen ein, bis dieser im Delirium aus Schmerz und Schwindel Ondollos Worte kaum mehr vernehmen konnte.
„Für den Sohn des großen Armírë ist es bestimmt unmöglich sich zu fürchten! Was könnte dir schon passieren?!“
Morwe glaubte sein Schädel müsse jeden Moment in zwei gespalten werden oder sein Hinterkopf bersten wie ein rohes Ei. War es Einbildung oder spürte er wirklich Feuchtigkeit in seinem Nacken? Galle sammelte sich in seiner Kehle, er schmeckte Metall im Mund. Er wird mich umbringen...
„Es ist ja nur der schwachsinnige Ondollo! Was kann er schon machen?! -Aber ich sage dir etwas, Morwe: Niemand wird mehr über mich lachen, wenn ich ihnen deinen abgehackten Kopf auf einem Silbertablett serviere!!“
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